Züchter Josef Auge gestorben
Erschienen am 15.05.2014
Zu den Menschen, die ohne Pferde nicht auskamen, gehörte der Unternehmer Josef Auge aus Klueß bei Güstrow, der am 13. Mai im 72. Lebensjahr völlig unerwartet gestorben ist. Seit 1996 führte er zusammen mit seinen Söhnen Thoralf und Torsten in Kritzkow ein Speditionsunternehmen mit angegliederter Werkstatt und Logistikzentrum. Ein dritter Sohn leitet ein Autohaus in Güstrow.
Die Eltern von Josef Auge kamen 1933 aus Westfalen nach Mecklenburg, als dort Siedler gesucht wurden. Die Familie hatte Unternehmerblut in ihren Adern. Mit zehn Pferdegespannen ließen sie sich auf einem landwirtschaftlichen Hof in Wattmannshagen als Bauern und Fuhrunternehmer nieder.
Josef Auge 2006 mit seinem Siegerhengst Lord Mecklenburg. Foto: Jutta Wego
Die Endkollektivierung der Landwirtschaft machte auch vor Familie Auge nicht halt. Der Fuhrbetrieb wurde aber privat weitergeführt. Mit 29 Jahren hat Josef Auge den Betrieb 1971 vom Vater übernommen. Privatunternehmen waren damals politisch zwar nicht gewollt, wegen der Zusammenarbeit mit dem staatlichen Kraftverkehrsbetrieb, für den Josef Auge fuhr, aber geduldet.
In der Familie wurden zu allen Zeiten Pferde gezüchtet. Das war auch in Klueß so, wo sich Josef & Erika Auge 1976 ein Haus bauten. Eine Staatsprämienstute von Grund (ein Sohn von Grollus xx) war dort Josef‘s erste Zuchtstute. Seit der Verlagerung des Speditionsbetriebes zu Beginn der 1990er Jahre nach Kritzkow erweiterte Josef Auge die Pferdehaltung. Im benachbarten Zehlendorf baute er sich dazu einen Stall aus. Die Zahl der Pferde wuchs rasch auf mehr als 20 und kletterte in den Jahren zahlenmäßig immer weiter. In manchen Jahren wurden zehn bis zwölf Fohlen geboren.
Der Verstorbene stellte zwei Bereiter ein. Gegenwärtig reiten Rene Rückert und Ramona Schilloks für den Stall Auge, der für die rund 15 Turnierpferde Boxen in der Reitanlage Güstrow angemietet hat. Sportliches Aushängeschild ist gegenwärtig die neunjährige Lancado-Stute Ledie Mecklenburg, die regelmäßig in S-Springen auf vorderen Rängen zu finden ist.
Zu seinen größten züchterischen Erfolgen zählt der 2006 in Redefin gekörte Mecklenburger Siegerhengst Lord Mecklenburg (v. Licanto / Ramiro’s Match), der in die Niederlande verkauft wurde und später bei der 68. Frühjahrs Elite-Auktion in Vechta für 115.000 Euro dem Franzosen Xavier Marie zugeschlagen wurde. Mit der Stute Rama zog Auge auch die im Sport erfolgreiche Larissa, eine Vollschwester zum Siegerhengst Lord Mecklenburg. Zahlreiche weitere Zuchtprodukte von Josef Auge, der auch Turnierveranstaltungen regelmäßig großzügig unterstützte, wurden nach Spanien, Österreich und Finnland verkauft.
Zuletzt häuften sich gesundheitliche Probleme, denen er jedoch wenig Bedeutung schenkte. Nach einer Operation Anfang April war er wieder gut genesen und wollte sich im Reha Zentrum Ahrenshoop erholen. Dort schlief er am Morgen des 13. Mai völlig unerwartet ein. Mit Josef Auge verliert die Pferdewelt in Mecklenburg-Vorpommern einen ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten. Er wird in der Szene fehlen. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie. (FW)