Frauenpower in Redefin
Erschienen am 27.03.2012
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Janin Stechow mischte die etablierte Männerrieg auf und gewann mit Adycate den Großen Preis von Redefin. Foto: Jutta Wego
Anna Jürgens wird Landesmeisterin, Janin Stechow gewinnt den Großen Preis
Redefin - Anna Jürgens aus Polzow bei Pasewalk ist die neue Hallenlandesmeisterin von Mecklenburg-Vorpommern. Mit ihrem elfjährigen Schimmel Levado, den Vater Martin Jürgens gezogen hat, kam sie in den beiden Wertungsprüfungen der offenen Meisterschaft im Landgestüt Redefin auf 2,70 Strafpunkte und verwies damit Titelverteidiger Matthias Granzow aus Passin, der mit der 18-jährigen Stute Antik 4,00 Strafpunkte hatte, auf den Silberrang. Dritter wurde Thomas Kleis (Schloss Wendorf), der es mit seinem Derbysiegerpferd Carassina auf 10,96 Zähler brachte.
Die neuen Hallen-Landesmeister: v.l. Anna Jürgens, Paul Wiktor, Juliane Weihs, Franziska Lass und Torsten Lanske. Foto: Jutta Wego
Die 7. Hallen-Landesmeisterschaft fand regen Teilnehmerzuspruch. Reiter aus ganz Norddeutschland kämpften in 27 Abteilungen um Sieg und Platz. Eingebunden waren
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Anna Jürgens ist endgültig in der 1. Liga des Springsports angekommen und wurde mit Levado Hallen-Landesmeisterin. Foto: Wego
erstmals auch Voltigierwettbewerbe mit Teilnehmern aus sieben Bundesländern, die großen Anklang fanden. Einziger Wehrmutstropfen war die relativ geringe Zahl an Zuschauern. Das konnte auch Otto Vaska aus Klein Roscharden angesichts des schönen Turniers nicht verstehen. "Warum sind so wenig Zuschauer da" fragte er und freute sich über den Sieg seines Sohnes Henry im Einlaufspringen der Klasse S am Freitag auf Quinaro.
In der Meisterschaft übernahm der Titelverteidiger Matthias Granzow auf seiner erfahrenen Mecklenburger Stute mit einem Sieg im Zeitspringen der Klasse S die Führung. Er demonstrierte damit zugleich, wie frisch die Azarro-Stute noch ist. Schon hier lag die 25-jährige Anna Jürgens, die endgültig in

Mit einem Sieg und dem Meistertitel der Nachwuchsreiter auf Antallia verabschiedete sich Paul Wiktor vom Landgestüt Redefin. Foto: Wego
der 1. Liga des Springsports angekommen ist, mit nur 1,35 Strafpunkten auf dem 2. Platz in Lauerstellung. Auch der "Neumecklenburger" Philipp Schober, der zu den besten sächsischen Reitern gehörte und nun seine Zelte in Wismar bei German Horse Pellets aufgeschlagen hat, lag mit 2,59 Strafpunkten auf Orlana noch in aussichtsreicher Position, die er durch 12 Fehler in der zweiten Wertung, dem Großen Preis, aber einbüßte.
Am Sonntag legte Anna Jürgens vor, zeigte keine Nerven und steuerte ihren Levisto-Sohn fehlerfrei über den anspruchsvollen Grundparcours. Damit übernahm sie zunächst die Führung. Knistern lag in der Luft, als Matthias Granzow im Parcours war und bis zum letzten Sprung auf erneutem Titelkurs war. Am letzten Steilsprung aber zerplatzten die Träume durch einen Abwurf.
