Turniersport 2012 in Ostdeutschland
Erschienen am 25.01.2013
Veranstaltungen stabil, Starts und Preisgeld gestiegen
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Holger Wulschner ist nach wie vor die Nummer Eins unter den ostdeutschen Springreitern. Foto: Wego
Der Turniersport in Ostdeutschland ist eine feste Größe im sportlich-kulturellen Leben. Trotz Finanzkrise blieben die Eckzahlen 2012 stabil und sind in einigen Positionen sogar gestiegen. 563 Pferdeleistungsschauen wurden 2012 in den Landeskommissionen Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt. Das sind zwar acht weniger als im Jahre 2011, was aber nur 1,40 Prozent entspricht und keine Besorgnis auslösen muss.
Zuwächse mit einer bzw. zwei Veranstaltungen gab es in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Den größten Verlust mit sechs Veranstaltungen musste Thüringen hinnehmen. 77,1 Prozent der Veranstaltungen hatten Prüfungen der Klassen M und S in den Ausschreibungen. Den höchsten Anteil mit 84,6 Prozent auf diesem Gebiet hat Berlin-Brandenburg. Mit 69,2 Prozent ist Sachsen auf diesem Gebiet das Schlusslicht. Bundesweit gab es im Vorjahr 3.609 Veranstaltungen, das sind 15 mehr als 2011.
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Der Brandenburger Jochen Vetters gehört zu den besten deutschen Dressurreitern. Foto: Wego
Auf den 563 Veranstaltungen im Osten wurden 2012 insgesamt 9.328 Prüfungen bzw. Abteilungen durchgeführt. Ein Anstieg um 95 Abteilungen. Den größten Anstieg hat hier Sachsen-Anhalt mit 3,31 Prozent (66 Abteilungen) aufzuweisen. In Sachsen gab es dagegen einen Rückgang um 2,97 Prozent (59 Abteilungen). Auch auf Bundesebene stieg die Zahl der Prüfungen/Abteilungen um 1,70 Prozent auf insgesamt 68.901.
Erfreulich auch der Anstieg der Starts in Ostdeutschland um 2,66 Prozent. Lag die Zahl der Starts 2011 bei 185.083, so wurden im Vorjahr 190.007 registriert. Den größten Anstieg mit 5,97 Prozent (1.930 Starts) gab es in Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen verzeichnete dagegen ein leichtes Minus um 149 Starts. Bundesweit stieg die Zahl der Starts um 1,10 Prozent auf 1.475.922. Durchgesetzt hat sich offensichtlich auf fast allen Veranstaltungen, 33 Prozent der Starter zu platzieren und an 25 Prozent Preisgeld auszuzahlen. Die Platzierungsquote lag 2012 in Ostdeutschland bei 36,28 Prozent (3,63 Prozent mehr als 2011), wobei die Abweichungen in den einzelnen Kommissionen nur sehr gering sind. Im gesamten Bundesgebiet ist der Platzierungsanteil mit 36,89 Prozent geringfügig höher.
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Michael Kölz ist ein "Import" aus Baden Württemberg und seit Jahren der erfolgreichste Springreiter in Sachsen. Foto: Wego
Die Geldpreise bei den 563 Veranstaltungen in Ostdeutschland sind auch kräftig gestiegen und haben eine Höhe von 3.636.298 Euro erreicht. Davon wurden 3.220.252 Euro ausgezahlt (88,56 Prozent). In diese Zahl fließen alle großen Turniere ein, auch die von Agenturen durchgeführten wie das Weltcup-Turnier in Leipzig. Dadurch liegt Sachsen mit 975.708 Euro an der Spitze gefolgt von Berlin-Brandenburg (793.904 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (773.567 Euro). Die in Deutschland insgesamt ausgeschriebene Geldpreissumme betrug im Vorjahr 31.129.772 Euro, davon wurden 27.753.889 Euro ausgezahlt.
