London: 30. Olympische Spiele
Erschienen am 26.07.2012
Reiten im Stadion auf Stelzen
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Das Stadion in London sorgt für Aufregung. Foto: Jim Hollander, DPA
Das Stadion auf Stelzen ist spektakulär, aber auch höchst umstritten. Um die drei Pferdesport-Disziplinen in London austragen zu können, ist im Greenwich Park eine aufwendige Konstruktion aus Sperrholz, Aluminium und Stahl gebaut worden.
Rund 4.000 Pfeiler, einige fast zwei Meter hoch, tragen die Tribünen für knapp 23.000 Menschen, die Abreiteplätze und die Stallungen. "Man kann bequem unter dem Stadion drunter herlaufen", erklärte Dennis Peiler, der Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). "Für die Reiter und die Pferde macht das keinen Unterschied."
Für die Anwohner und Liebhaber der hügeligen und 74 Hektar großen Grünanlage macht die Idee des Reitens auf Stelzen schon einen Unterschied. Der ungewöhnliche Plan, im ältesten königlichen Park der Insel zu galoppieren und zu piaffieren, wurde von Beginn an von Protesten begleitet. "Besatzung" nennen die Gegner die teilweise Schließung des öffentlichen Parks vor und während der Spiele oder auch "Zwangs-Privatisierung". Sie klagen außerdem darüber, dass in dem geschützten Naherholungsgebiet 600 alte Bäume für die Baumaßnahmen beschnitten worden seien.
"Schande" haben die Demonstranten auf Schilder des lokalen Organisationskomitees LOCOG geschrieben, auf denen die Sperrung verkündet wurde. Und die UNESCO solle sich "schämen, dass sie den Missbrauch eines Weltkulturerbes toleriert", kommentierten die Kritiker auf ihrer Internetseite.
Die Gegner kritisieren zudem die Kosten für den temporären Auf- und Abbau, die bei unbestätigten 50 Millionen Euro liegen sollen. Dabei gibt es tatsächlich in der Nähe von London genug bestehende Reitanlagen. Etwa in Windsor, knapp zehn Kilometer vom Flughafen Heathrow entfernt: Im Park von Queen Elisabeth waren 2009 die Europameisterschaften der Spring- und der Dressurreiter ausgetragen worden. Auch Hickstead und Badminton sind nicht weit entfernt.
Aber die Organisatoren hatten sich in den Kopf gesetzt, die Reitwettbewerbe innerhalb der Stadt auszutragen. Weil das Gelände uneben ist und Bodenbewegungen aus Gründen des Naturschutzes verboten sind, musste die Anlage auf Aluminium-Stelzen gesetzt werden. Greenwich Park sei ein "atemberaubender Austragungsort", schwärmte LOCOG-Sportdirektorin Debbie Jevans. Die Anlage liegt oberhalb der Themse, bietet einen ungewöhnlichen Blick auf die Skyline des Finanzviertels.
Die Proteste haben die Arbeit im Park nicht einfacher gemacht. "Das war ein unheimlicher Aufwand", sagte Martin Plewa, der als Technischer Delegierter für die Vielseitigkeit bei dem Umbau mitgearbeitet hat. "Der Park muss genauso zurückgegeben werden, wie er vorher war", erklärte Plewa. "Die Ständer stehen daher auf Platten, um den Druck auszugleichen." Allein 8.500 Tonnen wiegt der Reitboden, der im Stadion und auf den Trainingsplätzen aufgefahren wurde.
Schwierig war auch das Anlegen der Vielseitigkeitsstrecke, die über 5,7 Kilometer durch den Park führt. "Wir durften keine Erdbewegungen machen, es gab nur eine einzige Ausnahme", erklärte Plewa. Zu den Bäumen habe man Abstand halten müssen. Nach Plewas Angaben ist in dem Park - im Vergleich zu bestehenden Vielseitigkeitsanlagen - "die Mobilität eingeschränkt. Das erfordert mehr Personal, beispielsweise mehr Tierärzte und mehr Ordner." Auch das erhöht die Kosten. (www.sport.de)