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Juliane Weihs holte sich auf Atlantis mit einem Start-Ziel-Sieg den Meistertitel bei den Damen. Foto: Wego
Janin Stechow narrte die etablierte Männerriege
Der Große Preis war mit 46 Startern, von denen nur sieben Paare das Stechen erreichten das nicht in die Meisterschaftswertung einging, sehr anspruchsvoll. Anna Jürgens legte gleich eine schnelle Runde vor, traf aber ebenso wie Granzow im Umlauf den letzten Sprung (4. Platz). Der Gastgeber war mit Daniel Wascher auf dem Landgestütshengst Lamarco dabei, der die erste fehlerfreie Runde in 41,07 Sekunden ablieferte und frenetisch gefeiert wurde (3. Platz). Thomas Kleis, mit zwei Pferden im Stechen dabei, war mit seinem jungen Pferd Bacentus (v. Balou du Rouet) schneller und sah mit 39,03 Sekunden schon fast wie der Sieger aus. Doch dann gab es

Mit Stilnote 8,4 legte Franziska Lass auf Vivus vM den Grundstein für ihren Meistertitel bei den Ponyreitern. Foto: Wego
erneut "Frauenpower" als Janin Stechow aus Steffenshagen bei Bad Doberan mit Adycate an den Start ging. Mit 20 Jahren die Jüngste im Feld und von ihrem Freund, dem Briten Richard Robinson bestens gecoacht, ritt sie vom Start weg gnadenlos auf Angriff, kam fehlerfrei in 32,27 Sekunden ins Ziel und nahm dabei dem international erfahrenen Thomas Kleis sagenhafte 6,76 Sekunden ab. Damit ging der Sieg an Janin Stechow, Thomas Kleis wurde Zweiter.
"Ich habe ein erfahrenes Pferd und dachte mir, probier es mal. Dass wir bei dem hohen Tempo auch am gefährlichen letzten Sprung noch genügend Höhe bekamen, kann ich allein meinem tollen Pferd verdanken" sagte die Siegerin. "Uns hat die lange Pause durch meine Verletzung offensichtlich gut getan",
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Zwei solide Runden präsentierte Torsten Lanske mit Cascada, die mit dem Meistertitel bei den Senioren ab 40 Jahren belohnt wurden. Foto: Wego
sagte die neue Hallen-Landesmeisterin Anna Jürgens. "Bei den letzten drei großen Turnieren in Neu Benthen, Brauschweig und hier in Redefin lief es super mit Levado, ich hoffe es bleibt so". Erstmals hat sich in Mecklenburg-Vorpommern eine Frau den Titel eines Landesmeisters in der S-Klasse im Springen erkämpft.
Neben der offenen S-Klasse, in der Herren und Damen zusammen reiten, gab es eine Damenmeisterschaft auf mittelschwerem Niveau. Hier holte sich mit einem Start-Ziel Sieg Juliane Weihs (Grevesmühlen) die Meisterschärpe auf Atlantis. Mit einem fulminanten Temporitt verdrängte Juliane Weihs zwei Tage nach ihrem 31. Geburtstag die Neubrandenburgerin Steffi Rauschenberg im Zeitspringen Klasse M noch vom ersten
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Auch Steffi Rauschenberg hat ihre Pferde gut in Form und mischte vorn kräftig mit. Foto: Wego
Platz. In der 2. Wertung, einem Zwei-Phasen-Springen Klasse M, blieb sie in der 1. Phase fehlerfrei und hatte damit die Goldmedaille sicher. In der Prüfung selbst musste sie jedoch die Ganschowerin Ramona Schilloks noch an sich vorbei ziehen lassen, die das Springen mit Carolin gewann. Mit der Cellestial-Stute, Mutter des Ganschower Gestütshengstes Coratio, gewann Ramona Schilloks ein weiteres M**-Springen und platzierte sich am Freitag auch in Klasse S an fünfter Stelle. Die Silbermedaille bei den Damen ging an Stefanie Reckendorf aus Malchow, Bronze holte sich Luisa Blach aus Timmendorf/Poel.
Bei den Nachwuchsreitern bis 21 Jahren verabschiedete sich Paul Wiktor mit einem

Matthias Granzow war mit Antik nah an der Titelverteidigung, musste aber am Ende mit Silber Vorlieb nehmen. Foto: Wego
Sieg in der 2. Wertung auf Antallia und dem Gewinn der Meisterschaft vom Landgestüt Redefin, wo er gelernt hat, zwei Jahre als Bereiter tätig war und zu einem der talentiertesten Reiter in MV wurde. Am Montag nach der Meisterschaft hatte er seinen ersten Arbeitstag bei Heiko Schmidt in Neu Benthen. Der neue Landesmeister profitierte von Fehlern des Siegers im Zeitspringen, Jonas Panje aus Garlitz, der am Ende die Bronzemedaille erhielt. Silber ging an Justine Reemtsma (Zierow), deren gesamte Familie eigentlich leidenschaftliche Vielseitigkeitsreiter sind. Mit zwei soliden und stilistisch gut anzusehenden Runden auf Horstfeldes Anastasia ritt sich die 16-Jährige in das Spitzentrio.
