Danke Sportverein Sukow

Erschienen am 16.09.2014

Nach 15 Meisterschaften am Rande der Landeshauptstadt reift ein neues Konzept heran

Kaum zu glauben wie die Zeit vergeht. Wer von den älteren Pferdesportlern aus den jeweiligen Regionen kann sich nicht noch an die je rund 35 Reitturniere erinnern, die es bis 1990 in den Bezirken, Schwerin, Neubrandenburg und Rostock gab. Die materiellen Voraussetzungen für ein Turnier waren damals eher spärlich. Viel Zeit musste zur Vor- und Nachbereitung von Stallungen für die Pferde, die damals allerdings eher selten die Zahl von 100 weit überstiegen und für die Quartiere der Reiter aufgebracht werden. Es gab feste Essenzeiten in Gemeinschaftsküchen während der der Sport ruhte. Und wie schön waren die offiziellen Eröffnungsparaden am Sonntagmittag mit Schrittmärschen wie dem "Torgauer Parademarsch" und anderen.

Rückblickend war es eine auch durchaus gemütliche Zeit, die Reiterbälle am Samstagabend waren noch richtige Gemeinschaftsfeste der Reiter, der Kommerz spielte keine besonders große Rolle, die "Gemeinschaft" im wahrsten Sinne des Wortes stand im Vordergrund. Nein, wir wollen diese Zeit nicht verklären und zu Nostalgikern werden. Neidisch haben wir damals auf das Geschehen im Westen unseres Vaterlandes geblickt. Wie schön war es doch dort gegenüber unserem "Grau". Das zeigt uns, dass jede Zeit sein Gutes und weniger Gutes hat und mit Abstand betrachtet, sieht 20 Jahre später alles anders aus. Das wird in nach den nächsten 20 Jahren auch wieder so sein.

Die letzten Landesmeister, die 2014 auf der Anlage in Schwerin-Sukow ermittelt wurden: v.r. Andreas Brandt, Bettina Sonntag, Wilfried Holl, Anna Jürgens, Ronald Lüders, Monique Schröder, Nathalie Westphal, Franziska Lass, Lena Rieckhof, Lilli Plath, Helen Schuler, Caroline Lass, Jytte Ahlmann. Foto: Jutta Wego

Blicken wir in die Gegenwart, so haben sich die Ansprüche der Reiter, die in zurückliegender Zeit noch wesentlich niedriger waren, in den letzten Jahren radikal verändert. Die Reiter schauen heute vielmehr auf das Preisgeld, auf den Boden und das Umfeld der Turniere. Mitunter sind diese Ansprüche schon anmaßend, um, den Veranstaltern gegenüber, nicht verletzend zu sagen. Wird es mal soweit kommen, dass alle Veranstalter ihre Plätze mit einem Ebbe-Flut-System ausrüsten müssen?

Gewiss sind vor allem Berufsreiter ihren Pferdebesitzern verpflichtet, die ihnen wertvolle Pferde zur Verfügung stellen. Aber Wettkampfreiten kann nur betrieben werden, wenn sich Veranstalter finden die Turniere durchführen. Diese nicht mit Meckern über schlechte Bedingungen zu überschütten, gehört genauso zum Verantwortungsbewusstsein wie die Sorgfalt gegenüber den Pferden. Ich bin nicht sicher, ob wir da immer das rechte Gleichmaß finden.

Werfen wir einen Blick in die 25-jährige Geschichte unserer Landesmeisterschaften. Als wir 1990 in Dergentin und danach zweimal in Karow Landesmeisterschaften im Dressur- und Springreiten ausgetragen haben, da waren der Boden und das sonstige Drumherum noch kein Thema. Sehr froh waren wir aber, als Sukow 1993 erstmals die Landesmeisterschaften übernahm. Galt die Anlage damals, mit DDR-Meisterschaftserfahrungen, damals doch als besonders fortschrittlich. Das hat auch der Hamburger Herbert Ulonska erkannt und wollte nach 1993 dort ein internationales Turnier etablieren.

Deshalb wechselte die Meisterschaft 1994 nach Schwinkendorf, um 1995 noch einmal nach Sukow zurück zu kehren. Doch das Meisterschaftsprogramm passte nicht recht in das dortige Turnierkonzept das damals nach "Größerem" sann und so zog die Karawane 1996 weiter nach Neubrandenburg und 1997 noch einmal nach Schwinkendorf. Inzwischen wurden die Sponsoren und Reiter schon anspruchsvoller und waren mit der 1998er Meisterschaft in Neubrandenburg nicht zufrieden.

