Veterinärmedizin: Equine Infektiöse Anämie

Erschienen am 26.04.2011

Die Pferdeseuche hat in letzter Zeit gehäuft zu Todesfällen geführt. Die Gefahr der Ausbreitung vermag niemand vorherzusagen.

Für den Nachweis der Equinen Infektiösen Anämie (E.I.A.) sind Blutproben nötig. Foto: Gosewisch
Die "Ansteckende Blutarmut" (Equipe Infektiöse Anämie - E.I.A) gehört zu den am meisten gefürchteten Pferdekrankheiten. Sie galt in Deutschland als ausgerottet, bis 1998 einige Fälle in Bayern auftraten und 2002 einige Fälle in Hessen. Ende 2009 jedoch häuften sich die Anzeigen.
In Bayern sind nach Angaben des Internationalen Tierseuchenamtes (OIE) auf zwei Betrieben im fränkischen Landkreis Kulmbach sechs Fälle der anzeige- und bekämpfungspflichtigen Krankheit nachgewiesen worden. Vier Wochen zuvor gab es im baden-württembergischen Zollernalbkreis einen Fall und gleichzeitig einen weiteren im nordrhein-westfälischen Kreis Mettmann.
Alle Pferde, die das Virus der E.I.A. in sich tragen, werden auf amtstierärztliche Anweisung getötet. Um die betroffenen Betriebe wird ein Sperrbezirk gelegt, es gelten strikte Quarantänemaßnahmen für 60 Tage. Die tierseuchenrechtlichen Bekämpfungsmaßnahmen trafen im Januar und Februar auch das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse), denn es gab einen Kontaktfall zum fränkischen Kulmbach. Eine Schülerin des Internats hatte ihr Privatpferd wenige Tage vor der Feststellung mitgebracht und eingestallt. Das führte zu rund 200 weiteren möglichen Kontaktpferden im Landgestüt, die unter amtstierärztliche Kontrolle gestellt wurden.
 
Entwarnung in Neustadt
 
Nur aufgrund der extrem kalten Witterung im Januar gab der zuständige Amtstierart Dr. Matthias Rott, Kreis Ostprignitz-Ruppin die Erlaubnis für das Internationale Springturnier, das in direkter Nachbarschaft auf dem Gelände des Gestüts stattfand. ?Die Witterung ist entscheidend. Die Übertragung der E.I.A. geschieht über Kontakt unter den Pferden durch Speichel, Urin, Sperma und Milch und über stechende und beißende Insekten, die wir bei gut 15 Grand Minus ausschließen können. Natürlich wird es keinen Kontakt zu den gesperrten Stalltrakten geben", erklärte der Veterinär Ende Januar.
Inzwischen gibt es in Neustadt Erleichterung: Alle Blutproben der Verdachtstiere waren negativ. Nach Einschätzung von Dr. Matthias Rott wird es jedoch nie eine vollständige Entwarnung geben können. ?Turniergeschehen und entsprechende Transporte der Pferde mit ständigem Stallwechsel vervielfachen die Gefahr der Ausbreitung durch Kontakte. Im Sommer gibt es einen Ausbreitungsdruck über Insekten, das kann verheerende Folgen haben", schätzt er.
 
Anzeichen
 
Bei der Übertragung wird das Virus rein mechanisch transportiert. In den Insekten findet keine Vermehrung des Virus statt. Es bleibt in ihnen auch nur 30 Minuten übertragbar. Das Virus verursacht im Körper der Pferde schubweise eine Auflösung der Blutplättchen und der roten Blutkörperchen, was zur so genannten Blutarmut führt. Das kann im akuten Fall zum direkten Tod führen, kann aber auch einen andauernden Krankheitsverlauf nehmen. In der Regel schwächt das Virus das Immunsystem so stark, dass es anfällig für andere Infektionen wird.
Die Anzeichen der infektiösen Anämie sind nicht immer eindeutig. Im akuten Stadium zeigen erkrankte Pferde in der Regel Fieberschübe mit hohem Fieber. Die meisten gehen unsicher und wirken benommen. Gerötete Augen mit Ausfluss, Wassereinlagerung mit Schwellungen, Futterverweigerung und stark verminderte Leistungsfähigkeit können weitere Symptome sein. Typisch für die Erkrankung, meist an mehreren Stellen im Körper, sind auftretende Blutungen in Form von kleinen bis winzigen Punkten. Meist geht die Entzündung nach zwei bis fünf Tagen in den chronischen Zustand über, der manchmal sogar Jahre andauern kann. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung kann mehrere Wochen dauern. Es gibt auch infizierte Pferde, die keine Symptome zeigen. Sie können lebenslang Virusträger sein und sind damit eine fortwährende Infektionsquelle.
 
Bekämpfung
 
Derzeit können erkrankte Tiere weder behandelt werden, noch kann gegen die Infektiöse Anämie vorbeugend geimpft werden. Positiv getestete Pferde müssen eingeschläfert werden. Bei einem Verdacht müssen sofort Tierarzt und Veterinäramt informiert werden. Nachweisen lässt sich die Erkrankung über den so genannten Coggins-Test. Die Veterinärämter raten bei Neuanstallungen neben den üblichen Hygienemaßnahmen zu Kontrolluntersuchungen. Für Menschen ist die Infektiöse Anämie der Pferde ungefährlich. (Quelle: Reitsportmagazin 03/2010)

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