Mühlengeez (16.-19.08.2007

Erschienen am 19.08.2007

Heiko Schmidt gewann den Großen Preis
Die "Pferd 2007" in Mühlengeez hatte erneut eine erstklassige Besetzung und bot den Besuchern hochklassigen Sport

Das Konzept Reitturnier mit Messecharakter auf dem MAZ-Gelände in Mühlengeez ging auch in diesem Jahr auf und zog an vier Wettkampftagen fast 7.000 Besucher in seinen Bann.
Der Große Preis von Getränkeland Heidebrecht, ein Drei-Sterne-Springen mit Siegerrunde, war am Sonntag zu bester Zeit der sportliche Höhepunkt. Am Samstag fuhr Heiko Schmidt (Neu Benthen) noch etwas frustriert nach Hause; am Sonntag dagegen strahlte er über das ganze Gesicht und lobte sein Pferd Lagano überschwänglich. Der 36-Jährige ging als Sieger aus dem Großen Preis hervor. Im neunköpfigen Reiterfeld, das nach fehlerfreien Ritten im Normalumlauf in der Siegerrunde antrat, blieb Heiko Schmidt auf Lagano erneut strafpunktfrei und lieferte mit 35,71 Sekunden die absolut schnellste Zeit. Bis dahin führte der Brite Richard Robinson auf seinem Derbypferd Olli-Pop (0/39,02), der wie Schmidt für den "Alten Landsitz" Sommerstorf reitet. Heiko riskierte bei hohem Tempo viel, wusste er doch Jörg Möller (Garlitz) mit Miss Germany hinter sich, der in den letzten Wochen eine gute Form aufwies und im Hauptspringen am Samstag Dritter wurde. "Ich glaube die Kräfte reichten am Ende bei Miss Germany noch nicht", sagte Jörg Möller, der mit acht Fehlern ins Ziel kam (7. Platz). Die Mecklenburger Stute fiel lange wegen Verletzung aus und hat deshalb noch konditionellen Nachholbedarf. Ebenfalls fehlerfrei blieb Karin Ernsting-Engemann (Rulle). Die Ehefrau von Heinrich-Hermann Engemann, der am Tag zuvor den Großen Preis bei der Europameisterschaft in Mannheim gewann und Sonntag ebenfalls nach Mühlengeez kam, lieferte auf Carina in 43,06 Sekunden eine sichere Nullrunde ab. Die Zuschauer auf der großen Tribüne feierten den Sieger mit lang anhaltendem Beifall und Heiko bedankte sich bei ihnen auf der Ehrenrunde mit gezogener Kappe. "Es wurde auch mal wieder Zeit", sprudelte es aus ihm hervor. Lange musste er auf seinem zehnjährigen Landsieger I-Wallach Lagano verzichten, der seit März ein Hufproblem hatte. Nun ist er aber wieder topfit und macht auch schnelle Stechrunden wieder mit, wie in Mühlengeez zu sehen.
Nachdem Lagano schon am Freitag im ersten Springen der großen Tour seine Form unter Beweis stellte und nach einer schnellen fehlerfreien Runde Zweiter wurde, die nur Holger Wulschner auf der Stakkato-Stute Rückenwind unterbot, begann das Hauptspringen am Samstag für ihn mit großem Pech. Schmidt und Lagano mussten als erste an den Start des Zwei-Sterne-Springens. "Ich hatte mir vor dem begeisternd mitgehenden Publikum viel vorgenommen, den Parcours aber zu oberflächlich berichtigt". In der zweiten Phase ließ er das drittletzte Hindernis aus und musste disqualifiziert werden. Tolle Ritte lieferte hier Richard Robinson ab. Auf seinem Weltklassepferd Carlucci setzte er sich zunächst an die Spitze (0/31,50 Sekunden). Thomas Voß und Jörg Möller konterten auf Ivana (0/31,22) und Miss Germany (0/31,28). Dann der Angriff von Robinson mit Chaplin, der tatsächlich noch eine Sekunde schneller war und vor den Augen seines Chefs Dr. Neubert mit 30,24 Sekunden gewann.
Die "Pferd 2007" war erneut Anlaufpunkt für 189 Reiter aus 100 deutschen Vereinen und mehreren anderen Nationen, darunter auch sieben Reiter aus den Vereinten Arabischen Emiraten, die mit 537 Pferden in 39 Abteilungen an den Start gingen. Die Konkurrenz war hochklassisch und enthielt zahlreiche Namen, die internationalen Ruf haben. Dazu zählte der zweimalige Mannschaftsweltmeister Lars Nieberg (Wäldershausen), die Nationenpreisreiter Thomas Voß (Schülp), der den Großen Preis in Mühlengeez schon zweimal gewinnen konnte und Carsten-Otto Nagel (Stall Moorhof). Ebenso die Nachwuchs-Europameister Felix Haßmann (Lienen), Tobias Meyer (Falkenberg) und viele andere Reiter aus der 1. Liga des deutschen Springsports. Aus MV war die erste Riege komplett vertreten, angeführt vom Holger Wulschner, zuletzt Sieger beim Preis von Europa in Aachen, der sein Spitzenpferd Clausen aber schonte, weil er ihn auf einen Einsatz beim hochdotierten Turnier im kanadischen Calgary vorbereitete. Begleitet wurde das sportliche Geschehen in Mühlengeez wiederum von einer Ausstellung, diesmal unter dem Titel "Fit & Fun". Vor allem am Sonntag strömten die Besucher in Scharen zu dem Event, das von den Reitern wegen der guten Organisation und den optimalen sportlichen Bedingungen erneut Bestnoten erhielt.
