Sie hatte ein großes Kämpferherz

Erschienen am 17.04.2012

Vielseitigkeitspferd Amelie lebt nicht mehr

Mit voller Konzentration auf das nächste Hindernis - Amelie mit Dr. Burkhard Dittmann. Foto: Wego

Mit voller Konzentration auf das nächste Hindernis - Amelie mit Dr. Burkhard Dittmann. Foto: Wego

Die Mecklenburger Stute Amelie war eine Kämpferin, wollte immer alles geben und brachte ihren Reiter deshalb in der Dressur auch oft zum Schwitzen. In den Springparcours stets sicher, war ihre Lieblingsdisziplin aber das Gelände. Hier konnte sie ihre ganze Energie ausleben. Doch ausgerechnet in dieser Lieblingsdisziplin geschah es.

Im Geländekurs von Löwenberg-Linde im nördlichen Brandenburg galoppierte Amelie mit ihrem Reiter Dr. Burkhard Dittmann, der an diesem Tag (15.4.) 61 Jahre alt wurde, konzentriert auf Sprung eins zu, der problemlos überwunden wurde. Weiter ging es auf Sprung zwei - doch beim galoppieren in einer Spitzkehre plötzlich ein Knacken - Amelie stoppt und Dr. Dittmann sprang vom Pferd mit schlimmsten Ahnungen. In der Tierklinik Wusterhausen dann die traurige Gewissheit: Trümmerfraktur im Kronbein. Gemeinsam mit dem Klinikinhaber Dr. Köhler fassten beide Veterinärmediziner den Entschluss, Amelie von ihrem Leiden zu erlösen.

So wurde der 15. April, der mit Geburtstagsglückwünschen begann und nach Dressur und Springparcours große Hoffnungen auf eine vordere Platzierung in der L-Vielseitigkeit weckte, einer der tragischsten im Leben des Verbandspräsidenten Dr. Burkhard Dittmann. Der Schock erfasste alle Beteiligten in Löwenberg-Linde.

"Amelie war mir besonders ans Herz gewachsen, natürlich nicht zuletzt auch deshalb weil ich sie in dritter Generation selbst gezogen habe", sagte ihr Besitzer mit trauriger Stimme. "Ich hatte schon ihren Ruhestand vorbereitet. In diesem Jahr war sie aber noch besonders fit, wie sich in Güstrow bei der Hallen-Landesmeisterschaft herausstellte". Und noch einer ist sehr traurig. Der 84-jährige Gottfried Hagenguth aus Waren, einst Gestütswärter in Redefin, hat Amelie zwischendurch ebenfalls sehr viel geritten.

Amelie ist noch ein reines Produkt der Mecklenburger Scholle. 1993 ließ Dr. Dittmann, damals noch praktischer Tierarzt in Hohen Wangelin, seine Marlesko xx /Intendant / Feldhahn-Stute Malinka dreijährig mit dem Redefiner Hengst Amboseli decken. Daraus fiel 1994 ein Stutfohlen, das den Namen Amelie erhielt. Auch Malinka hatte er schon selbst gezogen. Deren Mutter Intervall kaufte er 1986 von dem durch ihn betreuten Betrieb in Hohen Wangelin. Amelies Mutter Malinka war 1993 Reservesiegerin der Stuteneintragung in Ganschow und wurde, wie später auch Amelie, Verbandsprämienstute.

Mit Amelie hat Dr. Dittmann, dessen Herz schon seit frühester Jugend an der Vielseitigkeitsreiterei hing, noch mal einen richtigen Motivationsschub erfahren. Zunächst auch in der Zucht eingesetzt und mit dem Duros-Wallach Duncan ein erfolgreiches Dressurpferd hervorgebracht, ging Dittmann seit 2002 mit der Stute 82 Mal auf die Ehrenrunde. Der Vizelandesmeistertitel in der Vielseitigkeit bei den Reitern im vergangenen Jahr in Hohen Lukow war nochmal ein echter sportlicher Höhepunkt für das Paar.

Dennoch stand Ehrgeiz nach sportlichen Höchstleistungen für den Veterinärmediziner nie im Vordergrund. Es ist vielmehr die Freude an der Kreatur und an der Natur, die ihn auch im Alter noch motiviert. Amelie hat davon profitiert und war nicht zuletzt deshalb mit 18 Jahren noch topfit. Dass Ihr Züchter und Besitzer sie nun nicht mehr auf der Weide rumtoben sehen kann, schmerzt ihn besonders.  (Franz Wego)

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