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Ein sehr erfolgreiches Wochenende mit drei Siegen, zwei auf der Coratio-Mutter Carolin, erlebte Ramona Schilloks. Foto: Wego
Der Titel bei den Ponyreitern ging an Franziska Lass aus Griebenow. Mit ihrem Pony Vivus vM ritt sie schon in der 1. Wertungsprüfung in einer "eigenen Liga". Die 15-Jährige war die erfahrenste Reiterin im Feld der 19 Teilnehmer bis 16 Jahre. Obwohl sie mit dem sechsjährigen Vivus vM ein noch recht junges Pony unter dem Sattel hatte, das sie schon bei den Deutschen Meisterschaften der jungen Ponys im letzten September in Warendorf hervorragend vorstellte, gewann sie das Stilspringen mit Stilnote 8,4 und ließ die Redefinerin Christin Wascher mit 8,1 hinter sich. Auf Rang drei folgte die immer stärker werdenden Nike Sophie Forler aus Rebelow bei Anklam mit Stilnote 8,0 auf Mette.
In der 2. Wertung ging es darum, im Umlauf fehlerfrei zu bleiben um die Positionen vom Vortag zu halten. Die drei führenden Ponyreiterinnen schaften das, so dass die Medaillenverteilung so erfolgte, wie die 1. Wertung endete. Gold ging an Franziska Lass, Silber holte sich Christin Wascher und Bronze nahm Nike Sophie Forler mit nach Hause. "Ich habe mit Vivus vM ein tolles Pony, das mir von Patricia von Mirbach aus Kühlungsborn zur Verfügung gestellt wird und ich glaube wir werden in diesem Jahr noch viel Spaß miteinander haben", sagte die stets fröhliche Franziska Lass.
Torsten Lanske aus Dersekow holte sich mit Cascada den Titel bei den Senioren ab 40 Jahre, die nicht mehr in der S-Klasse Reiten. Schon in der 1. Wertungsprüfung lag der 47-Jährige mit der Cero I-Stute des Zuchtverbandspräsidenten Dr. Manfred Köhler (Ranzow/Rügen) lange in Führung, bis Jochen Höhnerbach aus Passin noch mit vier Zehntelsekunden Vorsprung an ihm vorbei zog. In der 2. Wertung hatte Hönerbach Fehler und die Meisterschaft war spannend bis zum letzten Reiter. Das war Torsten Lanske, der Turnierleiter des großen Turniers in Dersekow, das in diesem Jahr vom 29. Juni bis 1. Juli ausgetragen wird. Lanske musste unbedingt strafpunktfrei bleiben, um den Meistertitel nach Dersekow zu holen. Das Nervenkostüm hielt, es wurde ein fehlerfreier Ritt und die Meisterschärpe ging an den Vorsitzenden des Reiterbundes Vorpommern-Greifswald. Silber holte sich der Tierarzt Dr. Jörg Neubauer (Tarnow), Bronze ging an den Crivitzer Turnierleiter Wilfried Holl (Crivitz). "Etwas Druck habe ich schon verspürt", gestand Torsten Lanske. "Aber die tolle Stute hat es mir leicht gemacht".
