Güstrow: Vielseitigkeitsrichter im Theorie- und Praxistest

Erschienen am 05.10.2011

 

Vielseitigkeitsrichter frischten mit Martin Plewa in Güstrow ihr Wissen auf und junge Buschreiter ließen sich dabei beim Stilgeländeritt bewerten. Foto: WegoAcht Buschrichter frischten ihr Wissen auf

Güstrow - Der Weg zum Turnierrichter, dem eine aktive Reiter-/Fahrer-laufbahn vorausgehen muss, ist mühsam und dauert von der ersten Antragstellung, der nach einem Seminar die Aufnahme in die Richteranwärterliste folgt (wenn die Landeskommission zustimmt), einige Jahre. Wenn man dieses Ziel erreicht und die Grundprüfung erfolgreich absolviert hat, ist der Verbleib auf der Richterliste aber keineswegs zeitlebens gesichert. Vielmehr müssen sich die Turnierrichter ständig mit den Regeln des Turniersports und ihren permanenten Veränderungen auseinandersetzen und zusätzlich Weiterbildungsseminare besuchen.

Ein solches Seminar fand am "Tag der Einheit" für Richter die die Qualifikation zum Vielseitigkeit richten haben in Güstrow statt. Ekkehard Werner (Waren), selbst ein erfahrener Vielseitigkeitsrichter, hat dieses Seminar als Vorsitzender des Richter-/Parcourschefausschuss der Landeskommission Mecklenburg-Vorpommern initiiert und als Lektor keinen geringeren als den Vorsitzenden des Ausschuss Vielseitigkeit der Deutschen Richtervereinigung, Martin Plewa, gewonnen. Plewa, lange Jahre auch Bundestrainer und im Berufsleben Leiter der Landesreitschule von NRW in Münster-Handorf, hat selbst als Championatsreiter alle großen Vielseitigkeitsplätze der Welt gesehen und einst mit seinem Trakehner Habicht herausragende internationale Erfolge erzielt. Ein in jeder Frage kompetenter Mann also, dessen Wort auch in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) etwas gilt.

Von den 16 Richtern der Landeskommission Mecklenburg-Vorpommern die die Qualifikation zum Vielseitigkeitsrichten haben waren acht anwesend. Weitere drei Kolleginnen haben aus persönlichem Interesse teilgenommen. Man hätte sich durchaus auch die eine oder andere Richteranwärterin (eine war dabei) mehr gewünscht. Vielseitige Informationen, die Vielseitigkeit umfasst ja auch die Dressur und das Springen, können auf dem Weg zur Richterausbildung nie schaden.

Es war ein rundum gelungenes Seminar mit einer lebhaften Diskussion. Das Thema lautete "Stilgeländeritt und Sicherheitsaspekte in der Vielseitigkeit". Martin Plewa verstand es als ausgebildeter Pädagoge den Seminarteilnehmern im theoretischen Teil, der 2,5 Stunden einnahm, sein Wissen plastisch zu vermitteln. Viel Wert legte er auf die Erläuterung des leichten Sitzes, der im Gelände von ganz besonderer Bedeutung ist, um das Pferd nicht aus der Balance zu bringen. Immer wieder machte er deutlich, dass der Reiter lernen muss, seinen Schwerpunkt zentriert über dem Schwerpunkt des Pferdes einzustellen. Durchfedern im Fußgelenk, geschmeidige Kniegelenke, Beweglichkeit in der Hüfte, gerade Oberkörperlinie, losgelassene Schulterpartie, Beweglichkeit in den Ellenbogen und im Handgelenk sowie eine unverkrampfte Kopfhaltung nannte Martin Plewa als Hauptkriterien eines losgelassenen Sitzes.

Im praktischen Teil behandelten die Seminarteilnehmer den Aufbau von Geländehindernissen unter besonderer Berücksichtigung der Sicherheit. Das Thema "fest" spielte vor allem vor dem Hintergrund eines Gerichtsurteils in Brandenburg eine besondere Rolle. Letztlich gibt es keine absolute Sicherheit, gab auch Martin Plewa einem Seminarteilnehmer Recht. "Ich hätte nie für möglich gehalten, dass das Hindernis, in dem es in dem Gerichtsprozess ging, umkippen könnte und nach Meinung des Gerichts deshalb nicht das Kriterium "fest" erfüllte. Bei Hallenveranstaltungen, wo die Hindernisse zumeist nicht tief in der Erde verankert werden können, plädiert Martin Plewa deshalb nur für Steilsprünge.

Relative Einigkeit in der Grundbewertung, nachdem die Theorie ausführlich behandelt wurde, herrschte zwischen Plewa und den Seminarteilnehmern beim praktischen Richten eines Stilgeländeritts mit zehn Teilnehmern, der auf dem Turnierplatz als offizielle Prüfung ausgeschrieben war. Ein lehrreiches Seminar ging danach zu Ende, von dem die Teilnehmer viel für die weitere Praxis mitnehmen konnten. (Franz Wego)

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