Das Reiter-Karussell in MV hat sich wieder gedreht

Erschienen am 20.11.2012

"Veränderungen birgen auch die Chance für Neues"

Wie sagte ein namhafter Mann aus der MV-Pferdeszene: "Die Reiter sind wie Schäfer und wechseln oft die Weideplätze". In diesem Sommer und Herbst trifft das in Mecklenburg-Vorpommern besonders zu. Deutschlandweit bekannte Berufsreiter aus dem Nordosten haben "ihre Weideplätze" gewechselt. Nicht bzw. weniger weil sie mit ihren Arbeitgebern nicht mehr zufrieden waren. Meistens waren es objektive Gründe die zum Wechsel führten. Alle die es betraf sagen, sie hatten eine schöne Zeit, haben viel gelernt, aber nun kann eine Veränderung kommen. Und sie sagen auch, jeder Wechsel, auch wenn er nicht ganz freiwillig ist, birgt die Chance auf Neues.

Matthias Granzow bei seinem letzten gemeinsamen Auftritt beim Hamburger Springderby. 2013 zieht er die Redefiner Gestütsuniform an und wirkt am Landgestüt. Foto: Jutta Wego

Ende Frühjahr dieses Jahres war es noch ein Gerücht, dass Matthias Granzow, der jahrelang auf dem Reiterhof Passin als Bereiter angestellt war, zum Landgestüt Redefin geht. Familie Herzog aus Berlin, Hauptgesellschafter der Reiterhof Passin GmbH, die so viel für den Pferdesport im Land getan hat und immer noch tut, geben den Betrieb in der gegenwärtigen Konstellation aus gesundheitlichen Gründen auf. Der 36-jährige Matthias Granzow, Vater einer Tochter und eines Sohnes, sollte sich langfristig etwas Neues suchen, so war vereinbart. Er schaute sich um und hatte dabei auch seinen Lehrbetrieb Redefin im Blick. Als das Ministerium dem Landgestüt im Juli die Planstelle wieder zugewiesen hat, die durch das Ausscheiden von Roland Mähling (Ruhestand) frei geworden ist, rückten die Aussichten für Granzow etwas näher in den Focus. Die Stelle wurde öffentlich ausgeschrieben und Matthias Granzow erhielt letztlich den Zuschlag. Wie zu hören war, wird er Leitungsfunktionen übernehmen, aber auch direkt am Pferd und im Sattel tätig sein. Wir werden ihn also im Jahre 2013 wieder in Gestütsuniform sehen.

In Wismar hat Philipp Schober, einer der leistungsstärksten Reiter in Ostdeutschland, seinen Bereiterjob bei German Horse Pellets nach 10 Monaten im Oktober wieder beendet und ist in den familiären Reitbetrieb nach Rothenburg bei Görlitz zurück gekehrt. "Es hat mir wirklich sehr gut gefallen bei German Horse Pellets und in Mecklenburg. Ich habe ich ein gutes Arbeitsklima und tolle Pferde vorgefunden. Ich wäre deshalb gern noch drei Jahre dort geblieben. Für später war ohnehin geplant, dass ich den heimischen Reitbetrieb privat übernehme, den bis Anfang dieses Jahres zwei andere Pferdeleute bewirtschaftet haben. Das funktionierte aber leider nicht mehr und da war ich praktisch gezwungen meine Pläne über den Haufen zu werfen und mich in Rothenburg selbstständig zu machen", benennt Philipp Schober die Gründe seines plötzlichen Wechsels.

Daniel Heuer - hier auf GK Ciao beim Hamburger Springderby -  ist aus Westfalen in seine Heimat Mecklenburg zurückgekehrt und arbeitet ab sofort als Bereiter bei German Horse Pellets in Wismar. Foto: Jutta Wego

"Wir haben uns in der Reiterwelt umgeschaut, um einen neuen Bereiter für unseren Pferdebetrieb zu bekommen, zumal wir ja mit dem Bau einer neuen Reitanlage in der Nähe von Blowatz, der bereits begonnen hat, noch einiges vor haben", sagte Marketingleiterin Kathrin Leibold von German Horse Pellets. Man ist relativ schnell fündig geworden. Ein in Kröpelin geborener Mecklenburger, der in seiner bisherigen Bereiterzeit viel in Deutschland umhergezogen ist - nicht immer freiwillig - und der nach wie vor zu seinem Geburtsland steht, kommt sozusagen nach Hause zurück. Die Rede ist von Daniel Heuer, dessen Vater Helmut aus Grammendorf bei Grimmen stammt, nach dem Agrar-Ingenieurstudium in Zierow nach Kröpelin kam und dort bei den Pferden und im Sattel tätig war.