Heiko Schmidt startete bereits am Freitag mit zwei Siegen in Klasse M auf dem von Vater Heinz Schmidt gezogenen sechsjährigen Mecklenburger Cellestial-Sohn Coco, der jüngst auch Landeschampion wurde und im Vorjahr unter Andre Thieme die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften der jungen Springpferde holte. Am Sonntag im letzten Springen, ein Punktespringen der Klasse S, hätte er beinahe den ersten Sieg auf seiner neuen Stute Cayenne (v. Cento) eingefahren. Aber Felix Haßmann, bei dem es an diesem Wochenende nicht sonderlich lief, hatte mit einem Sieg auf dem Schimmel Claim Collin noch einen versöhnlichen Abschluss. Holger Wulschner folgte mit Apollo King de Lauzelle und dem Mecklenburger Carlos G auf den Plätzen drei und vier. Mit diesem Springen verabschiedete sich Markus Schindler wieder aus MV, der fünf Monate bei Holger Wulschner geritten hat. In der Woche darauf trat er - etwas wehmütig - wieder den Heimweg nach Freiburg an. Auf Campino gab es noch eine S-Platzierung für ihn. Bei der Siegerehrung konnte er eine Wette nicht verbergen, die er mit Freunden in seiner Heimatregion abgeschlossen hatte. Beim Ziehen der Kappe entpuppte er sich kahlgeschoren.
Im Großen Preis schaffte Holger Wulschner zwar nicht den Einzug in die Siegerrunde. Dafür entschied er zuvor das Finale der Youngster-Tour für sich. Auf dem siebenjährigen Calido I-Wallach Coeur de Lion, mit dem er zuvor schon ein M/A-Springen gewann, unterbot er in der zweiten Phase des S-Springens als einziger die 30-Sekunden-Marke. In den Qualifikationen dieser Tour punktete er mit dem siebenjährigen Hengst Acomet. Das Paar gewann die erste Qualifikation und wurde in der zweiten Zweiter.
Nicht ganz so gut lief es an diesem Wochenende für Andre Thieme. "Ich hoffe dafür am kommenden Wochenende beim Riders-Tour-Turnier in Münster wieder mehr Erfolg zu haben", sagte er gelassen. Dabei fing es am Donnerstag gut für ihn an. Auf dem fünfjährigen Quintello gewann er die Springpferdeprüfung Klasse L und auf Eisprinz die in Klasse M, in der er auf Quintello auch Zweiter wurde. Danach gab es noch auf dem Mecklenburger Maczimo mit einem 2. Platz im Zeitspringen Klasse S (mittlere Tour) ein zählbares Ergebnis. Ansonsten klebte ihm etwas das Pech am Stiefel.
Recht gute Startmöglichkeiten hatten in Mühlengeez auch die Amateure. Das Finale wurde in Klasse S ausgetragen. Hier kam Nachwuchsreiterin Jasmin Selke-John (Berlin) auf der Mecklenburger Stute Golden Gloria zum zweiten S-Sieg in ihrer jungen Sportkarriere. Den ersten Sieg erritt sich das Paar in Sommerstorf. "Die Stute ist ein tolles Pferd und die Turniere in MV sind ein gutes Pflaster für mich", freute sie sich. Nicole Boller (Dummerstorf), die wenige Tage zuvor noch einen Reitunfall hatte, wurde auf Gaudos Dritte. Der 2. Platz ging in die Vereinigten Arabischen Emirate an Rashid Al Hosani auf Ikea. Die Reiter aus Dubei, die derzeit bei Familie Haßmann in Lienen trainieren, ritten sehr stark und kamen zu drei Siegen in der Amateur-Tour. Auch eine starke Abordnung aus Polen sah man in Mühlengeez, die sich durch Joanne Rosicka und Marek Lewicki ebenfalls drei goldene Schleifen erkämpften.
Zu den erfolgreichen Reitern aus MV zählten in den mittleren Springen Juliane Weihs (Grevesmühlen), Danny Schröder (Groß Viegeln), Martin Wissenbach und Sven Sternekieker (beide Sommerstorf), die Senioren Jochen Höhnerbach und Walter Burmeister (beide Schwaan), Maren Rodd (Alt-Sammit), Kristian Freudenreich (Parkentin), Monique Schröder, Maren Müller und Hartmut Ross (alle Passin), Andreas Zahn (Reez), Roland Mähling (Redefin) und Sarah Hasselbeck (Crivitz).

