Josef Birkemeyer: Ein Reiterherz hat aufgehört zu schlagen
Erschienen am 21.07.2015
In unserer schnelllebigen Zeit werden einstige "Frontleute" allzu oft vergessen. Wer kennt Josef Birkemeyer aus Perow bei Teterow eigentlich noch, in Familien- und Freundeskreisen stets nur "Jupp" genannt?
Jupp Birkemeyer hat zusammen mit Michel Wohlfahrt zu Beginn der 1950er Jahre den Pferdesport in Schwetzin gegründet und bis weit in die 1970er Jahre hinein zu großer Blüte geführt. Ein Großteil der damaligen Bauernsöhne des Ortes war pferdesportlich aktiv. Am 18. Juli hat der himmlische Vater Josef Birkemeyer, kurz vor Vollendung seines 85. Lebensjahres, nach langer Krankheit von seinem Leiden erlöst und seine Seele zu sich in sein Reich geholt.
Jupp Birkemeyer war ein Macher wie es sie nicht oft gibt. Mit dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb mehr als ausgelastet, hat er mit unglaublichem persönlichem und finanziellem Engagement den Pferdesport in Schwetzin gefördert und lange am Leben gehalten. Als das nicht mehr ging, weil die damaligen Leistungsträger aus beruflichen Gründen den Ort verließen, schmerzte ihn das sehr.
Zu seinem 80. Geburtstag haben Horst Gröschel und Franz Wego Josef Birkemeyer überrascht und ihn mit seiner Frau Ingrid in der Kutsche von Perow nach Levitzow gefahren, wo die Geburtstagsfeier stattfand. Foto: Jutta Wego
Familie Birkemeyer gehören zu denen, die von 1928 bis 1932 aus Westfalen, Franken, aus der Röhn und dem Rheinland nach Mecklenburg gekommen sind, als die damalige Siedlungsgesellschaft Jungbauern für die neu geschaffenen 15 bis 25ha Höfe suchte. Es waren in den Dörfern Perow, Schwetzin, Levitzow, Groß Wüstenfelde und Matgendorf fast ausschließlich katholische Siedler, die einen festen Zusammenhalt pflegten, der den Sozialismus in dieser Region nicht bis in die letzte Konsequenz greifen ließ. Gerade erst feierten die Nachkommen der damaligen Siedler in Schwetzin das 85. Kirchweihfest das zugleich an die Siedlungsväter erinnerte. Wenige Tage später schloss Josef Birkemeyer für immer die Augen.
Anders als in anderen Regionen der DDR wurde der Pferdesport unter Führung von Josef Birkemeyer, der ein zutiefst gläubiger Mensch war, in Schwetzin bis zuletzt ausschließlich auf Pferden der Bauern ausgeübt. Besonders in den 1960er Jahren wurden in Schwetzin auch große Reitturniere mit Springen bis zur schweren Klasse ausgetragen. Ein Gottesdienst am Sonntagmorgen gehörte meist dazu. Die damaligen Sportclubs der DDR kamen gern nach Schwetzin. In der Blütezeit gehörte der Ort zu den Vorzeigesektionen hinsichtlich der sportlichen Erfolge und der Bedeutung der Turniere. Viele bekannte Pferdegrößen seiner Zeit, wie z.B. Domos (v. Dolomit) unter Rudi Berbom, oder Freiherr (v. Freischwimmer) unter Heinz Schulenburg, starteten in Schwetzin unter Leitung von Jupp Birkemeyer ihre sportliche Karriere.
Zahlreiche erfolgreiche Reiter, alle geformt vom Verstorbenen, brachte der Ort hervor. Genannt seien neben ihm selbst, der sein reiterliches Rüstzeug zu Beginn der 1950er Jahre noch in Westfalen erwarb, wo er auch das silberne Reitabzeichen ablegte, sein Bruder Heinz, Fritz und Heidi Schoknecht, Peter Fenzahn, Josef Schönberg, Heinz Neumann, Reinhard Springer, Hubert Malzkorn, Hermann Börger, Franz und Willi Wego oder der aktuelle Brennbeauftragte des Verbandes der Pferdezüchter MV, Uwe Träder. Josef Birkemeyer war auch ein Freund des Quadrillenreitens. Die älteren Einwohner werden sich noch an die 16ner Quadrillen erinnern, die die Bauernsöhne nach der Choreographie von Josef Birkemeyer auf dem Turnierplatz in Schwetzin ritten.
Alles was den Pferdesport in Schwetzin ausmachte und prägte, hat seine Wurzeln in Josef Birkemeyer. Seine Ehefrau Ingrid stand ihm dabei immer stets fest zur Seite. Zuletzt hat auch sie es aufgrund seiner langen fortschreitenden Krankheit schwer gehabt. Ihr und ihrer Familie gilt in dieser schweren Zeit unser aufrichtiges Mitgefühl. (Franz Wego)