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Thomas Kleis war der Held am 1. Tag und gewann vier Springpferdeprüfungen - zwei auf der Carolus I-Stute Wanda. Foto: Wego
Vier Siege für Thomas Kleis bei den Springpferden
Die Meisterschaftstage in Redefin begannen mit einem Springpferdetag. Hier glänzte vor allem Thomas Kleis, der in Gadebusch mit seinem Team 30 Pferdetrainiert. Von den sieben Abteilungen der Klasse A und L gewann der aktuelle Landesmeister der "Grünen Saison" allein vier. Bei seinen Siegen auf dem fünfjährigen Dylon, dessen väterliche Abstammung unbekannt ist und der eine Vollblut Mutter hat, gab es Wertnote 8,5. 8,4 hieß die Siegernote auf dem gleichaltrigen geprüften Hengst Cum Laude (v. Cellestial) in Klasse L. Mit der sechsjährigen Stute Wanda (v. Carolus I) hat Kleis ein weiteres hochtalentiertes Pferd mit beneidenswerter Springtechnik im Beritt. Zwei L-Siege mit Wertnoten von 8,4 und 8,6 spiegeln die Qualität wieder, die in diesem Jahr sicher zur Qualifikation zum Bundeschampionat führt.
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Jörg Möller - hier mit Tochter Johanna - erhielt einen lukrativen Sonderehrenpreis als erfolgreichster Reiter des Turniers. Foto: Wego
Der Springpferdetag begann mit einem Sieg von Jörg Möller auf dem vierjährigen Hengst Campfine v. Contendro I, den Josef Auge in Güstrow gezogen hat und sich im Besitz der Gebrüder Möller befindet. Schon in Neu Benthen sehr auffällig und mit Sieg, gab es in Redefin Wertnote 8,0. Jörg Möller, der am 1. Turniertag 42 Jahre alt wurde, verfügt am Anfang der Turniersaison auch über eine ganze Reihe hoch talentierter Pferde. Auch der siebenjährige hengst Conlander v. Contendro II gehört dazu, der in den Platzierungslisten der S-Springen zu finden war. Mit seinen Siegen und Platzierungen wurde er am Ende des Turniers als erfolgreichster Reiter ausgezeichnet und bekam dafür einen sehr lukrativen Sonderehrenpreis.
Auch das Landgestüt konnte einen Sieg verbuchen: Paul Wiktor präsentierte den fünfjährigen Hengst Checkland v. Check In in allerbester Weise und gewann eine A-Abteilung mit Wertnote 8,1 vor Jörg Möller auf Campfire und Daniel Wascher auf Carlchen W (beide 8,0). Insgesamt stand 19 Mal eine Wertnote von 8,0 und besser in den Ergebnisprotokollen.
Rostocker Voltis MoviStar-Voltigiercup der Gruppen in Leistungsklasse M*
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Das Team des Rostocker PSV gewann mit Kleiner Onkel und Longenführerin Katja Banzet den Voltigiergruppenwettbewerb der Leistungsklasse M*. Foto: Wego
In das Meisterschaftsturnier eingebunden waren erstmals auch Voltigierwettbewerbe mit Turnern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Westfalen, Berlin-Brandenburg, Thüringen, Schleswig-Holstein und den Gastgebern aus MV. Den Gruppenwettbewerb der Klasse S gewann das Team Krumke I mit Longenführerin Marion Schulze (Wertnote 8,223). In Leistungsklasse M (Ein-Stern) konnten die Gastgeber mit Katja Banzet und ihrem Rostocker Team den Sieg auf ihrem Pferd Kleiner Onkel verbuchen (Wertnote 6,442). Auch der Einzelwettbewerb der Klasse M (Ein-Stern) ging nach Rostock an Vivien Schulz. Im Zwei-Sterne Wettbewerb Klasse M siegte Jana Wolperdinger aus Salzmünde (6,980) vor Claudia Köster vom VRV Ostseeküste 6,749). Auch in Klasse S wurde geturnt und hier gab Benjamin Klay aus Salzmünde bei seinem Sieg eine Probe seines Könnens (Wertnote 8,259). Der 2. Platz ging nach Moritzburg an Erik Oese, den zwei Richter vorn sahen. 8,121 reichten aber nicht ganz zum Sieg. Bester Mecklenburger Turner war der vielfache Landesmeister Sylvio Verführt aus Schwanheide, der mit seinem Pferd Agricola und Jana Schulz an der Longe den beiden Führenden als Dritter mit Wertnote 7,921 dicht auf den Färsen lag.
Es herrschte eine tolle Stimmung beim Voltigieren in der Halle und das Timing, das die Volti-Experten selbst vorgegeben hatten, klappte perfekt. Allgemein wurde der Wunsch geäußert, diese Konstellation zu wiederholen. (Franz Wego)