Pferdezüchter in Mecklenburg-Vorpommern blicken optimistisch in die Zukunft

Erschienen am 25.04.2017

Die Delegierten bekundeten bei der Versammlung am 22. April in Güstrow mit 82,3 Prozent Anwesenheit ihre Zustimmung zum Verband der Pferdezüchter. Beschlüsse wurden einstimmig gefasst.

(Güstrow) Zogen 2013 und 2014 dunkle Wolken über den Verband der Pferdezüchter in Mecklenburg-Vorpommern, weil rückläufige Zahlen auch das wirtschaftliche Ergebnis in die roten Zahlen trieben. So hellte es sich bereits 2015 wieder deutlich auf. Und das nicht nur aufgrund höchster Sparsamkeit. Vielmehr schien das Tal, das allen Pferdezuchtverbänden in Deutschland Sorge bereitet, allmählich durchschritten zu sein. Auch Prokuristin Heike Fischer konnte bereits 2015 wieder von einem ausgeglichenen Haushalt berichten.

Jörg Hasselmann, der Präsident des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern, beim vortragen des Rechenschaftsberichtes zur Delegiertenversammlung am 22. April in Güstrow. Foto: Jutta Wego

Bei der Delegiertenversammlung am 22. April in Güstrow bestätigten die vorgelegten Zahlen die Prognose. Es wurde wieder ein Überschuss von 36.000 Euro erwirtschaftet. Das war natürlich eine sehr positive Nachricht, die Verbandspräsident Jörg Hasselmann gleich zu Beginn seines Referats vermelden konnte. Er zeigte auf, was sich später auch im züchterischen Jahresbericht des Zuchtleiters und Geschäftsführers Uwe Witt wiederspiegelt, dass es in vielen Bereichen, was die Zahl der Zuchtpferde und andere Marker betrifft, wieder leichte Steigerungen gibt.

Aber auch "die straffere Verbandsführung mit Personalreduzierung, Erhöhung von Serviceleistungen, ein strafferes Schausystem, die erhöhten Anstrengungen bei der Vorbereitung der Hauptkörung und nicht zuletzt die Wiedereinführung der betriebswirtschaftlichen Monatsberichte, trugen zu dem guten Ergebnis bei", so der Präsident. Er informierte auch, dass es eine Erhebung unter den deutschen Verbänden im Hinblick auf das Preis-Leistungsverhältnis gibt. Hier liegt der Mecklenburger Verband an dritter Stelle. Eine Nachricht, die hellhörig machte, zumal die beiden führenden Südverbände für ihr Personal, im Gegensatz Mecklenburg-Vorpommern, teilweise noch staatliche Unterstützung erhalten.

Verband steht auf finanziell soliden Füßen

Hasselmann: "Wir stehen somit auf soliden Füßen und haben keinen Grund Fusionsgedanken zu hegen, oder Kooperationen um jeden Preis einzugehen." Das sagte er mit Blick auf die im vorigen Jahr mit knapper Mehrheit von einer Stimme beschlossene Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft (AG) der Süddeutschen Zuchtverbände, zu der der Präsident legitimiert wurde, Verhandlungen zu führen. "Diese Verhandlungen gestalteten sich schwierig, wenn man überhaupt von solchen sprechen kann. Lediglich mit AG-Leiter Bange gab es Gespräche, andere Runden wurden immer wieder abgesagt", so Hasselmann weiter.

Deshalb ist der Präsident heute überzeugt, dass das Kooperationsvorhaben keinen Sinn macht und nicht zustande kommen wird. Mit einem weiteren Blick auf die gegenwärtige Situation, in der kein zwingender Handlungsbedarf besteht, sagte er weiter: "Wir sollten Zusammenarbeit anstreben, vor allem mit unseren nördlichen Nachbarn, wenn es und wo es unseren Züchtern und unserem Verband nützt." Dennoch mahnte er, weiter daran zu arbeiten, dass der Mecklenburger Pferdezuchtverband in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird.

