Sommerstorf: Bericht vom 10. KMG-Cup
Erschienen am 25.06.2010
Holger Wulschner gewann den 10. KMG Cup
Mehr als 1.400 Nennungen sprechen für die Beliebtheit des Springturniers am „Alten Landsitz“ in Sommerstorf. 8.000 Besucher verfolgten an vier Wettkampftagen das 46-stündige Turnierprogramm.
Sommerstorf. Holger Wulschner (Groß Viegeln) ging mit zwei Pferden an den Start des vier Sterne schweren Großen Preises der KMG Kliniken und des Autohauses Rosier und entschied mit dem einzigen fehlerfreien Ritt im Stechen in 38,51 Sekunden auf dem elfjährigen Holsteiner Wallach Leontes die Prüfung für sich. Wulschner hat das Pferd einst an seinen russischen Freund und Nationenpreisreiter Vladimir Tuganov vermittelt, der es erst vor acht Wochen zu Holger in den Stall stellte. „Vielleicht kann ich ihn nun ja weiter reiten“, unkte Wulschner bei der Siegerehrung, der sich im Namen der Teilnehmer bei Dr. Neubert und Jens Vogt für das schöne und hoch dotierte Turnier bedankte. Einen schicken Golf VI im Wert von 20.000 Euro bekam er für seinen Sieg. Jetzt muss nur noch geklärt werden, wer damit fahren darf. „Ich weiß gar nicht, ob man in Russland so ein Auto fahren darf“, scherzte der
Mecklenburger, der vor zehn Jahren nicht nur das Deutsche Spring-Derby, sondern beide Qualifikationsprüfungen gewann und damit einen eisernen Rekord hält.
Im Stechen gab es eine Neuauflage des Duells vom CSI Redefin: Wulschner gegen Felix Haßmann (Lienen). Damals gewann Hassmann, diesmal unterlag der heiß gehandelte Favorit und wurde mit vier Fehlern in 38,67 Sekunden mit seinem Redefiner Siegerpferd Horse Gym’s Lianos Zweiter. Der Unterschied war, dass es beim 10. KMG-Cup doppelt soviel Preisgeld gab als in Redefin. Hinter dem Sachsen Michael Kölz (Leisning), der im Stechen auf Lord Dritter wurde (4/39,56), kam Thomas Kleis (Schloss Wendorf) mit dem schnellsten Vier-Fehler-Ritt aus dem Umlauf auf den 4. Platz. Richard Robinson wurde auf Lysander Achter.
Parcourschef Wolfgang Meyer hatte nicht zuviel versprochen, es den Reitern im Großen Preis ordentlich schwer zu machen. Richter Franz Wego, der den KMG Cup seit jeher begleitet, merkte an: „Wir haben sehr anspruchsvollen Sport gesehen. Die Reiter haben das im Großen Preis heute meiner Meinung nach etwas unterschätzt. Die Zeit war passend, es durfte nicht gebummelt werden, es waren auch ein paar Distanzaufgaben dabei, alles in allem war es ein sehr guter Parcours“.Turnierveranstalter Jens Vogt, der sich im Vorfeld darauf gefreut hatte „am Sonntag Abend einem glücklichen Gewinner die Hand zu schütteln“ und sagen zu können, „wir haben guten Sport gesehen“, ist nicht enttäuscht worden. „Top Sport und mit Holger Wulschner ein gerechter Sieg im Großen Preis. Wir haben mit 50 Zuschauern vor sieben Jahren begonnen, hatten uns im letzten Jahr auf 13.000 gesteigert
und ich denke mal, dass wir mit knapp 8.000 Zuschauern in diesem Jahr sehr zufrieden sein können, mit dem was wir hier in den letzten Tagen erlebt haben“, lautete das Fazit. Der General Manager der ambiente Hotel Group hatte auch in diesem Jahr nichts unversucht gelassen aus dem KMG Cup eine außergewöhnliche Veranstaltung zu machen. Neben dem großen VIP Zelt gab es über 1.000 überdachte Tribünenplätze, ein weiteres Zelt, das am Vorabend dazu genutzt wurde das zehnjährige Bestehen des KMG Cups gebührend zu feiern. Sogar ein großes Geburtstagsfeuerwerk ließen die „Macher des KMG Cups“ nicht aus. Und Prominente Gäste gab es außerdem: Die beiden RTL-Autohändler Jörg & Dragan sind mit ihrem Assistenten „Tobi die Partyrakete“ in Sommerstorf vorbei gekommen, um den partygelaunten Gästen am Vorabend noch mal ordentlich einzuheizen.
