Bundeschampionate: Die Medaillen sind vergeben (Teil 2)
Erschienen am 07.09.2011
Fünfjährige Springpferde
Cornets Balou - ein Bundeschampion aus guter Familie
115 fünfjährige Springpferde gingen in Warendorf an den Start, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. "Weniger dürfen es nicht werden", sagte Springrichter Joachim Geilfus (Duderstadt), der maßgeblich an den Kriterien für das Championat mitgewirkt hat. "Wir haben bereits auf den Einwand der Reiter, es sei zu schwer für die Fünfjährigen, reagiert und die Qualifikationsprüfung leichter gemacht".
Rittigkeit und Springvermögen sind die Kriterien, nach denen die Springpferdeprüfungen benotet werden. Das gut gerittene Pferd, der gute Reiter sammelt also schon mal Punkte zwischen den Sprüngen, die das weniger gute Paar trotz viel Vermögen liegen lässt. Geht man davon aus, dass das Bundeschampionat richtungsweisend ist, kommt es der Ausbildung von Springpferden im Lande zu Gute, wenn gutes Reiten belohnt wird.
Eva Bitter (Bad Essen) demonstrierte gleich mit vier Fünfjährigen, wie erfolgreich die solide dressurmäßige Ausbildung sein kann: Alle vier Pferde erreichten unter ihr das Finale. Fleiß-Preis für die Deutsche Meisterin 2010! Die beste Vorstellung gelang ihr mit Argelith Squid v. Salito - Gibraltar. Kommentar Joachim Geilfus: "Ganz selbstverständlich erledigte Squid seine Aufgabe, immer im Gleichgewicht bei guter Technik in angepasstem Tempo, 8,6". Im zweiten (verkürzten) Umlauf steigerte sich der Schimmelwallach noch einmal mächtig und bewies sein großes Potenzial. 9,2 war dem Richtertrio Helmut Hartmann, Karsten Huck und Karl-Heinz Streng die Runde wert. 17,8 - dritter Platz für den von Ralf Grindt aus Peine gezüchteten Hannoveraner. Besitzer ist die Reitstall Argelith Bitter GbR in Bad Essen.
Beinahe ebenso fleißig war der Schwede Henrik von Eckermann, der drei Pferde ins Finale brachte. Auch die von ihm vorgestellten Pferde punkteten nicht nur am Sprung, sondern ebenso eindrucksvoll mit Losgelassenheit und feiner Anlehnung. In Tagesbestform demonstrierte das Forchello unter dem Schweden, ein brauner Hengst v. For Pleasure - Collin L. Im zweiten Umlauf wirkte der von dem Russen Alexander Onishchenko aus Kiew gezogene Westfale nicht mehr ganz so frisch, war aber immerhin beinahe noch sehr gut. Vize-Bundeschampion mit 18,0 Punkten, das war der Lohn für den beeindruckenden Auftritt des Forchello. Als Besitzer steht die Equus Invest AG aus Kürten im Programm - der Hengst war ein gutes Investment.
"Einen Tick besser" fanden die Richter im zweiten Umlauf Cornet`s Balou vom Gestüt Lewitz. Auch er war mit 9,1 im ersten Umlauf benotet. Vorbildlich an den Hilfen seines fein einwirkenden Reiters Patrick Stühlmeyer (Steinfeld) stehend, gefiel der Hengst nicht nur durch seine Großzügigkeit und Beweglichkeit am Sprung, sondern auch durch das immer gute Seitenbild. 9,0 im zweiten Umlauf war eben der angesprochene "Tick besser" und sicherte den Titel des Bundeschampions 2011. Wen wundert?s bei den Eltern: Cornet`s Balous Vater ist Cornet Obolensky, seine Mutter (v. Continue) ist auch die Mutter des Springpferdemachers Balou du Rouet. Und sollte er seinem erfolgreichen Halbbruder nacheifern und eine Karriere als Deckhengst einschlagen, freuen sich die Züchter, wenn er neben der guten Springveranlagung auch die erwünschte Rittigkeit vererbt.
Der Parcours für die Fünfjährigen war lang und angemessen schwer. Absolut lösbar für die angetretene Elite unter den Springpferden des Jahrgangs 2006, aber es stand außer Frage, dass den jungen Pferden viel abverlangt wird. Immerhin hatten die Youngster in diesem Jahr zwei Tage Pause zwischen der Finalqualifikation und dem Finale, früher nur einen Tag. Diese Zeiteinteilung ist pferdefreundlich. Vielleicht bringt sie einige Reiter zurück auf das Championat, die es in diesem Jahr ihren Fünfjährigen nicht zumuten wollten. Dort gehören die Besten nämlich hin. Zu viele können es gar nicht werden, an der Spitze ist immer noch Platz. ( Christine Meyer zu Hartum)
Sechsjährige Springpferde
Toulouse - noch ein Champion für das Gestüt Lewitz
131 sechsjährige Springpferde waren zu den DKB-Bundeschampionaten 2011 in Warendorf angetreten, auch hier gab es schon wesentlich stärkere Jahrgänge. Dass Quantität nicht immer Qualität bedeutet, ist bekannt und so war es tröstlich zu sehen, dass hinsichtlich der Qualität dieser Jahrgang ein außergewöhnlicher war. Das überraschte den nicht, der einen Teil der angetretenen Pferde 2010 als Fünfjährige gesehen hatte.
