Hohen Luckow (30.06.-01.07.2007)
Erschienen am 01.07.2007
Landesmeisterschaft der Vielseitigkeitsreiter
Erstmals war die Schlosskulisse von Gut Hohen Luckow Austragungsort der Titelkämpfe. Unendliche Mühen wurden leider von viel Regen begleitet
Es ist sicherlich ein Novum, dass die Vielseitigkeitsreiter an einen Ort reisten, wo sich erst vor knapp drei Wochen die mächtigsten Männer der Welt im Rahmen des G-8- Gipfels zum Abendbrot trafen. Auf Grund der guten Kritiken der vergangenen Jahre hatte die Landeskommission die Landesmeisterschaften für 2007 an den Parkentiner RV "Am Hütter Wohld" vergeben, der dieses Turnier in Hohen Luckow, Kreis Doberan, am 30. Juni und 1. Juli zur Austragung brachte. Die Vorbereitungen hatten schon vor einem halben Jahr begonnen und unter der Regie von Georg Koch und Bianca Sack wollte man den Aktiven optimale Bedingungen bieten. Das Ambiente vor dem Schloss für Dressur und Springen sowie die Geländestrecke direkt dahinter können einfach nicht besser sein.
Das war auch die einhellige Meinung aller Angereisten und diese kamen aus vielen Bundesländern und unserem Nachbarland Polen. Große Starterfelder in den elf ausgeschriebenen Prüfungen versprachen guten Sport und bestätigten dem Gastgeber, dass man gerne in den Norden reist. Doch dann begann es zu regnen und die Kopfschmerzen bei den Verantwortlichen wurden von Tag zu Tag größer. Aber man wollte nicht aufgeben, was sicherlich manch anderer Veranstalter in dieser Situation getan hätte. Zum Glück waren viele Geländerhindernisse transportabel und so wurde die Geländestrecke neu konzipiert. Ganze Abschnitte mussten herausgenommen werden. An einige Hindernisse kam man aber selbst mit schwerer Technik nicht mehr heran.
Georg Koch ließ sich zusammen mit Parcourschef Thomas Nickel immer wieder etwas Neues einfallen. Aber auch die etwa 15 köpfige Helfermannschaft mit dem harten Kern aus dem Nachbarort Garvensdorf ließ nicht locker. Was diese Truppe vor und dann auch während des Turniers geleistet hat, verdient höchste Anerkennung. Bis zur letzten Minute musste immer wieder eine neue Streckenführung erarbeitet werden, denn es wollte einfach nicht aufhören zu regnen.
Dann traf man die richtige Entscheidung und ließ die Teilnehmer anreisen. Während der Dressurprüfung am Vormittag blieb es trocken und ein ordentlicher Guss suchte sich wenigstens noch die Zeit zwischen zwei Geländeprüfungen aus. Die Aktiven zeigten viel Verständnis für die schwierigen Bedingungen und dankten es dem Veranstalter mit durchweg guten Leistungen. In der Nacht zum Sonntag wurde dann an einigen Stellen mit Holzschnitzeln noch einmal nachgebessert, so dass auch die Prüfungen am 2. Tag alle absolviert werden konnten. Zwei harmlose Reiterstürze waren letzten Endes der Beweis dafür, dass der Veranstalter unter diesen überaus schwierigen Bedingungen alles richtig gemacht hatte.
Ein besonderer Dank gebührt auch dem Verwalterehepaar des Gutes Hohen Luckow, Frau Dr. Holland und Herrn Walther. Georg Koch ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, ihnen am Sonntag ganz offiziell während des Turniers im Namen des Veranstalters ein Weinpräsent zu überreichen. Ohne den Einsatz der Technik des Gutes wäre die Veranstaltung sicherlich nicht möglich gewesen. Bei trockenem Wetter und vor der herrlichen Kulisse des Schlosses wurden dann die Landesmeister geehrt.