Der Stein des Weisen schien gefunden zu sein, als sich ein Team zusammenfand und 1999 in Hirschburg-Klockenhagen die Meisterschaft organisierte, die nach modernsten Marketing Methoden durchgeführt wurde und damals viel Zustimmung erntete. Als ein Teammitglied wegen Ortswechsel ausschied, sahen die übrigen sich nicht mehr in der Lage so weiterzumachen. Und so kam es, dass der Sportverein Sukow wieder gefragt wurde, ob die Meisterschaft nicht über einen längeren Zeitraum erneut in Sukow ausgetragen werden könne.

Sukow war bereit und erkannte auch die von der Landeskommission erstellte Ausschreibung an, gegen die sich andere Veranstalter sträubten. Seit 2000 gab es unter Leitung von Horst-Werner Jahn und seinem Team nun 15 gut organisierte Meisterschaften mit besten sportlichen Ergebnissen. Die Anforderungen konnten aufgrund gewachsener reiterlicher Qualität, vor allem im Springsport, systematisch gesteigert werden, wie einem Masterplan des Parcourschefs zu entnehmen ist. Das wiederum, im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel führte dazu, dass die Starterfelder, vor allem im Nachwuchsbereich, kleiner wurden. Das änderte sich erst wieder mit Einführung einer neuen Altersklasse. Die Altersklasse der U16 Reiter wies in diesem Jahr ein erfreulich gutes Starterfeld auf.

Trotz aller Bemühungen seitens der Veranstalter, den gewachsenen Ansprüchen der Reiter gerecht zu werden (Stichwort Bodenverbesserung und Umfeld auf dem Dressurplatz, Sanden des Springplatzes im Lochverfahren, dosierter Wasserauftrag entsprechend der Notwendigkeit u.a.m.), wurde zuletzt Kritik lauter, vor allen Dingen in diesem Jahr von einigen geschürt und unter die Gürtellinie ging. Als Konsequenz daraus hat der Verein nun den Vertrag mit dem Landesverband gekündigt und steht nicht mehr für die Durchführung der Landesmeisterschaft zur Verfügung. Das ist sehr bedauerlich, aber nachvollziehbar. Zu verantworten haben das diejenigen, die die erkennbaren Bemühungen des Veranstalters konterkariert haben.

Nun muss wieder nach neuen Wegen gesucht werden und jeder Neuanfang birgt ja auch neue Chancen, wie Sukows Vereinsvorsitzender in seinem Kündigungsschreiben ausführte. Es wird nicht einfach, weil man das Meisterschaftsprogramm, das in seiner Gesamtheit unbedingt erhalten werden soll sind sich alle Verantwortlichen einig, nicht Eins zu Eins in ein bestehendes Turnier integrieren lässt. Der Ruf hat inzwischen das Landgestüt Redefin erreicht, wo es für eine solche Meisterschaft ideale Bedingungen gibt. Findet sich ein Team, wie seiner Zeit in Hirschburg, könnte die Meisterschaft dort integriert werden, vielleicht sogar mit einem Jungpferdetag vorweg, was einer Zuchteinrichtung wie dem Landgestüt gut zu Gesicht stünde.

Eine erweiterte Präsidiumssitzung hat für einen solchen Weg nun grünes Licht gegeben, weil sich inzwischen auch abzeichnet, dass sich Personen bereit erklären, die Meisterschaft im Verbund mit dem Landesverband auf privatrechtlicher Basis zum angestammten Termin am 2. Juliwochenende durchzuführen. Vielleicht fällt die Sukower Aussage, dass jeder Neuanfang auch eine Chance bedeutet, in Redefin ja auch fruchtbaren Boden. Packen wir es an!

Rückblickend gilt unser Dank aber dem Sportverein Sukow und seinen Akteuren, die uns 17 wunderschöne der insgesamt 25 Landesmeisterschaften im Dressur- und Springreiten beschert haben.   (FW)

Die bisherigen Landesmeisterschaften Dressur und Springen:
1990 Dergenthin
1991 Karow
1992 Karow
1993 Schwerin-Sukow
1994 Schwinkendorf
1995 Schwerin-Sukow
1996 Neubrandenburg
1997 Schwinkendorf
1998 Neubrandenburg
1999 Hirschburg-Klockenhagen
2000 bis
2014 Schwerin-Sukow

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