Ruhestand: Legende der Pferdeszene tritt ab

Erschienen am 01.01.2012

Hans Helmut Sievers, verabschiedet sich in den Ruhestand

Hans Helmut Sievers und die Pferde: Den Grundstein haben schon seine Eltern gelegt. Jetz ist der Senior von allen Ämtern zurück getreten. Foto: Jutta WegoTasdorf. Alle Auszeichnungen aufzählen kann Hans Helmut Sievers selbst kaum. Es sind viele, etwa das Deutsche Reiterkreuz in Bronze und Silber, die Gustav-Rau-Medaille, die Goldene Nadel des Holsteiner Verbandes, die Ehrennadel des Pferdesport-Verbandes, Goldene und Silberne Plaketten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und eine Auszeichnung der Landwirtschaftskammer. Zum Ende des Jahres gibt der 75-jährige Pferdemann aus Tasdorf nach Jahrzehnten als ehrenamtlicher Sport- und Zuchtrichter alle Aufgaben ab.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt", sagt Sievers in seiner besonnenen Art, die ihm - gepaart mit seiner Fachkompetenz und Unbeirrbarkeit - im Land und weit darüber hinaus diesen besonderen Respekt eingebracht hat, der in zahlreichen Ämtern mündete. "Ich hatte mir schon vor Jahren vorgenommen, mit 75 aufzuhören, das sollte man entscheiden, wenn man noch frisch im Kopf ist." Sievers ist nachdenklich. "Es gibt manchen Kollegen, der das schon zu lange macht", sagt der Pferdemann, der bis zum vollendeten 80. Lebensjahr richten dürfte.

Er sitzt an seinem Esstisch, durch die großen Glasfenster hinter ihm ist eine Stutenherde zu sehen. Die Pferde grasen auf Weiden, die der "Tiermensch", wie er sich selbst beschreibt, von seinem Vater Helmut geerbt und vor elf Jahren mitsamt dem Pferdezucht-, Aufzucht- und Ausbildungs-Betrieb an Sohn Harm abgegeben hat. 25 Jahre lang hatte Sievers bis 1995 auf den eigenen 40 Hektar intensiv Schweinezucht betrieben, ist bis 1960 selbst bis zur schweren Klasse Springen geritten, sogar auf dem Hamburger Derby (1958), wo er hinter und vor den Reitsportlegenden Fritz Tiedemann und Hans-Günther Winkler Fünfter im Zukunftspreis wurde. 20 Jahre lang hat er später - bis 2008 - das Derby gerichtet, dessen Herunterwirtschaftung und Aufschwung miterlebt.

Seit 1971 ist Sievers Turnierrichter, war der Erste, der vor 40 Jahren zusammen mit den inzwischen verstorbenen Kollegen August Christian Horn und Hans-Jürgen Kahlke sowie Klaus Göttsche-Götze in Warendorf die Prüfung ablegte. Ab 1985 bewertete er 23 Jahre lang Pferde im Bundeschampionat, war auf den Turnieren in Kiel und Neumünster von Anfang an dabei. In Schweden und Dänemark richtete er Championate, gab unter anderem in Amerika, Ungarn und Frankreich Richterseminare. Auch viele Richter und Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern, die den geradlinigen Mann kennenlernten, sprechen mit großer Hochachtung von Hans Helmut Sievers. Es machte einfach Spaß, mit ihm zu richten.  "Idealismus gehört dazu", sagt der Mann, der am Wochenende jahrelang morgens um 4 Uhr aufstand, um seine eigenen Tiere zu versorgen und anschließend zum Turnier fahren zu können.

Zuletzt war Sievers rund 130 Tage im Jahr ehrenamtlich unterwegs, auch in Mecklenburg-Vorpommern, denn seit 1972 gehörte der Züchter auch noch dem Zuchtausschuss des Holsteiner Verbandes an, wurde Mitglied der Fohlenprämierungs-, dann der Stuteneintragungs- und zuletzt der Hengst-Körkommission, der er sechs Jahre lang vorstand. "Man muss konsequent und gradlinig sein und natürlich Fachkenntnis haben. Ein gutes Pferd hat keine Rasse und keine Farbe", erklärt Sievers, der "Mentor" war im Land und aus dessen Stall immerhin 20 gekörte Hengste kommen, davon ein Sieger und zwei Reservesieger. Er zog Weltmeister Cumano (Züchter: Willi Lührs, Neumünster) groß und hat immer auf "Stamm 318 D1" gesetzt.

"Zum Abschied" bekam der Mann, dessen Vater den Reitverein Husberg gründete und dessen Geschicke auch Sievers zwölf Jahre lang lenkte, ein besonderes Geschenk: eine zehntägige Reise mit dem ZDF-Traumschiff der Deilmann-Reederei. Die will er zusammen mit Ehefrau Emma im Frühjahr antreten. "Endlich ist Zeit dazu", sagt Sievers augenzwinkernd. Nur das Ausschlafen wird ihm schwerfallen. (KN/WE)

 

 

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