Alle waren sich darüber einig: Wer ein solches Turnier unter diesen Bedingungen durchziehen kann, dem werden zukünftige Veranstaltungen bei normalen Bedingungen wie ein Spaziergang vorkommen. Hohen Luckow bietet sich jedenfalls auch in Zukunft für Vielseitigkeitsturniere dieser Größenordnung an und braucht sich um große Starterfelder keine Sorgen zu machen.
Vier Titel bei Reitern, zwei bei Pferden vergeben
Was den Sport und die Meisterschaft betrifft, in die auch das Landeschampionat der vier- bis fünf- sowie sechs- bis siebenjährigen Mecklenburger Geländepferde und die Kreismeisterschaft des Landkreises Bad Doberan eingebunden waren, fällt eine Analyse differenziert aus. In der Altersklasse Junge Reiter konnte kein Landesmeister ermittelt werden. Titelverteidiger Peter Schnellhammer, der sich zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften so wacker schlug, war nicht am Start und die einzige Vertreterin der 19 bis 21-jährigen Reiter schied aus. Auch beim Landeschampionat war die Decke der Mecklenburger, die in den Geländepferdeprüfungen an den Start gingen, sehr dünn. Gleichwohl gab es an der Spitze in allen Kategorien sehr gute Leistungen, alle etwas beeinflusst von den Witterungsbedingungen.
Bei den PONYREITERN wurde Titelverteidigerin Shanice Ashanti Stepper (Lüdershagen) nach einem Unfall gerade noch rechtzeitig fit. Der Titel wurde bei den Ponyreitern im Rahmen eines Kombinierten Wettbewerbs der Klasse E ermittelt. Dazu gehörten der "Umgang mit dem Pferd", eine Theorieprüfung sowie die drei Reitwettbewerbe Dressur, Springen und Stilgelände. Obwohl Shanice Ashanti Stepper im Stilgeländeritt mit Wertnote 6,9 auf ihrem Kira "nur" Sechste wurde, gewann sie den Kombinierten Wettbewerb und verteidigte ihren Titel. Sie gewann das E-Springen vor Johannes Bartelt (Marlow), der in der Meisterschaft auf den Bronzerang kam. Die E-Dressur beendete sie mit Wertnote 8,0 auf dem 2. Platz, gehörte auch zu den vier Siegern beim Mustern der Ponys und beendete mit fünf weiteren Teilnehmern die Theorieprüfung mit mäßigen 7,5 auf dem 5. Platz. Silbermedaillengewinnerin wurde Ivalu Hansen, eine in Schleswig-Holstein beheimatete Reiterin, die mit ihrem Pony Bernhild für den RFV Valluhn reitet. Sie überzeugte vor allem im Gelände, wo sie mit Stilnote 7,7 Zweite wurde.
Bei den JUNIOREN, die eine Kombinierte Prüfung der Klasse A zu reiten hatten, zu der neben Dressur, Springen und Gelände auch die Theorieprüfung gehörte, gab es mit Georgine Scheidt (Leppin) eine überragende Reiterin. Mit ihrem Schimmel Fantastic Sky, den sie seit dieser Saison reitet, überzeugte sie im Gelände schon bei der Meisterschaft in Bonn. Mit 38,5 Punkten gewann sie die Kombinierte Prüfung, wurde Landesmeisterin und ließ die zweitplatzierte Ann Madeleine Kriese aus Valluhn (67,7 Punkte), die im Sattel von Skywalker saß, einige Zeitfehler im Gelände und einen Abwurf im Parcours hatte, hinter sich. 79,1 Punkte hatte am Ende Stephan Donst (Strietfeld) mit Cape Diem wegen vier Abwürfen im Parcours auf seinem Konto, womit er in der Prüfung Vierter wurde und in der Meisterschaft auf den Bronzeplatz kam. Damit nicht genug, gewann "Gini" Scheidt auch die Vielseitigkeitsprüfung Klasse A mit ihrem Dressurergebnis von 30 Punkten, in der der Landesmeister der Senioren ermittelt wurde.