Die Qualität spiegelte sich auch in den hohen Noten wider, die im Umlauf vergeben wurden. 8,6 oder besser waren gefordert, um das Stechen zu erreichen, in das zehn Paare einzogen. Da wurde den Zuschauern noch einmal richtig großer Sport geboten, auch die kräftigen Gewitterschauer, die zwischendurch auf Ross und Reiter prasselten, taten dem kaum Abbruch.
Seinen zweiten großen Triumph feierte die Zuchtstätte Gestüt Lewitz. Auch der Titel bei den sechsjährigen Springpferden ging an ein dort gezüchtetes Pferd. Toulouse mit dem Schweden Henrik von Eckermann im Sattel schaffte den Stechparcours am schnellsten. Nur 41,24 Sekunden benötigte die großrahmige Tochter des Toulon - Ganymed I. Besitzer der OS-gebrannten Braunen ist die B&S Sportpferde GmbH in Hörstel. Im Umlauf gefiel Toulouse den Richtern Claus Bergjohann, Karsten Huck und Hans Wallmeier mit "einer feinen Runde, super geschickt vorgestellt von Henrik. Er gibt dem Pferd Zeit sich zu entwickeln, hat die scharfe Zäumung sehr gefühlvoll eingesetzt, 8,7", lobte Kommentator Joachim Geilfus die Vorstellung. Mit großen Galoppsprüngen und mächtigen Sätzen über die Hindernisse begeisterte die Stute im Stechen.
Dank seiner mit 9,4 belohnten "Runde wie aus dem Bilderbuch, losgelassen, dabei voller Power", so Geilfus, ging Comme il faut als letzter Starter ins Stechen. 2010 war der westfälische Hengst Weltmeister der fünfjährigen Springpferde, dass er schnell gehen kann, hatte er also schon bewiesen. In Warendorf glückte es nicht ganz, zwei Mal erwischte sein Reiter Franz-Josef "Peppi" Dahlmann (Sendenhorst) die Distanz zum nächsten Sprung nicht so im Fluss wie von Eckermann, 42,52 Sekunden reichten aber zum Vize-Bundeschampion. Comme il faut wird seinen berühmten Eltern nacheifern, das ist zu erwarten. Sein Vater Cornet Obolensky ist noch im Sporteinsatz auf höchstem Niveau bei der B&S Sportpferde GmbH in Hörstel, die auch als Züchter des Comme il faut eingetragen ist, seine Mutter, Mannschaftsolympiasiegerin und -weltmeisterin Ratina Z v. Ramiro ist legendär.
Der beste Holsteiner bei den Sechsjährigen wurde von Johannes Ehning aus Borken vorgestellt. Cashew stammt v. Casall - Sandro, ist gezüchtet vom Gestüt Charlottenhod/Eberspächer in Garmadingen und im Besitz der Nybor Pferde GmbH & Co. KG in Borken. Der Fuchswallach hat viel Go, gefiel am Sprung mit einer guten Bascule und hat offensichtlich die richtige Einstellung zum Springsport. Mit 8,6 hatte er es gerade noch so ins Stechen geschafft. Dort zeigte er, dass er auch aus hohem Tempo noch sorgfältig springt. In 43,57 Sekunden war er strafpunktfrei im Ziel: dritter Platz.
Nur zwei Zehntel hinter ihm rangierte sich Clarius unter Henrik von Eckermann auf dem vierten Platz ein. Auch der Holsteiner Schimmelhengst v. Con Air - Calato kam mit der Vornote von 8,6 ins Stechen. Züchter des Schimmelhengstes ist die ZG Wittenberg, Schnarup-Thumby, Besitzer das Gestüt Neuenhof in Niedeggen.
Es war das Championat des schwedischen Bereiters aus dem Stall Beerbaum. Sieben Pferde hatte Henrik von Eckermann am Start, fünf brachte er ins Finale. Bei den Fünfjährigen den Vizechampion Forchello und den Siebplatzierten Holsteiner Carento v. Caretino - Contender, bei den Sechsjährigen den Bundeschampion Toulouse und den Vierten, Clarius - eine Bilanz, die ihresgleichen sucht. Alle Pferde meisterhaft vorgestellt, jedem Pferd die bestmögliche Chance gegeben, seine Fähigkeiten zu entwickeln.
Und noch einer war am Start, der es nicht nur meisterhaft macht, sondern auch Welt- und Europameister ist. Vielseitigkeits-Champion Michael Jung (Horb) hatte es mit dem Württemberger Sportsmann-S v. Stolzenberg - Calido bis ins Finale der Sechsjährigen geschafft und verzichtete für den Start im Springen auf die Teilnahme an der Siegerehrung bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden. Dort stellte er mit der in Sachsen gezogenen Stute Rocana v. Ituango xx die Bundeschampionesse bei den Sechsjährigen. Im Springen erhielt sein Schimmelhengst dank der routinierten Vorstellung die Note 8,1. (Christine Meyer zu Hartum)
Fünfjährige Springponys
Nomen est omen - Crack P ist Bundeschampion
In der Vorbereitung für die DKB-Bundeschampionate der Springponys hatte Bundestrainer Peter Teeuwen (Hanstedt) einen Lehrgang angeboten, um den jungen Reiterinnen und Reitern ein zielgerichtetes Training zu ermöglichen. Vor der Einlaufprüfung in Warendorf durften alle Teilnehmer mit ihren Ponys auf den Turnierplatz und unter Aufsicht des Bundestrainers vom Ponyrücken aus den Parcours noch einmal ansehen und einen Steilsprung und einen Oxer springen.
