Redefin Koerung (9.-10.11.2007)
Erschienen am 10.11.2007
Mecklenburger Körsieger ins Landgestüt Celle
Die 17. Mecklenburger Körtage fanden europaweites Interesse. Das Körlot war hochklassig und auch der Hengstmarkt lief so gut wie nie zuvor.
Das große Interesse an der Körung in Redefin war nicht zuletzt auch daran zu erkennen, dass die Führungsriege aus den Zuchtverbänden Hannover, Oldenburg und vom Trakehnerverband als aufmerksame Beobachter stark vertreten war. Sie und viele Besucher aus dem Ausland sahen ein qualitativ hochwertiges Lot mit 71 Hengsten, von denen 31 ein positives Körurteil erhielten. Mehr als 260 zweieinhalbjährige Warmbluthengste wurden zur Vorauswahl vorgestellt, von denen 78 die Zulassung zur Körung erhielten.
Nimmt man die Aussagen vieler gestandener Aussteller, selbst von denen die ihren Hengst nicht gekört bekommen haben, dann war es die qualitativ und organisatorisch beste Körung, die Mecklenburg-Vorpommern je gesehen hat. "Mein Hengst wurde zwar nicht gekört, aber ich habe einen guten Hengst kaufen können und war auch sonst sehr zufrieden, wie alles abgelaufen ist", sagte Matthias Martens, Chef des Stalles Vineta aus Altenhagen. Er sicherte sich einen Catoki/ Exorbitant xx-Sohn von Kai Gerken aus Lasbek, der sich am Sprung als wahrer Künstler erwies und dazu noch überaus schick ist. Er stammt aus einem der besten Holsteiner Stämme und hat die gleiche Mutter wie der bei Heiko Schmidt stationierte Chambertin-Sohn Cadmon.
Auch Dr. Jürgen Müller, Landstallmeister aus Neustadt/Dosse, äußerte sich gegenüber Präsident Jörg Weinhold hoch zufrieden. Er hat mit einem Sir Donnerhall/ Placido-Sohn einen der besten Bewegungshengste erworben und sicherte sich auch den Balou du Rouet/ Mistral II/ Hallore-Sohn den Rüdiger Hartig (Wessin) gezogen hat.
Ein Novum konnte Präsident Jörg Weinhold bei der Prämierung verkünden. Mit Klaus Bünger aus dem niedersächsischen Oetzen stellte ein gestandener Hannoveraner Züchter, der in Verden schon Siegerhengste hatte, einen Mecklenburger Hengst aus, der schon bei der Vorauswahl Bewunderung hervorrief und der uneingeschränkte Sieger der diesjährigen Körung wurde. Es handelt sich um den großgewachsenen (169 cm) modernen und hochnoblen Fuchshengst vom großen Dressurvererber Quando-Quando, der bei der Zuchtgemeinschaft Frank aus Schwartow aus der Trakehnerstute Goldkind II v. Black Magic Boy/ Lamarc/ Kondor II gezogen wurde. Die Mutter entstammt einem erfolgreichen Stutenstamm des Gestütes Ganschow.
Der Sieger strahlte eine Aura aus, den Trakehner Schmelz deutlich erkennen lassend, die keinen Moment an seinem Sieg zweifeln ließ. Klaus Bünger zu seinem Sieg: "Ich habe schon viel mit Züchtern und Reitern aus Mecklenburg-Vorpommern zusammen gemacht. Holger Wulschner, der meinen Hengst Salieri lange Zeit ritt (Salieri ist Vater des Weltmeisterpferdes Salinero von Anky van Grunsven), die Gebrüder Möller, die meinen vierjährigen Hengst Salto Mortale ausgebildet haben und das Gestüt Kempke Hof, seien nur als Beispiel genannt. Es reizte mich schon lange, auch mal mit einem Mecklenburger Hengst in Redefin aufzutreten. Wenn, dann sollte es, meinem Anspruch entsprechend, aber ein richtig guter sein. Den habe ich nun gefunden - übrigens über einen kleinen Verkaufskatalog, den der Verband der Pferdezüchter MV regelmäßig herausgibt. Ich freue mich sehr über den Sieg, noch mehr aber über das Pferd selbst, das mir schon in der Aufzucht viel Freude bereitete."
Obwohl es hohe Gebote vor Ort für den Hengst gab, unter anderem auch vom Gestüt Sprehe, blieb Klaus Bünger standhaft und verkündete bei der Siegerehrung, dass er den Hengst soeben am Telefon an das niedersächsische Landgestüt Celle verkauft hat. Damit schließt sich ein geschichtlicher Kreis, und nach mehr als 150 Jahren, damals gingen in großer Zahl Zuchtpferde aus Mecklenburg nach Niedersachsen, kommt wieder ein Mecklenburger Hengst zum Deckeinsatz in Hannover.