Aus der Mitteldeutschen Pferde-Marketing GmbH (MPM), die uns viel Geld gekostet, aber wenig Zugewinn brachte, ist der Verband der Pferdezüchter MV bereits 2015 ausgestiegen. Die Tendenz geht dahin, dass sie ganz aufgelöst wird, weil auch Sachsen/Thüringen aussteigen will, informierte der Präsident und er ist zuversichtlich, "dass unser Verband seine Einlagen wieder zurück erhält". Dass bei den Auktionen der MPM anlässlich des "Schaufensters der Besten" Mecklenburger Reitpferde stets zu den teuersten Pferden gehörten, soll nicht unerwähnt bleiben und spricht für unsere Pferde.

Hauptkörung ist ein Zugmagnet und wichtige Finanzquelle

Jörg Hasselmann ging auf die Hauptkörung im November ein, die wieder sehr gut gelaufen ist, auch was das finanzielle Ergebnis betrifft. Er unterstrich, was auch Prokuristin Heike Fischer bestätigte, dass die Körung eine unverzichtbare Einnahme-Quelle für den Verband und quasi unser Schaufenster für Pferdeleute aus Deutschland und Europa ist. Dass angesichts unserer kleinen Population immer wieder auch Mecklenburger Hengst im Vorderfeld zu finden sind und 2016 sogar wieder der Sieger bei den dressurbetont gezogenen Pferden Mecklenburger Papiere hatte, freut in dem Zusammenhang besonders.

Bezüglich des Körzeitpunkts brachte Hasselmann seinen Unmut zum Ausdruck: "Ich kann es nicht verstehen, dass sich die Verbände, im Verbund mit der FN, nicht dazu durchringen können, die Körung zum Schutz der jungen Hengste auf das Frühjahr zu verlegen und ihnen so noch ein Weidejahr zu gönnen. Da lob ich mir das Landgestüt Redefin mit seinen selbst aufgezogenen Hengsten, die vierjährig zur Körung erscheinen." Profitdenken steht hier leider vor Pferdeschutz und die Blockierer sind die großen Verbände.

Jörg Hasselmann lobte in dem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit dem Landgestüt Redefin und seiner Führungsriege. Bei der Körung kommt das Jahr für Jahr besonders zum Ausdruck. Wenn er davon sprach Redefin noch mehr in die Meister- und Lehrlingsausbildung einzubeziehen, dann sollte das ein Fingerzeig an das Land sein, das die dezentrale Ausbildung in Güstrow favorisiert. Minister Backhaus, der nach Jahren der Abstinenz auch wieder als Gast anwesend war, hat die Botschaft wohl vernommen. Der Präsident richtete gleichwohl einen Dank an das Ministerium, dem das Wohl der Pferdezucht, anders als in manch anderen Bundeländern, sehr am Herzen liegt.

Pferdezucht und Pferdesport Hand in Hand

Breiten Raum nahm im Bericht des Präsidenten die gute Verbindung zum Pferdesportverband und seiner Protagonisten ein. Die Zusammenarbeit mit den großen Reitställen wie die von Holger Wulschner, Sandra Engelmann und Heiko Schmidt hob er besonders hervor. Er lobte aber auch die Reiter ganz allgemein, die mit ihrer guten Ausbildung und ihren sportlichen Erfolgen, teilweise weltweit, gleichzeitig auch Werbung für den Zuchtverband und Pferde aus Mecklenburg-Vorpommern machen. Ganz besonders im Springsport, wo Mecklenburg-Vorpommern den anderen Ostverbänden weit voraus ist.

Die Zusammenarbeit der Geschäftsstellen in denen die Mitarbeiter zum Teil gleiche Interessen vertreten, kann als Symbiose bezeichnet werden und trägt darüber hinaus zum laufenden Gedankenaustausch und zum gegenseitigen Verständnis bei. Erstmals überhaupt, ging ein führender Vertreter des Zuchtverbandes, in diesem Fall der Präsident, auf das Thema Landeschampionate ein. Darin zeigt sich ein Wandel im Denken, der zu positiven Ergebnissen auf diesem Gebiet führen kann. In diesem Jahr gibt es erstmals wieder für alle Disziplinen Landeschampionate.

