Adieu Carassina

Erschienen am 17.10.2012

Die Derbysiegerstute von Thomas Kleis geht in den Ruhestand

Sie ist zwar erst 15 Jahre alt, aber was hat die Holsteiner Concerto II CARASSINA nicht schon alles geleistet. Das hätte sich ihr Züchter Otto Boje Schoof aus Hedwigenkoog an der Nordsee sicher nicht träumen lassen, als er 1996 seine Stute Wodka II v. Lord / Ramiro mit dem damals gerade mal vierjährigen Contender-Sohn Concerto II anpaarte, dass daraus mal eine Derbysiegerin wird.

Auf dem Derbyplatz in Hamburg feierten Carassina und Thomes Kleis ihre größten Triumphe. Foto: Jutta Wego

Das wurde sie 2009 unter Thomas Kleis, der die Stute seit 2008 reitet und der sie im Einvernehmen mit ihrem Besitzer Udo Marcel Chistee, dem Inhaber des Schlosses und der Reitanlage Wendorf bei Crivitz, jetzt beim Herbstmeeting in Gadebusch aus dem Sport in die Zucht verabschiedet hat.

Sehr emotional ging es bei der Verabschiedung in Gadebusch vor der Siegerehrung zum Mächtigkeitsspringen zu. Die Besucher in der "übervollen" Reithalle wurden per Video noch mal zurück versetzt in das Jahr 2009 und verfolgten den Siegesritt von Thomas Kleis. Der Österreicher Udo Chistee war mit seiner Frau Monika extra zur Verabschiedung gekommen und übernahm Carassina anschließend. Thomas Kleis und seine Lebensgefährtin Birthe Makowei bedankten sich in einer bewegenden Botschaft für die Zeit bei Familie Chistee in Wendorf, "die mein reiterliches Leben wesentlich geprägt hat", so Thomas Kleis.

Als dreijährige Stute war Carassina vor ihrer sportlichen Karriere auch schon in der Zucht und brachte den Cardino-Sohn Carassino, den der Holsteiner Verband als Hengstfohlen kaufte. Auch er war in Springpferdeprüfungen erfolgreich. Deshalb kam Carassina erst fünfjährig in den Sport und hatte 2002 unter dem Holsteiner Verbandsbereiter Lars Bak Andersen ihre ersten Erfolge. Ihre etwas andere Beintechnik (Carassina kreuzt über dem Sprung gern die Vorderbeine) war der Grund, dass sie in Springpferdeprüfungen, in denen sie eigentlich erst sechsjährig eine volle Saison absolvierte, nie siegte.

Das kam erst, als sie siebenjährig M-Springen gegen die Uhr ging, immer noch mit dem Dänen Lars Bak Andersen im Sattel. Erst Ende 2004 folgte der erste S-Erfolg und mit der Turniersaison 2005 erreichte die Stute dann ein Leistungsniveau, von denen andere nur träumen. Den ersten S-Sieg hatte Lars Bak Andersen mit ihr im Juli 2005 in Elmlohe. In der Saison 2006 gab es einen Reiterwechsel und Carassina kam zu Janne-Friederike Meyer. Jetzt ging es an Zwei- und Drei-Sterne Prüfungen und auch die absolvierte Carassina außerordentlich erfolgreich, meistens auf internationalen Turnieren.

Ein Jahr später im Juni 2007 ein erneuter Berittwechsel: Jetzt wurde Nisse Lüneburg der "Pilot" von Carassina. Der Sohn des Vorsitzenden des Holsteiner Verbandes wurde bekanntlich im Mai diesen Jahres Derbysieger in Hamburg. Nisse ritt die Stute wieder mehr ländlich und als das Holsteiner Duo 2007 beim Herbstmeeting in Gadebusch auftrat, verliebte sich Thomas Kleis auf Anhieb in die Concerto II-Stute. Da er mit seinem damaligen Arbeitgeber Udo Chistee ein Pferd für den großen Sport suchte, kaufte der Österreicher das Pferd.

Es war so etwas wie eine "Passerpaarung" wie man in der Pferdezucht sagt. Beim Hallenturnier 2008 in Redefin kamen Thomas Kleis und Carassina zu ihrer ersten gemeinsamen Schleife in einem S-Springen. Dann ging es Schlag auf Schlag: Arezzo in Italien, Poznan und Leszno in Polen, Chernyakovsk in Russland, Prag, Wien, Drammen in Norwegen, Maria Wörth, Graz, Erbreichsdorf und Wiener-Neustadt in Österreich, Vilhelmsborg in Dänemark, Tallinn in Estland. Auf all diesen Internationalen Schauplätzen hat Thomas Kleis mit Carassina seine Visitenkarte hoch erfolgreich hinterlassen. Dazu kommen natürlich alle großen Turnierplätze in Deutschland und den größten seiner Triumpfe feierte der Nationenpreisreiter mit Carassina bei seinem Sieg am 24. Mai 2009 im Deutschen Springderby in Hamburg. Damit geht nicht nur Thomas Kleis sondern auch die Holsteinerin in die Annalen der Geschichte des Derbys ein. Auch in den Folgejahren 2010 und 2011 konnte sich das Paar im schwersten Springen der Welt platzieren, in diesem Jahr belegten sie noch einmal den 9. Platz.

203 Mal steht Carassina in den Platzierungslisten. 171 Mal allein in Klasse S. Auf mehr als 107.000 Euro stieg ihre Gewinnsumme. Doch das alles hat auch Spuren hinterlassen, zuletzt wirkte sie etwas müde und nicht mehr so reaktionsschnell wie in ihren besten Jahren. Deshalb entschlossen sich Thomas Kleis und Udo Chistee sie bei bester Gesundheit aus dem Sport zu nehmen und ihr noch viel Jahre Mutterglück und Weide zu gönnen.  (Franz Wego)

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