Diese gute Vorbereitung zahlte sich aus, Reiter und Ponys waren weniger aufgeregt, in den ersten beiden Prüfungen waren die Leistungen gut. Für das Finale musste die Wertnote 7,9 oder besser erreicht sein, 15 Paare gingen in dem sehr anspruchsvollen Parcours an den Start. Für manches Paar war dieser dennoch zu anspruchsvoll, sollte sich zeigen. Nicht so für Crack-P v. Charivari - Gracieux, er löste seine Aufgabe mit Bravour. Der Name ist vielleicht Programm? 8,5 gaben die Richter Helmut Hartmann und Hans Wallmeier dem Wallach aus Weser-Ems mit Jacqueline Bührmann aus Friesoythe im Sattel, somit ist er der Bundeschampion 2011. Kommentator Peter Teeuwen lobte die Vorstellung des schönen Schimmels in gutem Tempo und Rhythmus und sein energisches Abfußen am Sprung. Züchter und Besitzer von Crack-P ist Sven Pfleumer (Barßel).
Mit deutlichem Abstand auf den zweiten Platz stand Mentano K v. Matchello K - Losander unter Lea Clausen aus Mildstedt. Er bekam die 8,2. Der Dunkelfuchs aus Weser-Ems sprang kraftvoll und mit der erwünschten Bascule, Abzüge gab es für die Anlehnung. Der Hengst wurde bei Herrmann Koopmeiners in Cappeln gezogen, Besitzer ist Sandra Alber aus Schuby.
Durch gleichmäßige Leistungen in allen Prüfungen fiel Twyx auf, der ZfdP-Wallach von Top Anthony - Gamblers Star. Im Sattel von Twyx saß Marie Ligges aus Ascheberg, Tochter von Kai Ligges, der viele Jahre selbst erfolgreich junge Pferde bei den Bundeschampionaten vorgestellt hat. Zu Beginn des Parcours wirkten die Reiterin und ihr Pony noch etwas schüchtern und fanden nicht den richtigen Galopp, wurden aber von Sprung zu Sprung sicherer, lediglich etwas mehr Rückentätigkeit wünschten sich die Richter für das Pony. 8,1 für den Dunkelfuchs bedeuteten den dritten Platz.
Nur fünf Ritte ohne Strafpunkte für Hindernisfehler oder Zeit, da blieben noch Wünsche offen. "Die Ponys sind eben doch noch jung und unerfahren und die letzten Tage waren sehr anstrengend. Manches Pony ist heute unter seinen Möglichkeiten geblieben", erklärte der Bundestrainer. (Christine Meyer zu Hartum)
Sechsjährige Springponys
Der Bundeschampion heißt Pico
Die Qualität der Ponys ist in vielen Fällen gut, die dressurmäßige Ausbildung muss verbessert werden. Diese Mahnung wurde in vielen Kommentaren von Bundestrainer Peter Teeuwen (Hanstedt) deutlich. Bei den Ritten um den Titel des Bundeschampions der sechsjährigen Springponys machten den Reiterinnen und Reitern häufig Distanzprobleme zu schaffen.
Auch hier waren wie bei den Fünfjährigen Ponys mit einer Note von 7,5 und besser für das Finale qualifiziert und auch hier blieben nur fünf Paare ohne Abzüge. Das beste Viertel aus dem ersten Umlauf absolvierte eine zweite Runde über einen verkürzten Parcours, 8,2 und besser war die Voraussetzung für die Teilnahme, entscheidend für die Platzierung war die Notensumme aus beiden Umläufen.
Die Notenfindung war für die Richter Claus Bergjohann und Peter Rauert gar nicht so einfach, nicht wegen der Leistungsdichte, sondern weil ausgerechnet die Favoritin aus dem ersten Umlauf, Charming Girl unter dem Sattel von Justine Tebbel (Emsbüren), im zweiten Umlauf ein Fehler unterlief. Im ersten Umlauf hatte das Paar "besseres Reiten demonstriert. Das Pony immer voll konzentriert, energisch abfußend, aufmerksam an den Hilfen der Reiterin stehend", so der Kommentar von Peter Teeuwen, 8,9 die Note. Im zweiten Umlauf gelang es nicht ganz so, dennoch wäre die Fuchsstute aus Weser-Ems v. Charivari - Argentinus (Züchter und Besitzer Peter Wernke, Holdorf) eine würdige Bundeschampionesse gewesen, deshalb die lange Überlegungsphase der Richter. Sie entschieden sich für eine 8,4, das machte die Notensumme 16,80 aus und reichte für den zweiten Platz. Justine Tebbel tritt in die Fußstapfen ihres Bruders Maurice Tebbel, der im vorigen Jahr noch Topvorstellungen im Ponysport ablieferte, in diesem Jahr aber gemeinsam mit Vater René Tebbel bei den Großpferden am Start war.
Die gleiche Notensumme wie Charming Girl erreichte der rheinische Fuchshengst Paul SG unter Melina Verheyer aus Kranenburg, so dass es in diesem Jahr zwei Vizechampions zu feiern gab. Paul SG (Züchter und Besitzer Gerd Schulte-Geldermann, Kranenburg) will eigentlich alles richtig machen, seine energisch einwirkende Reiterin ließ ihm dafür nicht immer genug Zeit. Teeuwen empfahl ihr denn auch, das Pony mehr aus der Ruhe heraus springen zu lassen.