Der 37-Jährige war zuletzt Mitglied im Reitverein Aller-Weser und hat vorwiegend die jungen Pferde von Marion und Thomas Sagel im westfälischen Brakel geritten. Der ruhige symphytische Mann hat alle Qualitäten, die einen Spitzenreiter auszeichnen. Das hat er auch als Bereiter auf dem bekannten Gestüt Famos unter Beweis gestellt. Bis im Drei-Sterne Bereich erfolgreich, war er auch Teilnehmer am Deutschen Springderby in Hamburg. "Ein junger Mann, der sicher in die Mecklenburger Reiterszene passt und uns eine große Stütze sein wird", so Kathrin Leibold.

Auch im Stall Schmidt in Neu Benthen hat es im Verlauf des Jahres wieder Zu- und Abgänge gegeben. Gut eingefügt hat sich der Rüganer Paul Wiktor, der seine Lehrjahre im Landgestüt Redefin verbrachte und seit Ende März überaus erfolgreich als Bereiter im Stall Schmidt wirkt. Auf Anhieb wurde der 21-Jährige im Juli Doppel-Landesmeister und hat jüngst die Mecklenburger Stute Cartagena (v. Cellestial) zur Landes- und Länderchampioness der ostdeutschen Pferde geritten. Einige Monate war auch der 22-jährige Robin Sellmann in Diensten des Stalles Schmidt und arbeitet inzwischen als Bereiter im Gut Vorbeck. Ein weiterer Mann der im Stall Schmidt als angestellter Bereiter seine reiterlichen Fähigkeiten verbessert hat, aber schon mit S-Erfolgen in diesem Sommer kam, ist Andreas Theurer aus Hamburg. Auch er hat seine Zelte in Neu Benthen inzwischen wieder abgebrochen und ist zu seinen Eltern nach Hamburg zurück gekehrt.

Weil in Redefin durch das Ausscheiden von Paul Wiktor ein neuer Bereiter gesucht wurde, hat sich Julian Sass aus Staven beworben und seit April eine Bereiterstelle bekommen. Er hat damit seinen Plan, ein Studium in Greifswald aufzunehmen, vorerst auf Eis gelegt. Auch der 20-Jährige, dessen Eltern den Pappelhof in Staven bei Neubrandenburg mit Reitbetrieb betreiben, ist ebenfalls ein großes Talent, was er schon vor fünf bis sechs Jahren als Mitglied des Landeskaders erkennen ließ und bei seinen ersten Einsätzen im Landgestüt erneut unter Beweis stellte. Als überaus aktiver Jugendsprecher stellt er sich zudem verantwortungsbewusst in den Dienst der Allgemeinheit.

Richard Robinson hat den "Alten Landsitz" in Sommerstorf verlassen und ist mit Berittpferden (darunter der fünfjährige Mecklenburger Hengst Chello v. Cellestial - 2012 erfolgreichstes 5-jähriges Mecklenburger Pferd in Deutschland)  in die Anlage der Oma seiner Freundin Janin Stechow nach Steffenshagen gezogen. Foto: Jutta Wego

Relativ überraschend kam das Ausscheiden des Briten Richard Robinson vom "Alten Landsitz" in Sommerstorf. Der 30-Jährige kam vor Jahren durch die Initiative von Franke Sloothaak nach Mecklenburg-Vorpommern und "fühlt sich inzwischen als Mecklenburger", wie er selbst sagt. "Ich hatte eine schöne Zeit in Sommerstorf und bin Dr. Neubert überaus dankbar, dass er mir diese Möglichkeiten mit so vielen guten Pferden gab", so Robinson. "Aber nun kommt eine neue Zeit mit neuen Möglichkeiten und ich werde mir Zeit lassen, meine Ziele neu zu ordnen. In Steffenshagen, wo meine Freundin zu Hause ist und wo ihre Oma eine kleine feine Reitanlage hat, habe ich vorerst die Möglichkeit weiter zu trainieren und die Pferde - übrigens sehr große Talente - die mir meine Besitzer mitgegeben haben, zu arbeiten. Ich werde auf jeden Fall in Mecklenburg-Vorpommern bleiben, weil das meine Heimat geworden ist. Mal sehen was die Zukunft bringt".  (Franz Wego)

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