Privatisierung des Landgestüts Prussendorf

Erschienen am 23.04.2017

Interview mit Prof. Dr. Claudia Dalbert (Quelle: St. Georg)

Prussendorf wird privatisiert - über Hintergründe, Abläufe und Zukunftsvisionen haben wir mit Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90 Die Grünen) gesprochen, seit April 2016 Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt.

Warum soll das Landgestüt Prussendorf nun in private Hände wechseln?

Die Diskussion um das Landgestüt Prussendorf reicht schon mehrere Jahre zurück. Das Landgestüt erwirtschaftet seit langem Jahr für Jahr hohe Verluste - trotz Hundertausenden Euros an Zuschüssen und obwohl es große landwirtschaftliche Flächen gibt, die bei der Finanzierung helfen. Zudem hat sich ein großer Investitionsstau ergeben. Als 2016 dann die neue Regierung gewählt worden war, wurde ich damit beauftragt zu prüfen, welche Leistungen des Landgestüts nicht auf andere Weise abzudecken wären. Beispielsweise kann die - sehr gute - Ausbildung auch in den Nachbarländern geleistet werden. So hat das Kabinett entschieden, das Landgestüt in private Hände zu geben.

Was wurde unternommen, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Die Vorgängerregierung hatte mit der Gründung der GmbH bereits versucht, das Landgestüt auf sichere Füße zu stellen. Das war ja schon ein halber Schritt in Richtung Privatisierung. Aber es hat nicht ausgereicht.

Hat man an die Möglichkeit einer Private-Publik-Partnership gedacht?

Ich wüsste nicht, wie so etwas aussehen könnte. Mein Eindruck ist, wir als Land stehen in der Verantwortung, eine Lösung zu finden, die den Pferdestandort erhält und den Beteiligten eine Zukunft gibt.

Welchen Stellenwert hat Prussendorf in Ihren Augen in Sachsen-Anhalt?

Prussendorf ist ein traditioneller Pferdestandort, aber die Hengsthaltung spielt bei uns keine solche Rolle wie z.B. in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Sehr wichtig ist der Reitsport bei uns aber als Breitensport. Und das wollen wir auch fördern.

Wie denken Sie persönlich über die Schließung des Landgestüts?

Es ist nie schön, sich von solchen Traditionen zu trennen. Aber wir müssen das Land so aufstellen, dass wir unsere finanzielle Bewegungsfreiheit erhalten. Das ist der Zwiespalt, in dem wir stecken. Der Schritt fällt nicht leicht. Aber ich denke, dass es am Ende das Beste ist für Prussendorf. Und auch für die Beteiligten, für die das alles eine große nervliche Belastung war.

Wie sieht die Zukunft des Landgestüts aus?

Ganz wichtig ist: Wir wollen, dass die Pferdehaltung weitergeführt wird. Die Immobilie soll verkauft werden inklusive des Landes, das für die Aufrechterhaltung des Pferdebetriebs notwendig ist. Die übrigen landwirtschaftlichen Flächen bleiben im Besitz des Landes und werden verpachtet.

Was geschieht mit den Angestellten und den Pferden?

Was die Angestellten angeht, werden wir mit den zukünftigen Besitzern des Anwesens verhandeln. Die jüngste Azubi-Generation wird 2019 fertig mit der Ausbildung. Und manche der Angestellten haben ihr ganzes Leben in Prussendorf verbracht. Sie kennen den Betrieb in- und auswendig. Ihr Know-how wäre auch für künftige Eigentümer von Nutzen. Noch haben wir keinen Käufer. Aber es ist klar, wir haben eine Verantwortung für die Menschen und die Tiere, die wir ernst nehmen.

Haben sich denn schon Kaufinteressenten gemeldet?

Ja, es gab schon Interessenten.

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