Durch und durch westfälisch ist der neue Bundeschampion Pico v. Principals Boy - Night Star. Er trägt den westfälischen Brand, seine Reiterin Lara Weber kommt aus Fröndenberg, sein Züchter Martin Vieth-Brehe aus Ahlen und sein Besitzer Henning Schulze Elpert aus Legden. Der Wallach "springt kraftvoll aus dem Hinterbein bei guter Galoppade, steht sicher an den Hilfen. Etwas mehr Bascule am Sprung würden wir uns wünschen", erläutert der Bundestrainer das Richterurteil. 16,9 die Notensumme, das hieß Siegerschärpe und Titel für Pico. (Christine Meyer zu Hartum)
Fünfjährige Vielseitigkeitspferde
Priemus ist Klassenprimus
Er heißt Priemus und war der Primus, also der Sieger beim DKB-Bundeschampionat der fünfjährigen Deutschen Vielseitigkeitspferde in Warendorf. Unter dem Sattel des erst 17-jährigen Nils Trebbe aus Telgte-Westbevern gewann der dunkelbraune Westfale mit einer Gesamtpunktezahl von 34,80 die Siegerschärpe.
"Die ?Jury? steht da unten, sie hat erkannt, was uns da geboten wurde", kommentierte vom Richterturm herunter Bundestrainer Hans Melzer (Putensen) den Riesenapplaus, den die Vorstellung von Priemus bei den Zuschauern ausgelöst hatte. Der dunkelbraune Wallach v. Primeur?s As bewegte sich leichtfüßig, "war immer positiv, immer sicher am Sprung und an den Hilfen, immer im Gleichgewicht". Das Richterurteil schlug sich auch im Ergebnis nieder: 9,5, die höchste Wertnote, die an diesem Wochenende im Busch vergeben wurde. "Priemus war von Anfang an ein Fohlen, das auffiel", berichtete Züchter Josef Rosendahl, der im westfälischen Greven eine eigene Reitanlage mit Pensionspferdehaltung betreibt. Seinen guten Charakter habe er von seiner Mutter, einer Tochter des Vollblüters Foxiland xx geerbt, so Rosendahl weiter. Seit vergangenem Jahr sitzt der erst 17-jährige Nils Trebbe in seinem Sattel. "Das klappte von Anfang an gut. Nils ist sehr fleißig und nett im Umgang mit den Pferden. Viele wollen ja nur reiten, aber er kümmert sich auch", lobte Rosendahl den jungen Reiter. Dass die beiden auch künftig ein Paar bleiben, ist angesichts des deutlich gestiegenen Interesses an deutschen Vielseitigkeitspferden allerdings eher unwahrscheinlich. Denn schon bei der Finalqualifikation, die Priemus mit der Note 8,6 bestand, aber spätestens nach seinen Leistungen in der Dressur (7,7) und im Springen (8,1) fielen etliche begehrliche Blicke auf den Bundeschampion.
Dressur. Springen. Geländeritt. Die Entwicklung in der Vielseitigkeit ging in den letzten Jahren zunehmend in eine gleichmäßige Gewichtung aller drei Teildisziplinen. Aus dem ehemaligen Bundeschampionat des "Geländepferdes" wurde das Bundeschampionat des "Vielseitigkeitspferdes". Die ausgewogensten Leistungen zeigte in Warendorf die Württemberger Stute Cavallandra FBW v. Cavallieri xx - Rainbow, die von Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) vorgestellt wurde. In allen drei Teilprüfungen des Finales gab es Noten über "8" für die Fuchsstute aus der Zucht und im Besitz von Wolfgang Martin (Kraichtal): 8,4 in der Dressur, die Bestnote 8,2 im Springen, die doppelt gewertete 8,5 für den Geländeritt und damit am Ende 33,6 Punkte. "Vielleicht nicht ganz der Prototyp eines Vielseitigkeitspferdes, aber auf dem absolut richtigen Weg, was die Ausbildung betrifft", lautete der Kommentar vom Richterturm.
Auf dem dritten Platz landete die Holsteiner Schimmelstute Chica mia v. Clearway - Cassini I aus der Zucht von August Bartjen (Bad Zwischenahn). Unter dem Sattel ihres Besitzers, des EM-Vierten Dirk Schrade (Sprockhövel), ging die Stute im Gelände "noch etwas unroutiniert und unrhythmisch", ließ jedoch "ganz viel Vermögen und das richtige Interieur" erkennen, wie es im Kommentar hieß. Auch für dieses Paar gab es die 8,5 für die Geländevorstellung, dazu kamen 7,5 aus der Dressur und 8,0 aus dem Springen (Endstand 32,5).
Zwei weitere Holsteiner folgten gemeinsam auf Platz vier (31,9 Punkte). Wolke Sieben v. Lucio Silla xx - Cor de la Bryère aus der Zucht und Besitz von Ulrike Schwarz-Nissen (Dollrottfeld), die mit Nicola Winkler (Eutin) im Sattel die Bestnote 8,7 in der Dressur erzielte, und der schwarzbraune Nocturno M (Züchter und Besitzer: Karl-Jochen Maas, Südermarsch), geritten von Peter Thomsen (Lindewitt), der im abschließenden Gelände dank einer 8,7 zwei Plätze gutmachen konnte. Thomsen zog damit am vielleicht auffälligsten Pferd des Fünfjährigen-Starterfeldes vorbei, an dem in Schweden gezogenen und auf dem Kempke Hof in der Nähe von Güstrow groß gewordenen Mecklenburgers Sir Cisco v. Sansciso aus einer "bunten" Arpeggio-Mutter. Die Eignung des gekörten Hengstes für den "Busch" war beim 30-Tage-Test entdeckt worden. Im Rahmen eines Trainingsaufenthaltes bei Andreas Dibowski in Döhle qualifizierte sich der in norwegischem Besitz befindliche Hengst mit seiner norwegischen Reiterin Inger Catherine Bugge auf Anhieb für Warendorf. Und auch da bescheinigten ihm die Richter "den richtigen Geist und Vermögen für mehr", auch wenn es in der Ausbildung hier und da noch haperte (Endstand 31,4). Ähnliches galt für den Sieger der Finalqualifikation, den von Beeke Kaack (Schmalensee) gerittenen Trakehner Tiberius v. Titulus - Beg xx, der im Geländefinale sein Vermögen zwar erneut erahnen ließ, aber nicht in eine Platzierung verwandeln konnte.
