Gadebusch (11.-19.10.2008)

Erschienen am 21.10.2008
Bild

Holger Wulschner siegte in Gadebusch
Stimmung, familiäres Flair, guter Sport und volles Haus beim letzten großen Hallentur-nier des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern.

Nationenpreisreiter Holger Wulschner hat den Großen Preis der Stadt Gadebusch gewonnen. Beim Hallenturnier vom 11. bis 12. und 17. bis 19. Oktober auf Drei-Sterne-Niveau verwies der 45-Jährige mit seinem neuen in Belgien gezogenen Selle Francais Hengst Wingo Plaffico den bis dahin führenden Zweiten des diesjährigen Deutschen Springderbys, Thomas Kleis (Schloss Wendorf), auf den zweiten Platz. "Ich habe den zehnjährigen Schimmel erst seit kurzem im Stall. Thomas hat eine sehr schnelle Runde vorgelegt, ich wusste, dass ich ihn nur bezwingen kann, wenn ich die extrem schwierige Abkürzung vor dem zweitletzten Sprung versuche. Es hätte schief gehen können, hat aber zum Glück geklappt", freute sich Wulschner.
Insgesamt verfolgten 4.000 Besucher an fünf Turniertagen 25 Springprüfungen, die 36 Abteilungen erforderlich machten. Das Turnier mit 460 Pferden fand in gewohnt angenehmer familiärer Atmosphäre statt. Holger Wulschner bedankte sich bei der Siegerehrung am Mikrofon im Namen der Reiter für das, was das Team um Kerstin und Dr. Lothar Makowei in Verbindung mit den Sponsoren, trotz Finanzkrise, auf die Beine gestellt hat. Auch der Hallenboden war Spitzenklasse. Besonders das Abendprogramm am Samstag hat so etwas wie Kultstatus in Gadebusch. Wenn in diesem Jahr beim Mächtigkeitsspringen auch kein neuer Höhenrekord aufgestellt wurde, so begeistert die Show rund um dieses Springen jedes Jahr aufs Neue. Diesmal wurde die Jury nachgestellt und auf Korn genommen. Heiko Schmidt verkörperte Sprecher Hans-Werner Abel, André Plath den Richter Christian Beggerow, Matthias Granzow mimte Franz Wego nach und Kathrin Leibold Zeitnehmerin und Fotografin Jutta Wego. Die Besucher in der knüppeldick gefüllten Halle und die Betroffenen haben sich köstlich amüsiert.
Die abschließende Siegerehrung nach dem Mächtigkeitsspringen wurde ebenfalls wieder bühnenreif gestaltet. Die beiden Sieger Heiko Schmidt und Daniel Wascher wurden, von reizenden leicht bekleideten Hostessen begleitet, im Fackellicht als Boxer in den Ring geführt. Davor gab es eine Playbackeinspielung des Liedes "Glocken von Rom", bei dem die Akteure die Besucher durch erotische Einlagen begeisterten.