Dr. Martina Reemtsma (Zierow), unbestritten eine der erfolgreichsten und engagiertesten Vielseitikeitsreiterinnen unseres Landes, hat lange überlegt, ob sie sich in der SENIORENKLASSE (Ü40) oder in der offenen Reiterklasse um den Landesmeistertitel bewerben soll, der rein sportlich höher anzusiedeln ist. Letztlich entschied sie sich für die Senioren, wo sie Kyneally Bay an den Start brachte. In der offenen Prüfung wurde das Paar Dritter, sicherte sich mit ihren 51,2 Punkten (2,4 für Zeitfehler im Gelände) aber die Meisterschärpe. Etwas Pech hatte Dr. Burkhard Dittmann (Cramon), der die Meisterschaft auch im "Stiefel" hatte, letztlich im Springparcours aber fünfmal traf und bei 59,8 Punkten mit der Silbermedaille Vorlieb nehmen musste. Das Präsidiumsmitglied unseres Landesverbandes trug es auf seiner selbstgezogenen Amelie mit Fassung. Es kam zwar nicht zum Familienduell, aber der Bronzeplatz von Bernhard Reemtsma auf Lancado, dem Ehemann von Dr. Martina, zeigt, mit welcher Intensität die Familie den Pferdesport betreibt, in dem auch ihre vier Kinder schon aktiv sind.
Das größte Interesse zog natürlich die offene REITERKLASSE auf sich, in der seit ein paar Jahren Andreas Brandt (Neuendorf) der unbestrittene Favorit ist, die in Klasse L ihren Meister ermittelt. Quasi mit einem Start-Ziel-Sieg galoppierte der 33-jährige Titelverteidiger mit seinem Dressurergebnis (43,8 Strafpunkte) erneut zur Meisterschaft. Mit seinem Halbblüter Clever & Smart ließ er die erfolgreiche Holsteinerin Beeke Kaack hinter sich und gewann die Prüfung. Hätte sie sich für diese Altersklasse entschieden, wäre Dr. Martina Reemtsma Silbermedaillengewinnerin geworden. In der Prüfung wurde sie auf dem Mecklenburger Leonardo, ebenfalls mit dem Dressurergebnis von 50,2 Punkten, Dritte. Silber ging an Maren Müller (Passin) auf Acapella, die eine etwas verkorkste Dressur hatte und diese 63,3 Punkte ins Ziel brachte. Zur Bronzemedaille konnte Präsident Dr. Klaus Lemcke, der auch als Richter tätig war, Stephanie Wilfert (Vorder Bollhagen) gratulieren, die auf Ex Libera zugleich Kreismeisterin des Landkreises Bab Doberan wurde.
Die Mecklenburger GELÄNDEPFERDE musste man suchen. Allerdings gibt es mit dem fünfjährigen DÂ’Olympic/Meerwirbel xx-Sohn Don Diego einen würdigen Landeschampion in der Alterklasse vier bis fünf Jahre. Mirko Voss aus Redentin hat den Galoppierer gezogen, der sich auch für das Bundeschampionat qualifiziert hat und überall, wo er mit seinem Reiter Andreas Brandt auftritt, für Aufsehen sorgt. Bei den sechs- bis siebenjährigen Pferden ging der Titel an den sechsjährigen Latimer/Marlesko xx-Sohn Late-ness, den die Holsteinerin Meylin Pietzsch vorstellte, die für den Gastgeberverein "Am Hütter Wohld" reitet. Jutta und Franz Wego haben den schwarzbraunen Wallach gezogen, mit dem Ronja Bergmann im Vorjahr Vizemeisterin bei den Junioren wurde. Zuchtleiter Uwe Witt war vor Ort und gratulierte den Reiter der Pferde.