"Die Richter können nur bewerten, was ?hier und heute? gezeigt wird. Perspektive allein reicht nicht, auch der Ausbildungsstand des Pferdes gehört zu den Benotungs-Kriterien. Und da mussten hier und da Abzüge gemacht werden", sagte Bundestrainer Hans Melzer, der generell mit der Qualität des Starterfeldes sehr zufrieden war. Die Verschärfung der Qualifikationskriterien habe sich bewährt, so Melzer. So mussten sich die Fünfjährigen in diesem Jahr erstmals auch über eine Geländepferdeprüfung der Klasse L für Warendorf empfehlen. "Dadurch hatten wir in diesem Jahr keine Pferde am Start, die den Anforderungen überhaupt nicht gewachsen waren, wie das früher öfter der Fall war."
Dass dennoch "Ausfälle" zu verzeichnen waren, stand eher unter der Überschrift "Pech". So wie im Fall des Mannschafts-Olympiasiegers Andreas Dibowski, der mit beiden Pferden in der Finalqualifikation am Wasserhindernis ausschied und nach dem neuen Reglement keine Chance mehr hatte, sich noch über eine Trostrunde fürs Finale zu qualifizieren. Nach dem neuen, im vergangenem Jahr eingeführten Modus, haben alle Pferde zunächst die Chance, sich in einer freundlichen Einlaufprüfung mit den Gegebenheiten des Warendorfer Vielseitigkeitsplatzes vertraut zu machen. Anschließend starten alle erneut in der eigentlichen Finalqualifikation. "Grund dafür war die Kritik, dass einige Pferde den Platz in Warendorf schon aus dem Training kennen, andere nicht. Mit der Einlaufprüfung wird das ausgeglichen. Zudem hatte sich in den letzten Jahren gezeigt, dass sich Pferde, die sich über die Trostrunde qualifizierten, im Finale oft besser präsentierten als diejenigen, die den Kurs nur einmal gelaufen waren", erklärte Melzer die Hintergründe. "Das hat sich auch in diesem Jahr gezeigt, wo wir im Finale deutlich weniger Probleme an den Hindernissen erlebt haben." (Helkenberg)
Sechsjährige Vielseitigkeitspferde
Rocana ist Bundeschampionesse
Im zweiten Anlauf klappte es dann doch. Nachdem Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) bei den fünfjährigen Vielseitigkeitspferden den Sieg knapp verpasst hatte, durfte sich seine im elterlichen Besitz befindliche Stute Rocana beim DKB-Bundeschampionat der Sechsjährigen die Schärpe umhängen lassen. Auf ihren vielseitigen Reiter musste die in Sachsen gezogene Tochter des Vollblüters Ituango xx bei der Siegerehrung allerdings verzichten. Der saß zu dieser Zeit schon wieder im Sattel - dieses Mal im Finale der sechsjährigen Springpferde. So stand Rocana an der Hand von Pflegerin Claudia Weber recht gelassen im Mittelpunkt der Ehrenrunde, die die übrigen Platzierten und Finalisten um sie herum drehten.
"Rocana ist ein unkompliziertes Pferd mit einem 1A Charakter", bestätigte auch ihr Züchter Mirko Glotz aus Schönberg im Zwickauer Land, aus dessen Zucht auch das Dressurpferd Anton v. Antaeus - Melit stammt, das unter Belinda Trussel im vergangenen Jahr bei den Weltreiterspielen für Kanada am Start war. In den Sport gebracht wurde die als Deutsches Sportpferd registrierte Rocana von Julia Schmid aus Urspring. Seit August 2010 sitzt Michael Jung im Sattel und startete mit ihr bereits erfolgreich in Ein-Stern-Prüfungen. Bereits im März wurde das Paar beim CCI* Fontainebleau in Frankreich Zweiter. Ihre Erfahrung kam Rocana in Warendorf zugute: Mit 8,2 lag sie in der Dressur vorne, machte in Springen lediglich einen Fehler (7,7) und im Gelände gab es die 8,9. "Eine sehr gute Runde", lobte Kommentator Hans Melzer (Putensen). "Das Pferd war immer im Gleichgewicht, springt immer aus dem Rhythmus und ist sehr sicher an allen Abfragungen des Kurses." Im Endstand bedeutete dies 33,7 Punkte und damit den Sieg. Neben der Schärpe wartete auch ein Sonderehrenpreis auf den Sieger: ein Freisprung des Trakehner Hengstes Houston, gestiftet von der Hengststation Kretschmer in Warendorf-Milte. "Im Moment haben wir leider keine Stute außer Rocana und sie soll ja erst einmal im Sport bleiben", sagte Mitbesitzerin Brigitte Jung (Horb). Nächstes und letztes Ziel in diesem Jahr sind die Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde in Le Lion d?Angers. Hellhörig wurde dagegen Rocanas Züchter, der bereits bei der Anpaarung ihrer Mutter Rose (v. Carismo) mit Ituango xx "Bauchgefühl" hatte walten lassen. "Rocana hat ja noch zwei jüngere Vollschwestern", sagte er mit nachdenklichem Blick.