Zwei S-Siege für Michael Thieme
Im Dressurbereich, in dem es in Mühlengeez auch bis zur schweren Klasse ging, gehörte Landesmeister Michael Thieme zu den erfolgreichsten Teilnehmern. Er gewann auf dem 13-jährigen Landgestütshengst DÂ’Olympic zwei S-Dressuren. 68,09 Prozent der möglichen Punkte gaben ihm die Richter bei seinem Sieg in der S4. 68,08 Prozent erreichte das Redefiner Paar im Prix Sankt Georg, was ebenfalls kein Konkurrent überbot. Im Gegensatz zu einigen anderen Teilnehmern waren sich die Richter bei den Vorstellungen von Michael Thieme recht einig. 66,43 Prozent erreichte Anke Thon-Saalbach in der S4 auf Lobas, damit setzte sie sich ganz knapp auf den 2. Platz vor dem Redefiner Steffen Frahm, der im Sattel von DÂ’accord 66,27 Prozent erreichte. Christina Thieme (ebenfalls Redefin) kam mit Wicklow County auf den 4. Platz (65,87%). Im Prix Sankt Georg kletterte sie zwar auf Platz drei, war aber dennoch enttäuscht weil ein Richter sie 20 Punkte schlechter beurteilte als die beiden anderen. Mit 65,92 Prozent wurde sie Dritte. Diesmal kam Anke Thon-Saalbach mit 67,92 Prozent ganz dicht an Michael Thieme heran.
In der Intermediaire I-Kür am Sonntag auf dem Hauptplatz, konnte Michael Thieme nicht starten, weil DÂ’Olympic sich vertreten hatte. So war der Weg zum Sieg mit 43,40 Punkten frei für die Hallenserin Anke Thon-Saalbach und Lorbas. Die übrigen drei Starter kamen aus Redefin und platzierten sich in der Reihenfolge Christina Thieme auf Wicklow County (42,39), Steffen Frahm auf DÂ’accord (42,13) und Janett Köhler auf Durango (40,34).
Ronald Lüders (Kempke Hof) hat derzeit kein S-Pferd zur Verfügung, obwohl er den lange verletzten Lord Sinclaire III wieder an den Start brachte und mit ihm die L-Dressur L8 gewann (8,2). Landeschampion Doliantos (v. Dream of Heidelberg II) ritt er mit 8,0 auf den 2. Platz. In den beiden M-Dressuren glänzte Lüders mit dem sechsjährigen Hengst Sancisco. Der Sandro-Hit-Sohn gewann die M4 mit Wertnote 8,5 und ging aus der M8 mit 8,0 als Sieger hervor. In der M4 ritten auch Ralf Voß (Ritzerow) mit Lamborghini (7,9), Steffen Frahm mit Wienna (7,8) und Janett Köhler mit Durango (7,7) auf vordere Ränge. In der M8 war es wiederum Steffen Frahm mit Wienna (7,5), ferner Ronald Lüders mit Lord Sinclaire III (7,2) und Sina Trost (Dolgen) mit Carrera (7,1). In der Dressurpferdeprüfung Klasse A ging der Sieg nach Redefin an den Hengst Don Akzentus, der unter Steffen Frahm Wertnote 8,3 erhielt. Ronald Lüders wurde auf Tacita mit 8,0 Zweiter und den 3. Platz teilte er sich auf Da Capo mit Michael Thieme auf Diagone. Beide erhielten die Wertnote 7,9.

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