200 Jahre Landgestüt Redefin

Erschienen am 28.09.2012

Geschichte traf auf Gegenwart mit vielen zwei- und vierbeinigen Gästen

Redefin - Das hätte Friedrich Franz I (1756-1837), Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, sicher gern selbst erlebt, was aus seinem Gestüt zur Verbesserung der Pferdezucht geworden ist, das er 1812 in Redefin errichten ließ und in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen feierte. Das ganz Jahr hindurch wurde es in großen Lettern angekündigt, eine aufwendig erstellte Festschrift erzählt von der Geschichte und Gegenwart und die kam auch bei den diesjährigen Hengstparaden am 9., 16. und 23. September deutlich zum Ausdruck.

Rolf Günther, ehemaliger DDR-Nationenpreisreiter, seit der politischen Wende Redefiner und aktuell für den Bereich Hengste verantwortlich, zeichnete in einem aufwendigen Bild mit einer Vielzahl von Pferdefreunden aus dem ganzen Land und mit zum Teil alten Requisiten die Geschichte des Landgestüts auf dem Paradeplatz nach, der in diesem Jahr an allen drei

Paradetagen restlos ausverkauft war. Gestütsleiterin Antje Kerber, die sich nur als Landstallmeisterin betiteln lässt, konnte am letzten Tag verkünden, dass mehr als 18.000 Besucher in diesem Jahr die Paraden besucht haben.

Sie freute sich ganz besonders darüber, dass sie in diesem Jahr zum Jubiläum zahlreiche befreundete Landgestüte aus Deutschland und Europa bei den Paraden begrüßen konnte. Ihre Aufwartung in unterschiedlichsten Bildern machten das schwedische Nationalgestüt Flyinge, das niedersächsische Landgestüt Celle, die Königlich Schwedische Leibgarde aus Stockholm, das sachsen-anhaltinische Landgestüt Prussendorf, das nordrhein-westfälische Landgestüt Warendorf, das hessische Landgestüt Dillenburg, natürlich auch das benachbarte Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse), das Gestüt Kladruby aus Tschechien mit ihren Altkladruber Pferden und aus dem eigenen Bundesland das Gestüt Ganschow.

Die Bilder dieser Gestüte gingen ans Herz. Die Herzen der Pferdekenner öffneten sich ganz besonders am letzten Paradetag, als das Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) mit neun ihrer modernsten Stuten vertreten war, die allesamt bildhübsche Fohlen bei Fuß hatten. Als die kleine Herde am Ende freigelassen wurde und in geschlossenem Verband über den Paradetag galoppierte, kam die "Moderne" besonders zum Tragen. Antje Kerber fragte Landstallmeister Dr. Jürgen Müller, der das Bild kommentierte, spontan, ob er die Pferde nicht in Redefin lassen wolle. Darin kam auch ihre Bewunderung für die Neustädter Pferde zum Ausdruck.

Ein besonderes Erlebnis war auch der Auftritt des Warendorfers Georg-August Schulte-Quaterkamp, der mit dem Kaltblüter Hurrican unter dem Motto: "Ausbildung von Remeonte bis nach’e Dicke Tour hin" den westfälischen Dressurausbilder Georg Frerich in unnachahmlichen Gesten imitierte. Die Besucher waren begeistert. Das Gestüt Ganschow, wo der Trakehner nach dem Umzug 1964 seine neue Heimat gefunden hat und nach wie vor eines der größten privaten Gestüte im Herzen von Mecklenburg-Vorpommern ist, zeigte im Bild "Grenzenloses Vertrauen", dass er möglich ist, mit einem Vierspänner vorwärts auf einen geschlossenen LKW zu fahren und vorwärts auch wieder herunter zu fahren.

Aufgrund der Vielzahl an Gästebildern konnten einige andere, die die regelmäßigen Besucher der Hengstparaden gewohnt sind, nicht gezeigt werden. Aber natürlich durften die großen Klassiker nicht fehlen. Nach der Eröffnungsparade, die mit einem Auftritt des Landes-Polizeiorchesters begann, das die Paraden seit drei Jahren begleitet, führte Kesselpauker Fred Schicketanz mit Ceventro (v. Cero I) den Fanfarenzug mit vier Standartenreitern und neun Bläsern an. Ihre liebe Not hatte die Auszubildende Ariane Schulz, deren Mecklenburger Hengst Baloubrie (v. Balou du Rouet) sehr aufgeregt war und auch in späteren Bildern ständig aus der Reihe tanzte.