Die beste Geländeleistung zeigte im Finale der Vorjahressieger Royal Sun v. Rocket Star - Espri aus der Zucht von Peter Schweimanns aus Nettetal. "Royal Sun bringt alles mit, was ein Geländepferd braucht", hatte Hans Melzer schon vor einem Jahr prophezeit. Trotz des plötzlich einsetzenden starken Regens erwies sich Royal Sun auch bei den Sechsjährigen wieder "in jeder Situation rittig", bewies Springvermögen und erfreute die Richter mit einer leichtfüßigen Galoppade, "die auch ohne den Regen kaum zu hören gewesen wäre." Eine doppelt gewertete 9,1 verhalf dem dunkelbraunen Rheinländer Wallach, der ursprünglich Dressurpferd werden sollte, und seinem Reiter Kai-Steffen Meier (Waldbröl) zur Silbermedaille. Aus der Dressur brachte das Paar eine 7,0, aus dem Springen ein 7,2 mit, da auch er einen Abwurf und Zeitfehler hatte (Endstand 32,3).
Überhaupt erwies sich das Springen als echte Herausforderung für die sechsjährigen Vielseitigkeitspferde. Mindestens einen Abwurf, gelegentlich sogar drei oder vier wurden verzeichnet. Drei Mal fielen auch bei der Hannoveraner Fuchsstute High Speedy v. High Spirits - Rebel Z III (Züchter: Reiner Bechstein, Alheim) die Stangen (4,9), auch wenn Spring-Kommentator Karsten Huck (Neumünster) ihr bestätigte, "schön zum Sprung hinzuziehen." Die "große Ehrlichkeit" der Stute honorierte auch die Jury im Gelände mit einer guten Noten (8,0). Zum Titel reichte es für die Dressursiegerin (9,0) und ihren Reiter und Besitzer Harald Engelberth aus dem nordbadischen Wiesloch allerdings nicht. Sie wurden mit 29,9 Punkten Sechste.
Nur einem der 15 Finalisten gelang eine Nullrunde im Parcours: dem schwarzbraunen Holsteiner Heraldik xx-Sohn Honorat aus spanischem Besitz, vorgestellt von Malin Petersen aus Großenwiehe. Seine Medaillenchancen schwanden allerdings mit Verweigerungen im Gelände, während die Schwedin mit ihrem zweiten Pferd Lena v. Seigneur d?Alleray xx - Landprinz I auf den Bronzerang aufrückte. Auch die dunkelbraune Bayernstute war eine Wiederholungstäterin, im vergangenen Jahr kam sie aber nicht ins Finale. Jetzt beendete sie die Finalqualifikation mit einer 8,8 als zweitbestes Pferd, bekam in der Dressur die Note 6,7 und im Springen nach Abzug für einen Abwurf eine 7,5. Im Gelände vergaben die Richter ein glattes "Sehr gut": 9.0. Besonders gefiel ihnen auch bei diesem Pferd die Leichtfüßigkeit, aber auch die Durchlässigkeit. "Das Pferd reagierte hervorragend auf die Hilfen und war immer sicher am Sprung", kommentierte Melzer. Lena stammt aus der Zucht von Helga Keffel-Nitzborn und befindet sich im Besitz von Victoria Nitzborn aus Birgland.
Eine glatte 9,0 im Gelände erzielte auch Andreas Dibowski (Döhle) mit der Escudo I-Tochter Eskadia aus einer Mutter v. Groom Dancer xx (Züchterin Ulrike Sybrecht, Isernhagen, Besitzerin Susanne Heigel, Vierhöfen). Aus der Dressur brachte das Paar, das im vergangenen Jahr Sechster wurde, eine 7,4 mit. Im Springen gab es 1,1 Punkte Abzug für zwei Abwürfe und Zeitüberschreitung (6,2), die am Ende für einen Platz auf dem Treppchen fehlten (31,6). Eskadia wurde Vierte vor der Holsteiner Stute Viva v. Clearway - Grundyman xx aus der Zucht von Klaus Sievers (Süderlügum) und im Besitz von Swantje Sievers (Flensburg) mit 30,5 Punkten. Vorgestellt wurde Viva von der Schwedin Louise Swennson-Jähde aus dem Stall von Peter Thomsen in Lindewitt. Wie ihre Landsfrau Malin Petersen hatte auch sie im Finale zwei Eisen im Feuer, zog ihr zweites Pferd Vehoreda v. Casall - Lascadell, die mit 9,0 die Finalqualifikation gewonnen hatte, aber vor dem Gelände zurück.