Zwei Topspringen gewann Richard Robinson
Der Sport war in der Tat über den Großen Preis hinaus hochklassig.
Das Drei-Sterne Springen am Samstag war ganz nach dem Geschmack der Gastgeber. Ihr Top-Springreiter, der Brite Richard Robinson, gewann das Springen in der Siegerrunde auf dem 12-jährigen Lysander. Er verwies damit Heiko Schmidt auf den 2. Platz, der auf Cassiopeia, die von seinem Spitzenhengst Cellestial abstammt, lange führte. Im Großen Preis wurde das Paar aus Neu Benthen Zehnter. Zum Auftakt der Großen Tour gab es in einem Zwei-Sterne-Springen einen Sieg für Felix Hassmann auf Horse Gyms Lianos, der damit wieder zu den erfolgreichsten Reitern des Turniers gehörte. Hinter dem 
aus Aachen angereisten Frederik Knorren auf Aspen wurde Thomas Kleis auf Carassina Dritter. 1.400 Nennungen sprechen eine deutliche Sprache, wie beliebt das Turnier in Sommerstorf ist, bei dem es in diesem Jahr allein zehn S-Springen gab. Diese große Zahl füllte die vier Turniertage mit 46 Stunden Wettkampf. Über die Klasse der Pferde die am Start waren, geben auch neun Pferde Auskunft, die sich im Rahmen einer Qualifikation für das Bundeschampionat der sechsjährigen Springpferde mit Noten von 8,0 und besser qualifiziert haben. Die höchste Wertnote ging unter ihrem Reiter Örjan Larsson (Stall Auge/Güstrow) mit 8,7 an die Mecklenburger Stute Caravelle. Sie ist wie Heiko Schmidt’s Top Pferd Cassiopeia eine Tochter des Cellestial. Auch Carimo hat den gleichen Vater, den Heiko Schmidt mit Wertnote 8,6 zum Sieg in der zweiten Abteilung ritt. Mit Canevaro, den André Thieme vorstellte der mit 8,3 Zweiter wurde, qualifizierte sich ein weiterer Cellestial-Nachkomme. Weiter mit MV-Reitern qualifizierte Pferde sind: Callboy mit Steffen Schott, Capeau Claque G mit Holger Wulschzner, Cosmic Blue mit Rene Rückert, Chantal mit André Plath, Voigtsdorfs Quonschbob und mit Danny Schröder.
Hoch begehrt sind bei großen Turnieren die Youngster-Springen für sieben- und achtjährige Pferde. Nachdem in den zwei Qualifikationen zum Finale mit Thomas Kleis auf Questa Vittoria (v. Quidams Rubin) bei den Siebenjährigen und Richard Robinson auf Le Sweet (v. Levisto) bei den Achtjährigen jeweils die gleichen Pferde und Reiter an der Spitze standen, hatte das Finale auf S-Niveau ein andere Ergebnis: Felix Hassmann gewann im Stechen auf Wang Chung vor Holger Wulschner auf Casario und Thomas Kleis auf Questa Vittoria (alle fehlerfrei). Knorren hatte bereits das erste Springen der kleinen Tour gewonnen, die ebenfalls aus drei S-Springen bestand. Das zweite Springen dieser Tour gewann Richard Robinson auf dem Hengst Quick Lord. Im Finale am Sonntag (Zwei-Sterne-Springen) stand mit Natalie Destree-Kradepohl auf Virginia Dream eine weitere rheinische Reiterin an der Spitze. Heiko Schmidt wurde als bester MV-Teilnehmer Vierter auf Carmina, ebenfalls von Cellestial abstammend.
