Capriol lebt nicht mehr

Erschienen am 06.12.2012

Der Derbysieger ist mit 24 Jahren von der Bühne abgestreten

Capriol - der Holsteiner Hengst von Capitol I / Ladykiller xx / Roman, der im Jahre 2000 für Furore sorgte, als Holger Wulschner mit ihm als erster Mecklenburger der Neuzeit das Deutsche Springderby in Hamburg gewann, lebt nicht mehr. Zu Beginn dieses Jahres durch die Auflösung der Hengststation Passin noch als Deckhengst nach Schweden verkauft, wurde er am 19. November im Alter von 24 Jahren von einem Leiden erlöst. Der Grund war eine in seinem Alter irreparable eitrige Entzündung im Unterkiefer.

Der Capitol I-Sohn CAPRIOL auf dem Zenit seiner Sportkariere im Jahre 2000 beim Derbysieg mit Holger Wulschner. Foto: Wego

Gezogen bei Klaus Rathjen in Nortorf, wurde er er von Otto Stach aus dem rheinland-pfälzischen Bruchmühlbach-Miesau entdeckt. Der sehr rittige und gelehrige Capriol absolvierte seine Hengstleistungsprüfung 1991 in Medingen erwartungsgemäß mit überragenden Springwerten in Leistungsklasse I. Sein Gesamtindex betrug damals 123,18 Punkte (Dressur 119,37, Springen 128,42). Vierjährig war er Sieger in Material- und Eignungsprüfungen und führte die Ehrenrunden in Springpferdeprüfungen meistens mit hohen Wertnoten an. Zu seinen Reitern gehörte damals auch Claus Schridde, heute Autor und gefragter Moderator bei Zucht- und Turnierveranstaltungen. 1993 kam der Capitol I-Sohn in den Beritt von Horst Lösche (Zahna-Elster), der den Springplatz mit ihm ebenfalls meistens als Sieger verließ.

Im August 1993 wechselte der Hengst nach Mecklenburg zu Holger Wulschner, den Heinz Schulenburg in Verbindung mit Familie Herzog damals von Schlaitz nach Passin holte. Der erste Start der Beiden im August 1993 in Mühlengeez endete auf Anhieb mit einem Sieg. 1994 qualifizierte sich Capriol für das Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes in Warendorf und gewann mit der Tageshöchstnote von 9,0 die Einlaufprüfung. Auch Heike Fischer, die heutige Prokuristin des Verbandes der Pferdezüchter MV, gewann mit ihm in Dummerstorf eine Springpferdeprüfung.

Siebenjährig begannen 1995 seine Erfolge in der Klasse S. Im Juni machte er mit Holger Wulschner bei einem Sieg in Hickstead/GBR auf sich aufmerksam, sein erster S-Sieg überhaupt. 1996 holte das Paar Wulschner/Capriol neben zahlreichen Siegen und hohen Platzierungen auf internationalem Parkett (darunter auch Weltcup-Springen) die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften und den 4. Platz beim Hamburger Spring-Derby, das er 2000, auf dem Zenit seiner Karriere, gewinnen konnte. Das besondere an diesem Derbyerfolg war die Tatsache, dass das Paar alle drei Derbyspringen, also auch die beiden Qualifikationen, gewinnen konnte. Das hat bisher noch kein Anderer wiederholt.

2003 - Capriol war damals 15 Jahre alt, trennten sich die Wege von Holger Wulschner und dem Capitol I-Sohn, weil Wulschner die Reitanlage der Familie Grieger in Groß Viegeln bei Rostock als Pächter übernahm und sich selbstständig machte. Der letzte Erfolg für das Paar und für Capriol insgesamt, ist im Mai 2003 in Calvörde registriert. Der letzte Erfolg für das Paar und für Capriol insgesamt, ist im Mai 2003 in Calvörde registriert. Bis 2003 hatte Capriol für seine Besitzer insgesamt 217.453 Euro gewonnen.

Als Deckhengst lieferte er bereits 1992 in Caprigode aus seinem ersten Jahrgang ein Spitzenspringpferd (Züchter: Norbert Koof), das von Holger Wulschner, Hartmut Roß und Ralf Bochinski zu großen Erfolgen geführt wurde (117 Platzierungen). In Sachsen-Anhalt wurde 1994 sein erster gekörter Sohn Caprisio geboren, von dessen 130 Platzierungen auch die meisten auf das Konto von Holger Wulschner gehen.

Von seinen wegen des geringen Deckeinsatzes nur 53 Nachkommen im Sport haben 18 Erfolge bis Klasse S. Eine Quote, die nicht viele Vererber erreichen. Dazu zählt auch sein zweiter gekörter Sohn Calimero, mit dem Monique Schröder (Passin) zum aktuellen Mecklenburger Landeskader gehört, der bis Drei-Sterne-Springen erfolgreich ist. Den hat Moniques Vater Dirk Schröder 1998 mit der Azarro-Stute Antik gezogen, die er selbst erfolgreich in den Sport brachte und die ab 2003 das Spitzenpferd mit etlichen Erfolgen beim Hamburger Derby von Matthias Granzow wurde, nach dem Ausscheiden von Holger Wulschner erster Bereiter in Passin.

Mit dem Abtreten von Capriol verlässt eine ganz große Pferdepersönlichkeit die Zucht- und Sportbühne. Schade, dass er nicht mehr zum Deckeinsatz kam. Auch eine nochmalige geplante Anpaarung von Capriol mit Antik, wenn diese aus dem Sport ausscheidet, ist damit nicht mehr möglich.  (Franz Wego)

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