Aufgabenhefte im Umbruch
Erschienen am 12.10.2011
Die neuen Aufgabenhefte - gültig ab 1. Januar 2012
Mit der Neuauflage der Aufgabenhefte Reiten, Fahren und Voltigieren, die am 1. Januar 2012 in Kraft treten, ändern die bisher gelben kleinen Ringbücher ihre Farbe. Sie sind jetzt blau und passen besser in die Jackentasche. Die wirklich wichtigen Änderungen stecken aber zwischen den blauen Buchdeckeln. Mehr als 50 Prozent der Aufgaben sind verändert oder neu. Wir stellen euch kurz die wichtigsten Neuerungen vor, damit ihr schon mal gewappnet seid für die Turniersaison 2012.
Neue Aufgaben zu erstellen ist aufwändig. Bereits im Oktober 2009 machten Arbeitskreise der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) mit Experten an die Überarbeitung. Die Ergebnisse wurden mit Reitern und Pferden ausprobiert, verschiedenen Zustimmungsgremien vorgestellt und passierten dann schließlich im Mai 2011 die FN-Tagungen. Damit sind die neuen Aufgabenhefte ein Werk vieler Fachleute: Ausbilder, Richter, Bundestrainer. Allein für Reiten war eine 14-köpfige Fachgruppe im Einsatz, dazu zwei weitere Arbeitskreise für die Vielseitigkeitsaufgaben und die Entwicklung der Standardparcours, in dem natürlich auch Parcoursbauer mitwirkten.
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Erstens sollen die Aufgaben besser unterschieden werden können, was ihre Linienführung, die Lektionen und den Schwierigkeitsgrad betrifft. Daraus ergibt sich die Aufteilung in Ein-Sterne und Zwei-Sterne-Aufgaben ab Klasse A. Das erlaubt eine bessere Abstufung der Schwierigkeitsgrade und kleinere Schritte in den Anforderungs-Steigerungen.
Zweitens sollen die Richter das Gerittensein des Pferdes und die reiterlichen Fähigkeiten noch besser überprüfen können. Deswegen werden auch neue Lektionen und Lektionsabfolgen eingeführt. Zudem setzt sich die Schlussnote nun aus den einfach gewerteten Einzelnoten Schritt, Trab und Galopp sowie den mit Faktor zwei einfließenden Noten für Gehorsam und Durchlässigkeit des Pferdes sowie Sitz und Einwirkung des Reiters zusammen.
Drittens wurden die Anforderungen für junge Pferde - innerhalb der verschiedenen Klassen - dem jeweiligen Ausbildungsstand besser angepasst.
Und das sind die wichtigsten Neuerungen in der Dressur:
- Aus den Dressurpferde- und Eignungsprüfungen der Klasse A wird das Rückwärtsrichten herausgenommen, da es vielen jungen Pferden noch zu schwer fiel. Dressurpferdeprüfungen der Klasse A können nun auch auf einem 20 x 60-Viereck geritten werden, damit sich die jungen Pferde besser entfalten können.
- In Dressurprüfungen der Klasse A wird vermehrt das Viereck verkleinern oder vergrößern aufgenommen - in A*-Aufgaben im Schritt, in A**-Aufgaben im Trab. Damit soll der Schenkelgehorsam des Pferdes sowie die diagonale Hilfengebung des Reiters überprüft werden.
- In Dressurprüfungen der Klasse L bleiben in L* die bisherigen Anforderungen bestehen, in L** werden aber die Lektionen Schulterherein und Traversalen abgefragt. Auf diese Weise führen die L**-Aufgaben zur Klasse M hin, allerdings ohne fliegende Galoppwechsel, jedoch mit starkem Schritt.
- Bei Dressurprüfungen der Klasse M wurden einige Aufgaben verbessert und aktualisiert, zusätzlich gibt es eine neue M**-Aufgabe, um die Auswahl zu vergrößern.
- In den Dressurprüfungen der Klasse S gibt es ab 2012 eine Übergangsaufgabe für sieben- bis achtjährige Pferde mit entsprechend angeglichenem Anforderungsgrad wie zum Beispiel einer Viertel-Pirouette statt wie bisher einer halben. Diese Aufgabe - alternativ auf Trense oder Kandare vom Veranstalter auszuschreiben - soll es den jungen Pferden erleichtern, in den S-Bereich hineinzuwachsen.
- Bei Vielseitigkeitsaufgaben gibt es neue A-, L- und M-Aufgaben, die jetzt systematisch aufeinander aufbauen und zum Teil aus dem internationalen Reglement übernommen wurden.
Die Neuerungen im Springen betreffen vor allem die dressurmäßige Ausbildung von Reiter und Pferd. Entsprechend wurden die alten Standardparcours überarbeitet. Gefordert werden ab 2012 unter anderem Volten, Zirkel und Kehrtvolten im Trab und Galopp, außerdem wird bereits das Einreiten, Halten und Grüßen bei der Wertnotenfindung berücksichtigt. Mit den Anpassungen kommt man auch den Parcoursbauern entgegen. Denn die überarbeiteten Standardparcours sind weitgehend Vorschläge, die bestimmte Vorgaben wie Höhe, Anzahl Steilsprünge, Oxer oder Kombinationen enthalten, und sich unter Einhaltung dieser Vorgaben in bestehende Parcours integrieren lassen. Somit wird der Umbauaufwand bei Turnieren geringer.
Das neue Aufgabenheft Reiten ist seit Anfang September beim FNverlag (Telefon: 02581/6362-154 oder -254, Fax: 02581/6362-212, E-Mail: vertrieb-fnverlag@fn-dokr.de, www.fnverlag.de) erhältlich. Das 352 Seiten umfassende Ringbuch - jetzt neu in blau - kostet 15,80 Euro. Wer den alten gelben Ordner behalten will, kann nur den neuen Inhalt für 9,80 Euro bestellen.
Wichtiger Hinweis für Veranstalter: Die Veranstalter müssen sich für die Turniersaison 2012 unbedingt mit den neuen Aufgabenheften auseinandersetzen, bevor sie die Aufgaben ausschreiben. Viele Aufgaben haben neue Nummern und neue Anforderungsprofile.
Über die Neuerungen im Voltigieren und Fahren berichten wir im nächsten pferdenah-Newsletter.
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