Pferdezüchter Hartwig Wigger lebt nicht mehr

Erschienen am 25.11.2013

Er ist im Oktober gerade mal erst 59 Jahre geworden und musste die Erde nun schon so früh verlassen. Der Landwirt und Pferdezüchter Hartwig Wigger aus Stellshagen in der Nähe von Klütz hat am 19. November nach langer schwerer Krankheit für immer die Augen geschlossen.

In Welzin bei Damshagen als Sohn eines Schweinezüchters aufgewachsen, war auch sein beruflicher Weg nach der Lehre zum Schweinezüchter im ehemaligen Gut Greifswald vorgezeichnet. In der LPG Tierproduktion Klütz war Hartwig Wigger bis 1991 Leiter des Bereiches Schweinezucht. Mit seiner Ehefrau Christa, einer Krankenschwester, war er Vater von drei Töchter, die ebenfalls alle Krankenschwestern sind.

 

 

 

Der Pferdezüchter Hartwig Wigger ist am 19. November im Alter von nur 59 Jahren gestorben.
Foto: Jutta Wego

 

 

 

 

 

Sein Interesse an Pferden war Anlass, dass Hartwig Wigger in seiner LPG auch einen Pferdezuchtbetrieb mit vier bis fünf Stuten aufbaute, auf denen Kinder des Ortes freizeitmäßig ritten. Nach der politischen Wende schaute er sich zunächst bei Bauern westlich der Elbe um. 1991 bekamen Wigger‘s ihr eigenes Land wieder zurück, legten dies mit dem der Mutter zusammen und pachteten weitere Flächen hinzu. Gute Bedingungen für Ackerbau mit Pferdehaltung.

Mit Stuten aus seiner LPG und zugekauften aus der damaligen Pferdzzucht-Hochburg Groß Stieten begann Hartig Wigger privat Pferde zu züchten. Gute Verbindungen zu Oldenburger Züchtern wie Werner Schockemöhle und vor allem Heinrich Klatte (Lastrup), die durch den ehemaligen Redefiner Gestütswärter Gert Hass zustande kamen, mit dem er bei diesen nach Hengsten Ausschau hielt, sorgten dafür, dass Hartwig Wigger Fohlen zur Aufzucht gegeben wurden. So genossen bald 20 Fohlen eines Jahrgangs aus Lastrup die saftigen Weiden am "Klützer Winkel".

Schaut man in das Jahrbuch der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), so sind dort 14 seiner Zuchtprodukte als Turnierpferde aufgelistet. Begonnen hat Hartwig Wigger seine private Zucht mit der Distello-Stute Dizurka, die er sich in Gross Stieten kaufte. Mit Dizurka und Carprilli zog Wigger 1993 Caprice. Caprilli, ein Calypso I-Sohn, war der erste "Westhengst", den Wigger mit seinem Freund Gert Hass aus dem Bestand des Oldenburg Züchters Heinrich Klatte nach Mecklenburg holte.

Caprice setzte Wigger später selbst in der Zucht ein und zog mit ihr 1996 die Grand Amour-Stute Grand Caprice, die ihrerseits bei Wigger 2002 das erfolgreiche Sportpferd Quinci v. Quick Star (aktuell hocherfolgreich geritten von Sven Thölke, Zarpen) und später bei Mike Ebert in Großen-Luckow bei Teterow die Cellestial-Nachkommen Cleopatra (mit Dr. Jörg Neubauer, Tarnow, erfolgreich unterwegs) und den Mecklenburger Hengst Chello brachte, der sich zweimal mit Richard Robinson (Steffenshagen) für das Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes qualifiziert hat.

1994 zog Wigger mit Carprilli und der Lapis-Stute Laralda die erfolgreiche Springstute Caralda-C. Das C stand für Carla Harnack (Ehefrau des ersten MV-Zuchtverbandspräsidenten Jürgen Harnack), die Caralda-C von Wigger kaufte. Unter Sandra Engelmann (damals in Altenhagen tätig) sammelte die Stute in jungen Jahren viele Schleifen.

1995 wurde Agento bei Hartwig Wigger geboren. Den zog er mit dem Klatte-Stempelhengst Argentinus und der Jucker-Tochter Jukara, die ebenfalls aus Gross Stietener Zucht stammt. Diese Stute paarte der Landwirt aus Stellshagen mit dem Klatte-Hengst Granulit an, ein Schimmel von Grannus. Auch daraus fiel 1997 ein Sportpferd das den Namen Gundero erhielt.

Weitere Zuchtprodukte im Sport sind Leo Lucca (1999 v. Landjonker), Chanell (2000 v. Cardos), Chester (2001 v. Caretano Z), Quantano (2006 v. Quicksilber), Armitano (2006 v. Armitage), den gekörten Leon (2007 v. Landius) und Van Gogh (2008 v. Valentino). Van Gogh wird aktuell sehr erfolgreich von Jörg Möller geritten. Die letzten Sportpferde von Hartwig Wigger stammen von der Caretano Z-Tochter Calina Z ab, die auf die Zucht von Jürgen Hattebuhr (Burgwedel) zurückgeht, bei dem Jürgen Bredemeier angestellt war, der bis 1991 für die Pferdezucht in Groß Stieten Verantwortung trug und gute Verbindungen zu Hartwig Wigger unterhielt.

Über seine Zuchtprodukte hinaus ist Hartwig Wigger auch Aufzüchter von Pferden, aus denen zwei gekörte Hengste hervorgingen. 1992 kaufte er von Wolfgang Müller (Langen Brütz) ein Carprilli / Impuls-Fohlen, das unter dem Namen Cares in Sommerstorf gekört wurde und unter dem Sportnamen Camillo ein erfolgreiches Dressurpferd wurde. Mehrere Jahre wirkte der sehr vermögend springende gekörte Land-Boy im Landgestüts Redefin. Den Landjonker / Argentinus-Sohn kaufte Wigger als Fohlen bei einem Oldenburger Züchter. Von dessen leistungsstarken Sportpferdenachkommen ist derzeit die im Besitz von Michael Nagel (Gadebusch) befindliche Lady Ellen am bekanntesten.

Hartwig Wigger war auch leidenschaftlicher Jäger, leitete einige Jahre den Hegering seiner Heimatregion und engagierte sich sehr stark im örtlichen Karnevalsverein. Als Gründungsmitglied des Pferdezuchtvereins Schönberg, dessen Kasse er einige Jahre führte, war er bis zu seinem Tod Mitglied im Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern.

Die Pferdewelt trauert um einen sehr engagierten Pferdemann, unser Mitgefühl gilt seiner Familie. (FW)

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