In diesem Jahr galten auch für die sechsjährigen Vielseitigkeitspferde verschärfte Qualifikationsbedingungen. So war unter anderem eine Platzierung in Vielseitigkeitsprüfungen Klasse L oder internationalen Ein-Stern-Prüfungen vorgeschrieben. "Sinn ist, dass die Pferde noch vielseitiger ausgebildet werden, sprich, auch an der Dressur- und Springausbildung gearbeitet wird. Gerade in der Dressur war das Ergebnis noch nicht so gut, wie wir uns das wünschen würden. Die Dressur spielt aber im internationalen Sport eine immer größere Rolle", zog Bundestrainer Hans Melzer ein erstes Fazit. "Wir haben daher sogar darüber diskutiert, die Dressurnote künftig noch stärker zu bewerten." (Helkenberg)
Vielseitigkeitsponys
Moonlight Kiss nicht zu toppen
Das Pony stammt aus Westfalen, die Reiterin aus Baden-Württemberg. Zusammen waren sie beim DKB-Bundeschampionat des Deutschen Vielseitigkeitsponys unschlagbar: der sechsjährige Moonlight Kiss v. Mac Namara - Oakley und seine 14-jährige Reiterin Sarah Schmierer aus Erdmannhausen.
"Mutig" und "am Sprung beweglich und sicher": Für seine Gelände-Qualitäten erhielt der braune Wallach die Wertnote 8,7. Dass er ein echter Allrounder ist, bewies er außerdem in der Dressur (7,4) und im Springen (7,7). Das ergab am Ende 32,5 Punkte und die Siegerschärpe für den aus dem Züchterstall von Anton Delker aus Verl stammenden Moonlight Kiss. Von den 17 Ponys, die sich in diesem Jahr um den Titel bewarben, hatte er die meiste Routine. Bereits im vergangenen Jahr nahmen er und Sarah Schmierer am Bundesnachwuchschampionat in Warendorf teil, belegten in diesem Jahr den dritten Platz beim Preis der Besten, waren Neunte in der internationalen Ponyvielseitigkeit in Marbach und beendeten den zweiten Start beim Bundesnachwuchschampionat auf Platz fünf. "Die beiden haben durchaus auch Chancen auf den deutschen Meistertitel, der Mitte September in Birstein ermittelt wird", sagte Bundestrainer Fritz Lutter (Warendorf).
Etwas weniger Erfahrung auf nationalem Parkett brachte der Holsteiner Schimmelhengst Sunny Side Up v. Welcome Sympatico - Donauwind aus der Zucht von Angela Colell-Jensen (Bosbüll) mit nach Warendorf. Im Gelände verstand er die Richter allerdings zu überzeugen. "Das Pony war immer im Gleichgewicht, galoppierte in einem gleichmäßigen Rhythmus und sprang immer zu, wenn ihn seine Reiter dazu aufforderte", hieß es im Kommentar. Mit der Note 8,8 lag der Hengst aus dem Besitz von Barbara-Elisabeth von Stetten (Seeg) sogar noch vor dem Siegerpony, musste sich allerdings in Dressur (7,1) und Springen (7,4) etwas dahinter einordnen. Am Ende schlugen 32,1 Punkte für ihn und seine 16-jährige Reiterin Paulina Herzog aus dem bayerischen Rieden zu Buche.
Getoppt wurden die beiden im Gelände von der braunen Westfalenstute Top Nubia v. Topnatrejo - Durello aus der Zucht von Johannes Peters (Recklinghausen) und im Besitz von Petra und Ludger Hartken aus Saerbeck. Die Vizechampionesse des Vorjahres verpasste im Busch knapp ein "Sehr gut" (8,9) und im Parcours vergaben die Richter die Bestnote 8,0. In der Dressur haperte es allerdings noch ein bisschen (5,6), so dass am Ende nur der Bronzerang für Top Nubia heraussprang (Endstand 31,4). Geritten wurde die Stute von Laura Hartken, die in diesem Jahr ebenfalls am Bundesnachwuchschampionat teilnahm, Gold mit der Mannschaft holte und in der Einzelwertung Platz 15 belegte.
Zum dritten Mal waren alle Teilnehmer am Bundeschampionat zu einem verpflichtenden Vorbereitungslehrgang nach Warendorf eingeladen worden. Das Ergebnis waren deutlich bessere Leistungen im Gelände, nur zwei Paare mussten in der Finalqualifikation ausscheiden und nur ein Pony scheiterte im Finale. Etwas Nachholbedarf besteht allerdings im Springen. Hier kamen lediglich die drei Medaillengewinner fehlerlos ins Ziel. So holte der von Volker Tonn (Langenbernsdorf) gezogene sächsische Rapphengst Mogli v. Munser II zwar mit einer 9,2 die Topnote im Gelände, hatte aber mit Ergebnissen im Fünferbereich in Dressur und Springen keine Chance mehr auf eine Platzierung. Er wurde mit 28,9 Punkten Vierter. Ähnliches galt für den Thüringer Falben Niklas v. Notre Plaisir (Züchterin: Heike Hörnlein, Oberpörlitz). Er gewann mit 9,2 die Finalqualifikation und überzeugte auch im Finalgelände (8,8), kam aber in Dressur und Springen nicht über 6,2 beziehungsweise 4,8 hinaus (Endstand 28,6/Platz fünf). "Bei aller Wichtigkeit des Geländereitens, dürfen Dressur und Springen nicht vernachlässigt werden, wenn man vorne mit dabei sein will", gab Fritz Lutter den Reitern als Tipp für die Winterarbeit mit auf den Weg.