Seinen Dank richtete der Präsident ganz gezielt auch an das Engagement der führenden Köpfe und der Züchter im Ponybereich, der dadurch einen bedeutenden Aufschwung erfuhr. Patricia von Mirbach ist der Motor in Sachen "Pony-Forum", über das der Verkauf mit guten Preisen in den letzten Jahren forciert wurde. Martin Thielk kümmert sich engagiert um die IG Deutsches Reitpony. Auch an die Haflingerhalter unter Führung von Dörte Wolfgram ging sein Dank. Ebenso an Susan Bolte für ihren Einsatz bei den Lewitzern. Danke sagte er Gisbert Koch, dessen IG-Aktivitäten dazu beitragen, dass sich Shetlandponyzüchter sogar bis aus Westfalen dem Mecklenburger Verband anschließen.

Das Pferdezuchtjahr 2016 in Zahlen

Zuchtleiter/Geschäftsführer Uwe Witt ging in seinem züchterischen Jahresbericht auf die Zahlen und Bestände ein, was er mit vielen Grafiken und Tabellen untermauerte. Auch er sprach von einer Trendwende was die Zahl der Mitglieder und Pferde betrifft. 1.750 Mitglieder hatte der Verband zu Jahresbeginn. Im Jahresmittel waren es 1.809. Fluktuationen entstehen durch das ab- und wieder anmelden von Zuchtpferden. Die Gesamtzahl der Pferde in MV liegt zwischen 22.000 bis 25.000, die der Halter zwischen 5.100 und 5.300. Eine genaue Statistik gibt es wegen der vielen Hobbyhalter nicht.

Der Zuwachs von 184 Stuten zum Vorjahr, unterstreicht die prognostizierte Trendwende. Bei den Mecklenburger gab es 42 Stuten mehr, bei den PKS-Rassen sogar 142. "Der Anteil der im Stutbuch registrierten Stuten liegt bei 47,5 Prozent", so Uwe Witt. 416 Stuten, ähnlich wie 2015, wurde im Vorjahr in die Zuchtbücher aller betreuten Rassen eingetragen. Eine analoge Steigerungsrate zu 2015 gibt es mit 7,5 Prozent auch bei den Bedeckungen.

Uwe Witt stellte nach eigener Erhebung fest, dass Mecklenburg-Vorpommern sich in der Nutzung der eingetragenen Stuten in Bezug auf Bedeckungen und Abfohlungen im guten Mittelfeld befindet. Was die Eintragungen als Reitpferde bei der FN betrifft, so gibt es zu 2015, als 433 Pferde eingetragen wurden, leider noch einen kleinen Rückgang auf jetzt 403 Pferde/Ponys mit der Verbandsnummer 27. Die Steigerungen wirken sich dort aber erst aus, wenn die Pferde vier bis fünf Jahre alt sind. Nach Aussage des Zuchtleiters werden ca. 30 Prozent der Zuchtstuten geprüft. Das könnten, als wichtiges Instrument der Selektion, mehr sein und Uwe Witt wüscht sich vor allem, dass die besten Stuten, auch wenn sie später verkauft werden, zunächst ein oder zwei Fohlen bringen, um den züchterischen Fortschritt zu nutzen.

Dr. Till Backhaus bekundet sein Interesse an der Pferdezucht

Agrarminister Dr. Till Backhaus überbrachte ein Grußwort aus seinem Hause und stellte seine unverbrüchlich positive Haltung zur Pferdezucht in Mecklenburg-Vorpommern zum Ausdruck, die auch persönlich motiviert ist. Er hob aber auch den wirtschaftlichen Faktor im Land hervor, der von den Pferden abhängt. Nach Ermittlungen seines Hauses hängen in Mecklenburg-Vorpommern etwa 5.000 Arbeitsplätze an der Zucht und Haltung von Pferden.

Er brachte seine Freude zum Ausdruck, dass es wieder leichtere Steigerungsraten in der Pferdezucht gibt. Was die Kooperation oder Zusammenarbeit, vor allem mit den norddeutschen Verbänden, betrifft, so begrüßt er diese, wenn sie sinnvoll sind, ebenfalls. An der Eigenständigkeit des Mecklenburger Verbandes sollte es keine Zweifel geben.