Sieben weitere Hengste gingen auf dem Prämienring. Reservesieger wurde ein Holsteiner Sohn v. Cristo (ein Contender-Sohn), der zugleich bester Springhengst wurde. Hobe Magens aus Ottenbüttel, der unter anderen auch das internationale Springpferd Come On gezogen hat, ist Züchter dieses Hengstes, den er aus einer Palton xx/ Landgraf I/ Fokus II-Mutter gezogen hat. Auch dieser Hengst war hoch begehrt. Die sechsstellige Preisvorstellung des Besitzers war den Interessierten dann aber doch zu viel. Zweiter Reservesieger wurde ein Hannoveraner Sohn v. Don Marcello/ Lancier/ Wenzel I, den Ulrich Bünger aus Betzendorf als Züchter ausstellte. Seinen Halbbruder Dycos DÂ’Or hat Ulrich Bünger, der mit weiteren Klassehengsten vertreten war, im Landgestüt Redefin aufgestellt.
Auf dem 4. Platz wurde ein weiterer Mecklenburger rangiert, der an den Körtagen in die Herzen der Besucher trabte und sprang. Es ist ein Sohn von Wind Dancer, dem Stempelhengst des Gestütes Kempke Hof und wurde bei Familie Weinhold in Kankel aus einem hannoverschen Mutterstamm gezogen, aus dem auch der vor zwei Jahren gekörte und an 4. Stelle rangierte Hengst Contal (v. Conteros) und die in diesem Jahr mit der zweithöchsten Gesamtpunktzahl versehenen Staatsprämienstute Celia Ana (v. Cellestial) stammt. Mutter des quirligen Schimmelhengstes ist die Staatsprämienstute Gipsy v. Glücksgriff/ Trapper/ Artur, die mit Wind Dancer auch 2006 einen gekörten Hengst lieferte. Weil die Mutter nach der Geburt starb, musste mit viel Aufwand eine Amme gefunden werden. Dabei wurde der kleine Hengst quer durch Deutschland gefahren. Schließlich ging es wieder nach Mecklenburg zurück und bei Uwe Ritter in Below fand er eine Amme, die ihn liebevoll annahm. Als wäre es ein Dank, so präsentierte sich der Schimmel mit viel Lebensfreude, sehr ehrgeizig und als Talent für alle Sparten bei der Körung. Niederländische Käufer verliebten sich in ihn und nahmen ihn mit in das Königreich.
Vier weitere Prämienhengste wurden nicht rangiert. Dazu gehörten: ein Sohn von Catoki aus einer Calido/Landgraf I-Mutter (Aussteller Kai Gerken, Lasbek), ein Sohn von Stedinger aus einer De Niro/ Gardeoffizier-Mutter, gezogen und ausgestellt von Ulrich Bünger, Betzendorf. Dieser Bewegungshengst wurde von jemandem gekauft, der nicht genannt sein möchte und hat im Gestüt Ganschow eine neue Box gefunden. Freude auch bei Ute Keller und Uwe Hampe in Eggerstorf, die ihren mit Zangersheide Brand versehenen Sohn von Tjungske (v. Carthago)/ Exorbitant xx/ Grannus nicht nur gekört bekamen, sondern mit dem braunen Springwunder auch auf dem Prämienring gingen. Peter Henke war an der Vorbereitung des Hengstes beteiligt. Prämiert wurde auch der eingangs schon erwähnte Sohn von Sir Donnerhall, der von Karin Telljohann aus Recke in Westfalen nachgemeldet wurde und nach Neustadt/Dosse weiter reiste.
Im freien Verkauf wurden vor Ort 26 Hengste verkauft, 12 davon gingen ins Ausland. "Wir hatten drei erfolgreiche Körtag in Redefin", resümierte Verbandspräsident Jörg Weinhold, der sich über den großen Zuspruch freute und durchaus stolz ist, dass in seiner Amtszeit auch wieder ein Mecklenburger Hengst im Landgestüt Celle Einzug hält. Die Entscheidungen der Kommission, die nicht in erster Linie den sportlichen Wert der Köraspiranten zu bewerten hat, sondern den Blick auf den möglichen Einsatz und Nutzen für die Zucht lenken muss, wurden allgemein akzeptiert. So manchem Springwunder blieb deshalb ein positives Körurteil versagt, was von den Rängen nicht immer verstanden wird.
Unterm Strich kann gesagt werden, dass der eingeschlagene Weg, die Tore für Hengste aller Warmblutrassen weit zu öffnen, Früchte zu tragen beginnt. Es befördert den Blick auch unserer Züchter für die Spitze. Viele der Aussteller werden in unserem Verband Mitglied und es kommen interessante und zuweilen potente Leute ins Land. Fotos aller Hengste sind unter www.hippothek.de zu finden und zu bestellen.