Trakehner Albatsohn-Nachkomme hat Geburtstag

Erschienen am 10.12.2012

Ständchen für ein 33-jähriges Pferd

Spricht man von einem Warmblutpferd das 22 bis 25 Jahre alt ist, dann gilt dieses als ziemlich alt. Wenn ein Pferd aber 30 Jahre alt wird, ist es schon etwas Besonderes und spricht dafür, dass es in seinem Leben gute Partner und eine gesunde und artgerechte Haltung gehabt haben muss.

Freunde und Jagdhornbläser bringen dem 33-jährigen Fähnrich ein Ständchen. Foto: Jutta Wego

Dieses Alter hat aber nun ein Trakehner noch getoppt. Am 8. Dezember lud Karl Lohrmann aus Sabel bei Güstrow, den viele Pferdefreunde mit der Fotokamera in der Hand kennen, Freunde ein, um gemeinsam den 33. Geburtstag seines Albatsohn-Wallachs Fähnrich zu feiern, der Anfang Dezember 1979 in Kölsa das Licht der Welt erblickte. Mit von der Party war auch die Jagdhornbläsergruppe des Hegerings Weitendorf, deren Mitglied Karl Lohrmann ist, die dem guten "Alten" Fähnrich ein musikalisches Ständchen brachten. Beim "Jagdreitermarsch" spitze Fähnrich die Ohren. Ob er sich an seine Zeit als Militarypferd zurückerinnerte ist allerdings unwahrscheinlich. Mehr gefreut haben dürfte er sich über die vielen Möhren, die ihm die Gäste mitbrachten, wenn es auch mit seinen Zähnen altersbedingt nicht mehr zum Besten steht. Rolf Brott, Leiter der Jagdhornbläsergruppe, streichelte den "guten Alten" und wünschte ihm weiter alles Gute.

Karl Lohrmann erzählte den zahlreichen Gratulanten, wie Fähnrich als junges Pferd zu ihm kam, den er eigentlich für die Sektion Pferdesport Wessin in Kölsa ausfindig machte. Auch Lohrmanns verstorbene Mutter, eine Ostpreußin, war begeistert, dass sich ihr Sohn Karl vor fast 30 Jahren einen Trakehner und damit ein Stück Heimat in den Stall holte. Dass es eine so lange Partnerschaft werden würde, konnte damals keiner ahnen.

Dabei hat Fähnrich die Natur keineswegs nur auf Weiden kennengelernt. Karl Lohrmann war und ist ein Freund des Vielseitigkeitssports. Und so war es selbstverständlich, dass Fähnrich, dessen Mutter die Ralf / Altgesell-Stute Fahne II ist, als Vielseitigkeitspferd ausgebildet wurde. "Im Gelände fühlte sich Fähnrich am wohlsten und kämpfte immer für mich, auch wenn ich manchmal gar nicht mit kam im Sattel", blickt Lohrmann dankend zurück. Dabei waren es keinesfalls nur kleine Prüfungen die die beiden absolvierten und ganz unfallfrei blieben die gemeinsamen aktiven Jahre für Pferd und Reiter auch nicht. In Groß Lüsewitz nahmen sie 1988 sogar an den DDR-Meisterschaften in der Klasse S teil. Der letzte Erfolg des Paares in einer großen Vielseitigkeit datiert aus dem Jahre 1992 in Hohenberg-Krusemark, wo sie die Prüfung als Siebte beendeten.

Fähnrich im Jahre 1992 bei seinem letzten Erfolg in einer Großen Vielseitigkeitsprüfung in Hohenberg-Krusemark. Foto: Jutta Wego

Fähnrich im Jahre 1992 bei seinem letzten Erfolg in einer Großen Vielseitigkeitsprüfung in Hohenberg-Krusemark. Foto: Jutta Wego

Doch Karl Lohrmann stellt seine eigenen Erfolge mit Fähnrich nur ungern in den Vordergrund. Viel wichtiger ist es ihm, dass viele junge Menschen im Sattel von Fähnrich saßen, mit ihm groß wurden und gemeinsam erfolgreich waren. Dazu gehört aus der Wessiner Zeit, wo Lohrmann lange Jahre Sektionsmitglied war, neben zahlreichen anderen auch Andre Kleinpeter, der heute Betreiber einer Tierklinik in Alt-Sammit ist. Vor allem zahlreiche Nachwuchsreiter aus verschiedensten Vereinen sammelten noch lange Schleifen mit dem Albatsohn-Nachkommen, als Karl Lohrmann das aktive Reiten längst beendet hatte. Zuletzt war es Gerrit Klostermann aus Sabel, der auf dem Rücken des Pferde-Opas Lebensfreude erfuhr.

Ja - er ist schon etwas Besonderes dieser Fähnrich, dessen väterlicher Großvater Albatros (geboren 1935) noch im untergegangenen Gestüt Trakehnen geboren wurde. Vater Albatsohn, der der Trakehnerzucht in der ehemaligen DDR unendlich viele hervorragende Nachkommen geliefert hat und zu Beginn seiner Zuchtkarriere in Dummerstorf wirkte, war unter dem unvergessenen Joachim Gusovius ein erfolgreiches Dressurpferd. Die 1972 geborene Mutter Fahne II gehörte zu den erfolgreichsten Zuchtstuten im Gestütes Kölsa, deren väterliche Linie auf den berühmten Pythagoras zurück geht. Dessen letzte 1999 geborene Tochter Feder R. (v. Ralf), die Karl Lohrmann ebenfalls kaufte, stand bis zu ihrem viel zu frühen Tod als Boxennachbarin neben ihrem Halbbruder Fähnrich.

Mit der Melodie "Dankeschön, Auf Wiedersehen", die sich Karl Lohrmann von seinen Bläserfreunden wünschte, wurde das Ständchen im Stall von Fähnrich beendet und im Clubraum der Feuerwehr weiter gefachsimpelt.  (Franz Wego)

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