Anna Jürgens und Sven Sternekieker im Glück
Es gab zwei Spezialspringen in denen sich die Sieger erst wenige Minuten vor der Prüfung überhaupt für einen Start entschieden. Das Zweikampfspringen mit Bonusjoker, eine neue S-Kreation in der vier Paare an den Start gingen (je ein Top-Reiter aus MV und einer aus dem übrigen Bundesgebiet, gewann nach dem dritten Durchgang die Polzowerin Anna Jürgens mit dem von ihrem Vater gezogenen Askari-Sohn Amageddon. Dabei schlug sie im letzten Durchgang den dreimaligen Derbysieger Toni Hassmann, der ältere Bruder von Felix Hassmann. Der Jubel zu später Stunde um 22 Uhr am Samstag war groß und der Gesamtgewinn von 1.500 Euro für die Siegerin ansprechend. Nur weil das Amateurspringen Klasse S wegen Zeitmangel von Samstag auf Sonntagfrüh verschoben werden musste, was einigen Unmut hervorrief, startete Nachwuchsreiter Sven Sternekieker (Reez) mit seiner Schimmelstute Ravaela ersatzweise im Barrierenspringen. Dieses zunächst mit Stress behaftete Unterfangen sollte sich als Glücksfall für den 19-Jährigen erweisen. Nie zuvor ein Barrierenspringen absolviert, blieb er im dritten Stechen bei einer Höhe von 1,80m als einziger fehlerfrei und gewann das Springen auch zur
großen Freude seines Vaters. Der Amateur Stefan Unterlandstättner (Berlin), der als Vorstandmitglied der DKB das Kreditunternehmen auch als Sponsor auf vielen Turnieren vertritt, wurde auf dem nicht einfach zu reitenden Cardenio Zweiter. Favorit Daniel Wascher (Redefin) scheiterte mit dem Rekordsieger Sergeant Pepper bereits im ersten Stechen mit zwei Abwürfen. Ein S-Springen für Reiter bis 23 Jahre (Qualifikation zur STOOF-Junior-Future Tour) gewann der Moritzburger Philipp Schober auf dem Trakehner Lichtblick vor Philipp Makowei (Gadebusch) auf Zetor und Steffi Rauschenberg (Neubrandenburg) auf Liera. Theresa Beste (Passin) wurde auf Con La Capri vor Christoph Lanske (Dersekow/Stall Vineta) und Arctos Dritte.
Elf Springabteilungen von Klasse A bis S waren den Amateuren vorbehalten und hatten ungewohnt hohe Starterfelder. „Wir sind nicht nach Wittensee gefahren, weil wir hier viel mehr Startmöglichkeiten haben und auch den Platz schöner finden“, sagte Beatrix van der Walle, die regelmäßig mit einigen jungen Amateur-Damen aus dem Raum Hamburg unterwegs ist. Eine von ihnen ist die Schwedin Estelle Rytterborg (Hamburg) die auf Casper das S-Springen der Amateur am Sonntag vor Juliane Weihs (Grevesmühlen) auf Tuja und der Schwedin Terese Lindroth (Hamburg) auf Campamento gewann. Steffi Rauschenberg wurde auf Liera Sechste. Auch in den weiteren Amateur-Springen waren die MV-Reiter sehr erfolgreich. Juliane Weihs gewann auf Tuja zwei M-Springen. Gleich dreimal führte Christian Heck (Sukow), Chef der Firma Heck & Humus, die Ehrenrunden auf Lugano an. Auch Jörn Scholz (Schwerin-Pinnow) auf Humanist, Josefine Siegmund (Rothenburg) auf Golden Globe und Sven Strauß (Zum Mühlental) auf Bajar führte je einmal die Ehrenrunden als Sieger an.
Insgesamt gingen von den 33 durchgeführten Abteilungen 21 Siege an Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern. Das größte Turnier unseres Landes, mit insgesamt 100.000 Euro Preisgeld dotiert und damit doppelt so hoch wie das CSI Redefin, war ein großer Erfolg für den Pferdesport in unserem Bundesland. (Franz Wego)