Er sprach die Investitionen im Landgestüt Redefin an, "die für alle Züchter und Pferdehalter im Land getätigt werden", so seine Worte. Das Landgestüt sollte mit all seinen Möglichkeiten deshalb noch mehr von den Züchtern und vom Verband genutzt werden. Mahnend erwähnte er, dass mühsam erkämpfte EU-Fördermittel im vorigen Jahr nicht abgerufen wurden. Er gab zwar zu, dass die Ausfüllung der Anträge etwas kompliziert ist. Die Mitarbeiter der Verbands-Geschäftsstelle werden dabei sicher helfen, zeigte er sich überzeugt (das hatte Prokuristin Heike Fischer zuvor in ihrem Bericht bereits angeboten).

Grüße des Pferdesportverbandes und der Landeskommission

Offizieller Vertreter der Pferdesportler war in Abwesenheit des Präsidenten Dr. Burkhard Dittmann, der an dem Tag als aktiver Reiter an einem Turnier teilnahm, LK-Vorsitzender Franz Wego. Er zeigte anhand einiger Zahlen die kontinuierlich gute Entwicklung des Verbandes auf, der gegenwärtig mehr als 9,200 Mitglieder hat, was ihn zum fünftgrößten Sportfachverband in MV macht. Auch die Zahl der Turniere ist gegenüber 2015 um weitere fünf gestiegen und betrug 115. Hinzu kommen rund 90 Reiter- bzw. Fahrertage. Die Leistungsstärke unserer Springreiter kommt nach seiner Meinung auch in der Zahl von zehn Reitern der Leistungsklasse 1 zum Ausdruck. Die anderen ostdeutschen Verbände haben zusammen nur fünf.

Auch Wego betonte ausdrücklich die angenehme und fast familiäre Zusammenarbeit beider Verbände, die ganz wesentlich den handelnden Personen in beiden Geschäftsstellen zuzuschreiben ist. Dass die Landeschampionate diesmal Platz im Referat des Zuchtverbandspräsidenten fanden, begrüßte er ausdrücklich. Nach Unstimmigkeiten in zurückliegender Zeit, brachte der LK-Vorsitzende seine Hoffnung zum Ausdruck, dass mit einer im Zuchtverband eingerichteten Arbeitsgruppe zukünftig eine beschlussfähige Vorlage zu den Modalitäten der Landeschampionate erarbeitet wird.

Silbernadeln für Heike Fischer und Uwe Träder

Verbandsprokuristin Heike Fischer und Stutbuchführer Uwe Träder wurden bei der Delegiertenversammlung für ihr langjähriges Engagement zum Wohle der Pferdezucht in MV mit der silbernen Ehrennadel des Verbandes ausgezeichnet. Foto: Jutta Wego

Sie schauten überrascht drein, als sie zur Auszeichnung nach vorn gebeten wurden. Verbandsprokuristin Heike Fischer und Stutbuchführer Uwe Träder wurden für ihr großes Engagement durch den Präsidenten mit der Ehrennadel des Pferdezuchtverbandes in Silber ausgezeichnet.

Heike Fischer gilt als die Seele und der Ruhepol in der Geschäftsstelle. Ihre stets freundliche Art, der sich vor allem auch im Umgang mit den Züchtern niederschlägt, findet Land auf Land ab viel Lob. Hinzu kommt ein hohes Maß an Sachverstand, auch was die Berührungspunkte in sportlichen Fragen betrifft. Darüber hinaus zeichnet sie sich durch große Zuverlässigkeit in der Führung der Verbandsfinanzen aus. Ihre Einsatzbereitschaft ist sprichwörtlich.

Uwe Träder, wie Heike Fischer einst aktiver Turnierreiter, ist derjenige im Verband, der am meisten reisen muss. Die Registrierung, sowie das Chippen und Brennen von Fohlen im In- und Ausland, ist ein Teil seines Tätigkeitsfeldes. Keine Stute und kein Hengst wird der Bewertungskommission vorgestellt, bevor Uwe Träder nicht das Widerristmaß genommen und das Signalement festgestellt wurde. Täglich feilt er an seinem umfangreichen Terminplan, weil Stallbesuche in Sachen Fohlen- und Stutbuchaufnahmen ständig zunehmen. Darüber hinaus koordiniert Uwe Träder seit vielen Jahren die Jungzüchterarbeit.  (Franz Wego)

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