Der 46-jährige Frank Meier bewies

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Gäste der Königlich Schwedischen Leibgarde aus Stockholm.

anschließend, dass er als Postreiter immer noch standfest ist und mit den jungen wie Michael Schell (31) mithalten kann. Die Azubis tun sich da eher schwerer.

Die Sechser-Quadrille, gefahren von Hans-Joachim Frahm, Jens-Uwe Gawehns, Fred Schicketanz und Udo Kähler war wie immer ein Augenschmaus, die von den Redefiner Paraden nicht wegzudenken ist. Wenn man bedenkt, dass dreijährige Pferde in den Gespannen waren, die sich harmonisch einordneten, kann man das fahrerische Können der Beteiligten erahnen.

"Das ist ja eine sehr gute Idee", sagte der Rostocker Pferdefreund Karl-Hermann Müller, der neben mir saß und in früheren Jahren für das DDR-Fernsehen zahlreiche Filme in

Redefin gedreht hat, als die Springquadrille mit acht Pferden präsentiert wurde und die vier beweglichen Hindernisse mit Kaltblütern ständig ihren Standort wechselten.

Beim Tonnenabschlagen der Redefiner Azubis erfuhren die Besucher am letzten Tag, dass Manfred Scheel aus Spoldershagen, der "Bodenkönig" auf dem Fischland Darß ist, an allen drei Tagen keinen "Tonnenkönig" ehren konnte, weil die Reiter es nur schafften, den Boden der Tonne abzuschlagen. Am dritten Tag schaffte das Johannes Schuldt vom 3. Lehrjahr, der damit Bodenkönig wurde.

Der Große Mehrspänner mit 16 Pferden, gefahren von Hans-Joachim Frahm, der insgesamt 186 m Leinen in der Hand hielt und

Gäste vom Haupt- u. Landgestüt Neustadt (Dosse) mit einer modernen Stutenherde.
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Geschichte des Landgestüts und das Mecklenburger Brandrzeichen.

Udo Kähler als Beifahrer, zog in beeindruckender Weise seinen Bahnen. Was einst Duralin II als Vorderpferd war, von dem Manfred Görke (früherer Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Nordwestmecklenburg und seiner Zeit in der LPG Mallentin für die Zucht von Duralin I bis III verantwortlich) Gestütschefin Antje Kerber ein großes Bild überreichte, ist seit etlichen Jahren der Mecklenburger Monjul-Sohn Mondras, inzwischen 18 Jahre alt. Mit dem 15-jährigen Paradeur (v. Pagur) an seiner Seite gab Mondras mit geringen Leinenhilfen die Richtung vor und die übrigen 14 Pferde, in vier Reihen angespannt, folgten gehorsam und mühelos.

Ein weiterer Klassiker folgte - die aus dem

Jahre 1863 stammende sechsspännig gefahrene Postkutsche, die in neuem Glanz erstrahlte. Das Landes-Polizeiorcherser intonierte dazu wieder die "Post im Walde". Solo- und Echotrompete wurden von Valeriy Pruss und Hagen Domann geblasen. Bevor die Postkutsche einfuhr gab Moderator Dieter Quaas einen kleinen Exkurs durch die Geschichte dieser Kutsche.

Auch die Interessengemeinschaft der Shetlandponyzüchter war wieder mit einem farbenprächtigen Bild und Ponys in verschiedensten Anspannungen dabei, in dessen Mittelpunkt an jedem Sonntag erneut eine Fohlenverlosung stand. Am 3. Sonntag war es ein Fohlen aus der Zucht von Heiko Lembck aus Dahlberg, das den Namen Bond

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Großherzog Friedrich Franz I - alias Hans Bach - kam doch noch mit einem Friesengespann zur Parade.

von Dahlberg trug und nach Holstein an Birgit Schmalz ging. Die Einnahme von insgesamt 2.200 Euro in diesem Jahr, die die Gesamtsumme der Verlosungen seit 1993 auf 84.600 Euro anwachsen ließ, geht wie immer an das Landgestüt Redefin zur Erhaltung und Renovierung der Gestütsanlagen. Dafür bedankte sich Antje Kerber ausdrücklich.

