Turniersport 2011
Erschienen am 21.03.2012
Weniger Reiter, weniger Turniere, konstante Starts
Warendorf - Auf Deutschlands Turnierplätzen wird es voller. Nicht etwa, weil mehr Reiter starten, sondern weil sich die Aktiven auf weniger Turniere verteilen. Das ergibt sich aus der aktuellen Turniersportstatistik der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Danach wurden im vergangenen Jahr nicht nur weniger Jahresturnierlizenzen ausgestellt, sondern auch weniger Turnierveranstaltungen gezählt. Nahezu konstant geblieben sind dagegen die Starterzahlen sowie die Zahl der Turnierpferde.
Im Jahr 2011 fanden 3.594 Turniere in Deutschland statt, das sind 75 weniger als im Vorjahr. Eine positive Ausnahme macht Hamburg. Dort durften sich die Pferdesportler über gleich neun neue Turniere freuen, was einem Plus von 34,62 Prozent entspricht. Ein leichtes Wachstum registrierten auch Hannover (2,51 %) und Rheinland-Pfalz (1,3 %). Verluste beklagten hingegen das Saarland (sieben Turniere/-10,45 %) und Thüringen (neun Turniere/-9,0%). Bayern verlor 20 Veranstaltungen (-4,99 %), Baden-Württemberg 14 (-3,17%), das Rheinland elf (-3,51%) und Sachsen sechs /4,72 %). Die übrigen pendeln zwischen minus ein und drei Prozent. Einen Sonderfall stellt Bremen dar. Der kleinste Verband verlor zwei Turniere (von 16), was sich gleich in einem Verlust von über zwölf Prozent niederschlägt.
Im selben Maß, wie die Veranstaltungen abnahmen, sank auch die Zahl der Prüfungen: 2,09 Prozent weniger (67.750). Bis auf Hamburg mussten alle Landesverbände Rückgänge hinnehmen. Anders sieht es bei der Zahl der Starts aus. Im Jahr 2011 wurde beinahe genauso oft gestartet wie im Vorjahr. 1.459.828 Starts in allen Prüfungsklassen kamen auf deutschen Turnierplätzen zusammen, das entspricht einem Minus von gerade einmal 0,2 Prozent. "Weniger Turniere, weniger Prüfungen, aber fast gleichbleibende Starterzahlen lassen nur einen Rückschluss zu: Die Turniere werden voller", sagt Friedrich Otto-Erley, Leiter der FN-Abteilung Turniersport. Bestes Beispiel: Bayern hat 20 Turniere verloren, registrierte aber 2.000 Starts mehr als im Vorjahr. "Die Entwicklung verläuft allerdings regional sehr unterschiedlich. Bei vielen Veranstaltungen dürften sich noch keine Veränderungen bemerkbar machen", so Otto-Erley.
Interessant ist aber noch eine weitere Tendenz. Während die Zahl der Turnierreiter abnimmt, steigt die Zahl der Turnierpferde. 82.779 Reiter und Fahrer hatten 2011 eine Jahresturnierlizenz, 1,43 Prozent weniger als noch 2010. Im Vergleich zum Rekordjahr 2000, in dem 94.854 Reitausweise ausgestellt wurden, ist die Zahl der Aktiven um 12,7 Prozent geschrumpft. Mit knapp drei Prozent Plus schnitten die Pferde-Neueintragungen dagegen sehr gut ab: 25.136 Pferde wurden 2011 neu bei der FN als Turnierpferd registriert. Mit diesem Zuwachs konnte ein leichter Rückgang bei den fortgeschriebenen Pferden wettgemacht werden. Mit insgesamt 138.326 Turnierpferden (Vorjahr 138.482) blieb die Zahl der vierbeinigen Athleten nahezu konstant.
Weniger Reiter bei nahezu gleich vielen Pferden - das lässt wiederum nur einen Schluss zu: "Der Sport wird stärker denn je von ,Vielreitern’ geprägt, von Reitern also, die mit mehreren Pferden starten und die ihren Sport professionell oder zumindest semiprofessionell ausüben", sagt Otto-Erley. Ein nicht ungefährlicher Trend. "Schon jetzt wächst bei vielen ‚Amateuren’ das Gefühl, ausgeklammert zu werden." Damit nimmt Otto-Erley Bezug auf eine Online-Umfrage der FN im vergangenen Jahr, an der sich 14.492 Personen, vorwiegend aktive Turniersportler, beteiligten. "Was vor allem gewünscht wird, ist eine bessere Trennung nach Leistung und Routine, aber auch mehr Rücksicht auf die beruflichen und familiären Verpflichtungen bei der Erstellung der Zeiteinteilungen." (fn-press)