Hamburg: 82. Deutsches Springderby
Erschienen am 05.06.2011
Der dritte Triumph - Andre Thieme gewinnt mit Nacorde das 82. Deutsche Spring-Derby

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amburg - Die Kappe flog meterweit in die Luft über dem altehrwürdigen Derby-Platz und über 25.000 Zuschauer gerieten völlig aus dem Häuschen: Andre Thieme freute sich diebisch über den dritten Triumph mit seinem niederländischen Wallach Nacorde im Deutschen Spring-Derby nach 2007 und 2008. "Heute wird gefeiert, mein Bereiter Danny hat auch noch Geburtstag - Ihr seid alle eingeladen," verkündete ein überglücklicher Derbysieger in der Pressekonferenz. Platz zwei ging an Geheimtipp Torben Köhlbrandt (Fehmarn) mit dem Holsteiner Schimmelhengst C-Trenton Z und dahinter reihte sich die Überraschung des Wochenendes ein - Marcel Ewen aus Luxemburg mit dem neun Jahre alten Hengst Orgueil Fontaine. Der sorgte nach seinem Ritt schon für große Begeisterung im Publikum, weil er sich überschwänglich über nur zwei Abwürfe freute.

Freuen durfte sich auch der Derby-Zweite von 2009, Matthias Granzow (Passin), der mit der 17-jährigen Mecklenburger Stute Antik (v. Azarro) auch nur zwei Abwürfe hatte und hervorragender Sechster wurde. Die Stute sprang auch in den beiden Qualifikationen h
ervorragend und wirkte sehr frisch. Auf Rang 12 wurde auch Thomas Kleis (Gadebusch) noch platziert, der auf Carassina die Planke hinter dem Wall, dann den Birkenoxer (eigentlich ein ungewöhnlicher Fehler für die 14-jährige Stute) und den gewaltigen Buschoxer danach traf. Ein großes Kompliment geht an den Mecklenburger Derby-Debütanten Philipp Makowei, der sich über die vier Abwürfe mit dem 14-jährigen Zetor wirklich nicht grämen muss. Mutig und unerschrocken ging er die gewaltigen Hindernisse an. Nur 25 der insgesamt 39 Starter beendeten den Parcours. Unter den Ausgeschiedenen befand sich auch der Mitfavorit Billy Twomey aus Irland, der nach den Qualifikationen Zweiter war. Auch für Mario Stevens (Molberg) kam das Aus auf Celta Y
ar, der unverhofft durch gute Vorergebnisse in eine Mitfavoritenrolle geriet. Die Mecklenburger hingegen, haben trotz zahlenmäßiger Dezimierung einmal mehr unter Beweis gestellt und das nun schon fünf Jahre infolge, dass ihnen das Derby durch viel Trainingsfleiß und akribischer Vorbereitung wie auf den Leib geschneidert ist.

.jpg)
Ganz nebenbei gab es für die Mecklenburger noch einen Sieg in der Youngster Tour. Den holte sich Thomas Kleis am Samstag auf der Stute Questa Vittoria. André Thieme wurde auf Voigtsdorfs Quonschbob Zehnter. Im Finale am Sonntagmorgen hatte Kleis mit Questa Vittoria im Stechen vier Fehler und wurde als Elfter zweite Reserve. Platziert hat sich dagegen Philipp Makowei auf Platz 10, der mit Baloua Windana im Stechen fehlerfrei blieb.

André Thieme - der nach der ersten Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby vollauf zufrieden war, haderte nach dem zweiten Durchgang mit sich und den Holsteiner Wegesprüngen. Die gehören nicht zu den Lieblingshindernissen des 16 Jahre alten Wallachs. "Als hätte ich es geahnt bin ich zu Carsten-Otto Nagel gefahren, um das zu üben. Hat aber nix genützt," so Thieme. Kurioserweise flog im Umlauf nicht die Stange des Wegesprungs, die das Pferd berührt hatte, sondern die Stange in der rechten Hälfte des Sprungs. "Also das gucke ich mir jetzt auch nicht zu oft im Video an, sonst ärgere ich mich ja schwarz." Thieme bedankte sich bei Ehefrau Corinna: "Die hat wirklich mentale Aufbauarbeit
geleistet nach der zweiten Qualifikation, da war ich doch sehr am zweifeln."

Torben Köhlbrandt, in Fehmarn aufgewachsen und seit 2009 in Ibbenbüren zuhause, hatte C-Trenton bereits als Achtjährigen in Deutschen Spring-Derby vorgestellt. "Vor einigen Wochen hat mich dann der Besitzer angerufen und gefragt, ob ich das Pferd im Derby reiten will - ich wollte," sagt Köhlbrandt, der bis kurz vor Ende der einzigartigen Prüfung der einzige Reiter war, der mit lediglich einem Abwurf die 26 Sprünge des Derbykurses absolvierte. C-Trenton war mit Feuereifer den Tchibo-Wall heruntergeklettert und brauste einen Tick zu forsch auf die 1,60 Meter hohe Planke zu. Damit war das Stechen Köhlbrandt/ Thieme fällig, dass Andre Thieme dank der besseren Zeit für sich entschied.
Derbychef Volker Wulff durfte sich über eine einzigartige Kulisse bei sommerlichen Temperaturen freuen. "Ich habe noch nicht mal die genaue Zahl, aber wir dürfen sicher von rund 75.000 Besuchern ausgehen und haben damit das Vorjahresergebnis übertroffen," so Wulff.
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