Zu den Gästen die ein eigenständiges Bild präsentierten gehörte in diesem Jahr auch die "Deutschlandquadrille der Fjordpferde", deren Mitglied der Mecklenburger Norbert Gombert aus Pampow ist. Die aus 12 Zweispännern bestehende Quadrille, die zum 35. Jubiläum der Interessengemeinschaft Fjordpferde gegründet wurde, bekam bei ihrem forsch vorgetragenen Auftritt mit sehenswerten

Figuren immer wieder Szenenapplaus. Ein Bild, das den Besuchern sicher lange in Erinnerung bleibt. Die Fahrer kommen aus Bayern, Hessen und Mecklenburg. Bei einem Auftritt auf der Hop-Top-Show der Equitana 2009 gefiel sie dem Sultan des Oman, Quabus ibn Said, so gut, das er sie zur Feier seines Tronjubiläums am 1. Januar 2011 einlud. 30 Menschen und 27 Fjordpferde flogen daraufhin in den Oman und führten Die Quadrille zu klassischer Livemusik eines Sinfonieorchesters in der Hauptstadt Muscat auf. Für die Beteiligten das Erlebnis ihres Lebens, das in Redefin mitschwang.

Die Römerwagen deuteten den Kennern der Szene an, dass das Ende der viereinhalbstündigen Schau nahte. Immer wieder werfen diese Gefährte Fragen der

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Beim Tonnenabschlagen wurde Johannes Schuldt Bodenkönig.

Sicherheit auf, weil sie keine Bremsen haben sondern von Hans-Joachim Frahm, Fred Schicketanz und Udo Kähler nur mit ihren Händen über die Leinen gebremst werden können. Sie gehören aber traditionell zu den Paraden dazu.

Dann kamen sie, die Schwarzen Reiter - Die Große Dressurquadrille zum Gedenken an die Befreiungskriege des 19. Jahrhunderts zog ein. Angeführt von Erich Scheel auf Juventus, der die Standarte "Freiheit und Recht" aus dem Jahre 1813 mitführte, ritten 20 "Schwarze Reiter" auf den Platz. Die Funktion des Kommandeurs Freiherr Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow (1782-1834) übernahm Michael Thieme mit Count Up. Die Quadrille ist dem großen mecklenburgischen Freiheitskämpfer

Adolf von Lützow gewidmet. Am 18. Februar 1813 gab der preußische Großherzog Friedrich Wilhelm III Adolf von Lützow den Auftrag, zum Kampf gegen die napoleonische Unterdrückung ein Freicorps aufzustellen. Die "Schwarzen Reiter", zu denen auch Theodor Körner gehörte, der 1813 am 26. August - 22-jährig - in einer Schlacht fiel und in Wöbbelin begraben liegt, hatten sich die Losung "Freiheit und Recht" auf ihre Fahnen geschrieben. Als Kommandeur Adolf von Lützow, alias Michael Thieme, nach besonders gelungenen Quadrillenformationen und Bildern zur Attacke blies, verließen die Schwarzen Reiter mit ihren Pferden unter den Klängen von "Lützows wilder verwegener Jagd" im gestreckten Galopp den Paradeplatz.

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Die Deutschlandquadrille der Fjordpferde mit Reinhard Gombert aus Pampow.

 

 

Die Parade und am 23. September 2012 die Jubiläumsfeiern, waren damit beendet. Ein Stück mecklenburgische Geschichte, zu der das Landgestüt Redefin untrennbar gehört, wurde 18.000 Besuchern erneut eindrucksvoll vor Augen geführt. Dies zu erhalten und wach zu halten, sollte Entscheidungsträgern aller Couleur heiligste Pflicht sein. Bei Rundgängen durch das Gestüt, vor und nach den Paraden, ist das einer Vielzahl an Besuchern erneut bewusst geworden.  (Franz Wego)

 

 

 

 

 

Der Große Mehrspänner mit 16 Pferden gefahren von Hans-Joachim Frahm.

 

 

 

Die historische Postkutsche

 

 

 

 

 

Die Römerwagen künden das allmähliche Ende der Parade an

 

Auftritt der schwarzen Reiter.

                                                                                             Das Programm endet mit der Atacke.

 

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