Deutlich verbessert gegenüber dem Vorjahr präsentierte sich die Dornik B-Tochter Dina S in der Dressur, die in diesem Jahr von der elfjährigen Frauke Rockhoff (Voerde) vorgestellt wurde. Mit einer 8,3 setzte sich das Paar zunächst an die Spitze, büßte den Vorsprung im Parcours jedoch durch zwei Verweigerungen (3,7) wieder ein. Auch im Gelände gelang es der jungen Reiterin noch nicht ganz, das vorhandene "enorme Potenzial" der Stute auszuschöpfen. "Trotzdem ein Paar, das man auf jeden Fall im Auge behalten muss", sagte Fritz Lutter. (Helkenberg)
Vier- bis sechsjährige Fahrpferde
Sir Lausitz verteidigt seinen Titel
Der fünfjährige Hengst DSP Sir Lausitz ist im Finale der Fahrpferde seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat seinen Bundeschampionats-Titel erfolgreich verteidigt. "Es ist eine Wohltat, diese Pferd zu fahren", schwärmte Bundestrainer Karl-Heinz Geiger (Rechtmehring) nach dem Fremdfahrertest und auch die Richter Wilfried Gehrmann und Elimar Thunert sprachen von einer "Sternstunde". Vize-Bundeschampion der vier- bis sechsjährigen Fahrpferde wurde der vierjährige Rheinländer Wallach Famico, vorgestellt von Heinz Künstler (Grefrath). Platz drei ging an den sechsjährigen Hessen-Wallach Dirigent mit Dieter Lauterbach (Dillenburg) an den Leinen.
Sir Lausitz, Deutsches Sportpferd von Samba Ole - Donnerschwee (Züchter: Zuchtgemeinschaft Volkmar und Heike Schadock, Heideblick) ist im Besitz des Haupt- und Landgestüts Neustadt-Dosse und wurde von Karl-Heinz Finkler (Gardelegen) vorgestellt. Der dunkelbraune Hengst hatte bereits die Finalqualifikation mit 9,0 gewonnen und musste im Finale als zweitletzter Starter in das Viereck. "Wir haben keine Schwachpunkte in dieser Aufgabe gesehen, alles war mehr als positiv", lobte Richter Gehrmann. Fremdfahrer Geiger sagte, dass er selten ein Pferd gefahren sei, dass so weich und gleichmäßig in der Anlehnung sei. 9,5 gab es von den Richtern und 9,5 gab es auch vom Fremdfahrer. Da die Richternote doppelt gewertet wird, siegte Sir Lausitz mit 28,5 Punkten. "Man fährt mit einem Bundeschampion natürlich schon mit mehr Druck wieder nach Warendorf als mit einem Vierjährigen", sagte Finkler nach der Vorstellung. Aber Pferd und Fahrer hielten dem Druck stand und Finkler nahm sichtlich gerührt die Glückwünsche entgegen.
Gleich als erster Starter hatte der vierjährige Famico v. Fürst Grandios - Weltmeyer mit seinem Züchter und Besitzer Heinz Künstler an den Leinen bereits eine 9,0 vom Richterteam bekommen. "Das war in vielen Teilen vorbildlich", lobten die Richter. Sie hoben die korrekte Stellung und Biegung hervor und das Leinen aus der Hand kauen lassen. Fremdfahrer Geiger hätte sich lediglich mehr Leistungsbereitschaft und Eigendynamik vom Pferd gewünscht. Er gab eine 8,9 (Gesamtpunkte 26,9). Von den zehn Pferden im Finale stellte Heinz Künstler gleich drei vor und zwei hatte er auch selbst gezogen. Mit mehreren Helfern gelang der Wechsel von Pferden und Kutschen aber problemlos. Mit Andiamo belegte er Platz acht (23,10) und mit Feivel Platz zehn (22,00).
Nach Platz drei im ersten Jahr und Platz vier 2010 war es in diesem Jahr wieder Platz drei für den sechsjährigen Hessen Wallach Dirigent v. von Dartagnan - Carol (Züchter und Besitzer: Heinz Günter Reber, Eppstein). Mit dem international erfolgreichen Einspännerfahrer Dieter Lauterbach an den Leinen präsentierte sich der Fuchs sehr losgelassen und zufrieden. "Ein Pferd, das in seiner Ausbildung schon weit gefördert ist", so die Richter. Sie bemängelten wie auch Fremdfahrer Geiger, dass er stellenweise etwas "eng" wurde. Mehr natürliche Aufrichtung und Selbsthaltung wünschten sie sich. Das sah Lauterbach auch so: "Ich bin insgesamt zufrieden, aber da haben die Richter schon Recht, er hätte sich selbst noch mehr tragen können." Dirigent bekam von den Richtern die Wertnote 8,7 und vom Fremdfahrer eine 8,8, somit kam er auf ein Gesamtergebnis von 26,20 Punkten.
Von 14 Pferden in der Qualifikation hatten sich zehn für das Finale empfohlen. Auf Platz vier landete die Bronzemedaillengewinnerin des vergangenen Jahres Tropical Girl. Die fünfjährige Brandenburger Stute, ein Deutsches Sportpferd von Samba Hit I - Frühlingsbote, ist wie der neue Bundeschampion im Besitz des Haupt- und Landgestüts Neustadt-Dosse und stammt auch aus dessen Zucht. Vorgestellt wurde sie ebenfalls von Karl-Heinz Finkler. Platz fünf ging an den westfälischen Landbeschäler Flores Dream v. Florestan I - Donnerschwee (Züchter Zuchtgemeinschaft Robert und Petra Knott, Vohburg) mit Christian Koller aus Warendorf an den Leinen.
Erstmalig waren nicht nur vier- und fünfjährige, sondern auch sechsjährige Pferde zugelassen. Sechs Sechsjährige nutzten diese Chance und starteten in der Qualifikation in Warendorf, fünf schafften es ins Finale. (evw)