Kritischer Journalismus ja - aber gut recherchiert und nicht diskriminieren

Erschienen am 26.04.2017

Der Journalist Torsten Roth, der in Pferdekreisen bekannt ist für sehr kritische Texte in Sachen Landgestüt Redefin, hat einen Bericht über Zuwendungen aus dem Europäischen Struktur- und Investitionsfond (Eler), die über die Landes-Marketing-Firma "MV tut gut" ausgereicht werden, für das Internationale Reitturnier CSI in Redefin geschrieben. Von Steuergeldverschwendung ist darin die Rede. Die SVZ hat den Text mit reißerischer Überschrift am 25. April auf ihrer Titelseite abgedruckt.

Die Pferdesportler im Land sehen das als Affront gegen den Reitsport. Wir sind sehr froh, dass die Marketinggruppe des Landes mit "MV tut gut" in bescheidenem Maße (mehr erwarten wir nicht weil der Schwerpunkt woanders liegt) auch solche Pferdesportveranstaltungen fördert, die eine nicht unbedeutende Werbung für unser Land sind. Dazu gehört nicht nur das CSI Redefin, sondern auch das Landesturnier mit 68 Prüfungen von der Basis bis zur schweren Klasse. Der Landesverband für Reiten und Fahren und die auf eigene Rechnung agierende private Veranstaltercrew ist sehr dankbar dafür und umso erboster über diesen niederschmetternden Beitrag.

Wir drucken den Text nachfolgend ab:

"Land zahlt Fördertopf Preisgeld. Kritik von Opposition und Steuerzahlerbund

Steuergeld für ein Elitetreffen des Pferdesports in MV: Das Land bezahlt dem hochkarätig besetzten und finanzkräftigen internationalen CSI***-Reitturnier vom 12. bis 14. Mai in Redefin erneut Preisgelder. Trotz massiver Kritik im Vorjahr an der Förderpolitik für das Pferdefestival zweigt das Land 7500 Euro für den mit 25 000 dotierten Preis des Landes Mecklenburg-Vorpommern "MV tut gut" der Mittleren Tour ausgerechnet aus einem Investitionsförderfonds Eler ab, mit dem eigentlich Projekte zur Verbreiterung der wirtschaftlichen Basis im Land gefördert werden sollen. Eine erlaubte Förderung, erklärte Peter Kranz, Chef des Landesmarketing MV, gestern in Schwerin. Für das nur "eingeschränkt förderfähige Projekt" habe man sich zuvor grünes Licht von der EU-Prüfstelle im Wirtschaftsministerium geholt. Für Kranz zulässige Förderung: Damit könne für das Image des Landes geworben und so auch die Wettbewerbsfähigkeit von klein- und mittelständischen Firmen verbessert werden.

Das CSI***-Turnier in Redefin ist eines der finanzstärksten in MV: Bei einem Turnieretat von 610   000 Euro werden in den insgesamt 29 Prüfungen im Spring- und Dressurreiten 155 000 Euro an Preisgeldern ausgeschüttet, teilten die Veranstalter mit.

Opposition im Schweriner Landtag und Steuerzahlerbund stellen die Förderung des Eliteturniers in Frage. Erneut sollen Gelder aus dem Europäischen Entwicklungsfonds für Preisgelder missbraucht werden, meinte Links-Fraktionschefin Simone Oldenburg: "Wer meint, für die Formel 1 des Reitsports Preisgelder zahlen zu müssen und im Gegenzug zulässt, dass sich die Situation im ländlichen Raum verschlechtert - ob im ländlichen Wegebau, dem Nahverkehr oder der kleinen und kleinsten Unternehmen, hat den Blick fürs Wesentliche verloren." Auch wenn die Summe vergleichbar gering erscheine, so könnte sie doch als Startschuss, etwa für einen kleinen Dorfladen dienen. Davon hätten die Menschen im ländlichen Raum mehr. Kritik kam auch vom Steuerzahlerbund: Die Förderung sei zwar genehmigt, meinte Sophie Mennane, Landesvorsitzende des Steuerzahlerbundes MV: "Wir sehen es aber weiter kritisch, Preisgelder mit Steuergeldern auszuloben."

 

Zu diesem Text hat der Geschäftsführer des Landesverbandes Pferdesport wie folgt Stellung bezogen und diese als Leserbrief der SVZ zugeleitet:

"SVZ-Affront gegen internationales Redefiner Reitturnier

Bei der Schweriner Volkszeitung sind die Pferde durchgegangen. Zumindest bei Mitarbeiter Torsten Roth. Sein geschriebener Aufmacher (Seite 1) am 25. April 2017 ist ein Affront gegen ein internationales Reitturnier in MV und das Landgestüt Redefin. Die Pferde- und Reitbegeisterten im Land können sich glücklich schätzen, dass im landeseigenen Gestüt eine erstklassige Reitveranstaltung auf die Beine gestellt wird, zu der viele Besucher kommen werden. Wie bei jeder anderen Spitzensport-Veranstaltung sind dazu Sponsorengelder notwendig. Die Schweriner Volleyballer haben z.B. Palmberg und der FC Hansa Rostock hat u.a. kurzurlaub.de. Der Sport in Mecklenburg-Vorpommern kommt nicht ohne Sponsoren aus, soll er auch über die Ländergrenzen hinaus bekannt und erfolgreich werden.

Wenn eine Landesmarketing-Firma für ein hochrangiges Reitturnier Geld ausgibt, dann erwartet diese Firma auch einen Gegenwert. Das ist Sponsoring. Und "MV tut gut" kommt im Fall ‚CSI Redefin‘ mit seiner Bandenwerbung und Turnierberichterstattung in die Medien u.a. in Fachmagazine und über das NDR-Fernsehen und den Internetkanal clipmyhorse.de, der alle Prüfungen überträgt, zu vielen Menschen in ganz Deutschland und Europa nach Hause. Der SVZ-Mitarbeiter Torsten Roth hat hier einseitig seine persönliche Meinung dargelegt, die mit einem objektiven Journalismus nichts zu tun hat. Die Landesmarketing-Firma wie auch das internationale Reitturnier in Redefin werden von ihm verunglimpft. Hier wird dem Leser suggeriert, dass das Redefiner Reitturnier etwas Schlechtes ist und dass Steuergelder missbraucht werden, ohne den Marketingaspekt von "MV tut gut" und den sportlichen Wert zu sehen.

Was kosten dagegen die vielen Polizeieinsätze bei den Hansa-Heimspielen in Rostock - Woche für Woche, wenn drittklassiger Fußball geboten wird. Sogar Bahnreisende werden schon gewarnt, nicht die Züge der Hansa-Fans zu nutzen, wenn ein Auswärtsspiel ansteht. Mit diesen Geldern könnten noch viel mehr kleine Dorfläden im Land erhalten werden. An den Branchen rund ums Pferd (Zucht, Haltung, Sport und Dienstleistungen) in MV hängen immerhin über 7000 Arbeitsplätze im Land. (Hans-Joachim Begall)"

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