Interessant ist auch ein Blick auf die prozentuale Verteilung der Prüfungen in Ostdeutschland im Vergleich zum Bundesgebiet. Die einzelnen Zahlen spiegeln im Wesentlichen den Bundestrend wieder. Wobei der Anteil an Reitpferdeprüfungen (1,99 zu 1,67%), Springpferdeprüfungen (12,53 zu 12,16%), Geländepferdeprüfungen (0,49 zu 0,32%) und vor allem Fahrprüfungen (7,92 zu 4,28%) geringfügig höher ist. Dressurpferdeprüfungen (4,27 zu 4,52%) und vor allem Dressurprüfungen (20,82 zu 25,01%)
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Der erfolgreichste ostdeutsche Fahrer ist unbestritten Sebastian Warneck aus Nunsdorf in Brandenburg. Foto: Wego
werden in Ostdeutschland hingegen prozentual deutlich weniger ausgeschrieben als im gesamten Bundesgebiet. Grund dafür ist nicht zuletzt auch, dass für Dressur schwerer Sponsoren zu finden sind. Langfristig könnte sich dies rächen. Die Qualität des Reitsports insgesamt beruht nun mal auf der systematischen Dressurausbildung nach den Richtlinien für Reiter und Fahren. Mangelndes Prüfungsangebot wird sich früher oder später auf das dressurmäßige trainieren auswirken.
2012 hatten im gesamten Bundesgebiet 81.771 Pferdesportlerinnen und Pferdesportler eine FN-Jahresturnierlizenz. Von 2009 an (Beginn der Finanzkriese) hat die Zahl der Lizenzinhaber jährlich um rund 1.000 abgenommen. Ein Alarmzeichen, das in der FN Besorgnis ausglöst. Dieser Trend ist in Ostdeutschland zwar nicht so massiv, aber dennoch ebenfalls erkennbar. Die Zahl der FN-Turnierlizenzinhaber betrug in den östlichen Landeskommissionen im Vorjahr 8.440. Auf die Kommissionen verteilt sich diese Zahl wie folgt: Berlin-Brandenburg 2.817, Mecklenburg-Vorpommern 1.286, Sachsen 1.789, Sachsen-Anhalt 1.594, Thüringen 954.
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Einer der besten Thüringer Springreiter ist André Stude aus Langenbernsdorf. Foto: Wego
Interessant auch die Zugehörigkeit der Reiter und Fahrer zu den einzelnen Leistungsklassen. In der Dressur gibt es in Ostdeutschland vier Reiter mit Lkl.1 und 86 mit Lkl.2. Berlin-Brandenburg liegt an der Spitze (3 x Lkl.1; 35 x Lkl.2), Mecklenburg-Vorpommern hat mit Ronald Lüders (Plaaz) einen Lkl.1 Reiter und 12 in Lkl.2. Sachsen (0/18), Sachsen-Anhalt (0/17), Thüringen 0/4). Bei den Springreitern schert Mecklenburg-Vorpommern bei den Lkl.1 Inhabern deutlich nach oben aus. Acht der insgesamt 10 Lkl.1 Inhaber in Ostdeutschland haben ihre Stammmitgliedschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Damit liegt MV unter den deutschen Landeskommissionen an beachtlicher 7. Stelle. Einer kommt aus Sachsen (Michael Kölz) und eine Reiterin (Amke Stroman) aus Sachsen-Anhalt, die in Hessen lebt. Leistungsklasse 1 (10) und 2 (153) teilen sich wie folgt auf: Berlin-Brandenburg (0/35), Mecklenburg-Vorpommern (8/31), Sachsen (1/24), Sachsen-Anhalt (1/43), Thüringen (0/20).
In der Vielseitigkeit sieht es in Lkl.1 und 2
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Amke Stroman ist ein "Import" aus Hessen, gehört der Lkl.1 an und reitet für Sachsen-Anhalt. Foto: Wego
besonders dünn aus. In Lkl.1 ist kein Reiter eingestuft. In Lkl.2 hat Mecklenburg-Vorpommern zwei, Sachsen und Sachsen-Anhalt jeweils einen Reiter. Insgesamt sind in Lkl.1 und 2 somit nur vier Reiterinnen und Reiter aus Ostdeutschland eingestuft. Anders sieht es im Fahrsport aus, wo andere Kriterien zur Einstufung bestehen. 36 Fahrer aus Ostdeutschland sind in Lkl.1 und 60 in Lkl.2 eingestuft. Die Verteilung sieht wie folgt aus: Berlin-Brandenburg (5/16), Mecklenburg-Vorpommern (8/8), Sachsen (6/15), Sachsen-Anhalt (10/14). Thüringen (7/7). Die bundesweiten Zahlen in die Einstufungen der beiden höchsten Leistungsklassen sehen wie folgt aus: Dressur (109/1.291), Springen (138/1.503), Vielseitigkeit (24/46), Fahren (147/288). (Franz Wego)