Zehn Reiter in der Siegerrunde
Favoriten wie André Thieme und Heiko Schmidt hatten beim Großen Preis schon im Umlauf Fehler. Das erste Achtungszeichen setzte der dreifache Landesmeister Matthias Granzow (Passin), der auf dem Schimmelhengst Cheval de blanc mit fehlerfreiem Ritt in 46,94 Sekunden die Führung übernahm und am Ende Vierter wurde. Dann kam der Angriff von Thomas Kleis, der in der Reitanlage der Familie Makowei durch die Partnerschaft mit Birthe Makowei so gut wie zu Hause ist. Vor den Augen seines österreichischen Arbeitgebers legte er auf dem Schimmel Cousteau eine blitzsaubere Runde in 39,05 Sekunden vor und sah schon wie der Sieger aus. Holger Wulschner folgte ihm unmittelbar, hatte bei besagter Abkürzung das Glück auf seiner Seite und kam mit 35,80 Sekunden ins Ziel. Der in Breitenburg/SH lebende Brite Christopher Frazer wurde auf Aragorn W Dritter. Eine Bravourleistung lieferte die 20-jährige Ronja Bergmann (Poel), die trotz eines Fehlers im Umlauf bei ihrem ersten Drei-Sterne-Springen auf Candy Girl noch die Siegerrunde erreichte, hier strafpunktfrei blieb und am Ende den 7. Platz belegte.
Auf den ersten drei Plätzen endete das Springen wie das Hauptspringen am Samstag, das im Stechen auf Zwei-Sterne-Niveau ausgetragen wurde. Holger Wulschner siegte auf dem kapital springenden Schimmel Apollo King de Lauzelle und Thomas Kleis wurde auf der elfjährigen Concerto II-Stute Carassina Zweiter. Am Abend platzte die Reithalle der Familie Makowei vor Besucher fast aus den Nähten. Alle wollten das Mächtigkeitsspringen sehen, bei dem der Redefiner Daniel Wascher im Vorjahr mit einer Mauerhöhe von 2,25 Meter einen neuen Rekord in MV aufstellte. Diesmal gab es zwar keinen Rekord. Der Landgestütshengst Sergeant Pepper blieb, ebenso wie der Mecklenburger Galan unter Heiko Schmidt, aber auch im zweiten Stechen bei einer Mauerhöhe von 2,10 Meter ohne Fehler. Reiter und Jury einigten sich danach jedoch, die Prüfung zur Schonung der Pferde abzubrechen, was mit Beifall honoriert wurde. So gab es diesmal zwei Sieger. Eine eindrucksvolle Bilanz weist Sergeant Pepper in dieser Art Springen auf, der alle zehn Einsätze der letzten Zeit gewonnen hat, bzw. zu den Siegern gehörte.
Am Freitag setzte sich Heiko Schmidt (Neu Benthen) im Hauptspringen der Klasse S mit Coverlady an die Spitze, gefolgt vom ehemaligen Europameister der jungen Springreiter, Felix Hassmann aus dem westfälischen Lienen, auf Creativa. Auch in diesem Springen beeindruckte Ronja Bergmann mit ihrer Carpaccio-Stute Candy Girl, die sich noch vor Holger Wulschner und Shadow G auf den 3. Platz schob.
In der mittleren Tour war nach sehr langer Pause der Mecklenburger Lamarc-Sohn La Mach G unter Holger Wulschner wieder dabei. Im Finale auf S*-Niveau wurde das Paar auf Anhieb Zweiter. Der Sieg ging nach Neustadt/Dosse an Philipp Reimann auf dem einstigen Siegerhengst Lafitte, der auch am Samstag im zweiten Springen dieser Tour (M**) eine Abteilung gewann.
Erfolgreich ritt in Gadebusch auch das Team Katharina Mahnel und Jörg Möller aus Garlitz. Möller gehörte auf dem Schimmel Kapitol in allen Springen der Großen Tour zu den Platzierten und wurde im Großen Preis Neunter. Im Finale der mittleren Tour (S*) gab es am Sonntag auf Clear Round einen 4. Platz. Seine Lebensgefährtin Katharina Mahnel gehörte in der Youngster-Tour auf dem sechsjährigen Hengst Lasirco zu den Siegern, wurde in einem weiteren Springen Zweite und brachte in dieser begehrten Tour auch Casino Royale ins Preisgeld.
Das Finale der Youngster-Tour ging im Stechen an Inga Czwalina, die neben dem Siegerpferd Pretty Woman hervorragende sechsjährige Pferde von Quick Star vorstellte. André Thieme, der am ersten Wochenende als Sieger gut begann, hatte in der Großen Tour das Glück nicht auf seiner Seite. Im Finale der Youngster-Tour gab es aber einen 2. Platz auf dem achtjährigen, mit viel Vermögen ausgestatteten Baloubet du Rouet-Wallach Aragorn Rouet, der ihm von Emil Hendrix (Niederlande) zur Verfügung gestellt wird. Ein Springen dieser Tour gewann Thomas Kleis auf Copasetic.
Auch der erst 17-jährige Pole Jacek Polikowski, der gelegentlich bei Holger Wulschner trainiert, machte mit tollen Ritten auf sich aufmerksam und gewann ein Springen der mittleren Tour auf Almetto. Beeindruckende Ritte lieferte die 21-jährige Anna Jürgens aus Polzow. Auf zwei Pferden, die von ihrem Vater Martin Jürgens gezogen wurden, führte sie die Ehrenrunden als Siegerin an. Mit dem erst sechsjährigen Askari-Sohn Amageddon gewann sie die Qualifikation zum "Partner Pferd-Cup", dessen Finale Ende Januar in Leipzig ausgetragen wird. Nach einer brillanten Vorstellung erhielt sie in dem Stilspringen der Klasse M* die selten vergebene Wertnote von 8,8. Theresa Beste (Passin) und Janin Stechow (Kühlungsborn) folgten ihr mit 8,6 und 8,4 auf Con La Capri und Adycate. Die Qualifikation der sogenannten Future-Tour für Reiter bis 23 Jahre gewann die Studentin Anna Jürgen auf dem siebenjährigen Schimmel Levado (v. Levisto). Dabei war sie fast sechs Sekunden schneller als die Neubrandenburgerin Steffi Rauschenberg auf Liera. Der 3. Platz ging an Christoph Lanske (Stall Vineta) auf Arctos. Den Reigen der fehlerfreien Ritte beendete auf dem 4. Platz Susann Eckwert (Sommerstorf) auf Katina.

André Thieme startete mit einem Sieg
Höhepunkt des ersten Wochenendes war ein M*-Springen mit Stechen, in dem einige Berufsreiter unseres Landes ihre sechsjährigen Pferde testeten, die am Vormittag in einer Springpferdeprüfung im Einsatz waren. Derbysieger André Thieme brachte Eisprinz an den Start, mit dem er vor einigen Wochen im Finale beim Bundeschampionat vorn platziert war. Er trat mit der festen Absicht an, den Embassy I-Sohn in der Halle auf höheres Tempo zu testen. Der Versuch glückte. Lange führte Steffen Schott. Der Zierower reitet seit einigen Wochen für den Stall Vineta in Altenhagen und legte als erster Starter mit 29,71 Sekunden auf Non Stop SV einen schnellen fehlerfreien Ritt vor. Die Zeit hielt, bis Thieme mit Eisprinz kam. Allerdings musste sich das Paar bemühen, um am Ende mit 29,58 Sekunden die Führung zu übernehmen. Daran konnte trotz Anfeuerungsrufe auch der einheimische Michael Nagel nichts mehr ändern, der auf Golden Cat ebenfalls fehlerfrei blieb und mit 30,41 Sekunden Dritter wurde. Die vorangegangene Abteilung der Reiter mit niedrigeren Ranglistenpunkten gewann überraschend Vielseitigkeitsreiterin Maren Granzow (Passin), die auf Acapella für ihren fehlerfreien Stechumlauf 30,19 Sekunden benötigte. Es war der erste M-Sieg für die zweifache Mutter und Ehefrau von Matthias Granzow.
In den beiden höchsten Springpferdeprüfungen des ersten Turnierwochenendes löste sich das Ehepaar Schmidt aus Neu Benthen als Sieger ab. Bei den fünfjährigen Pferden sicherte sich Heiko Schmidt den Sieg mit Wertnote 8,7 auf Celesta, mit der er schon in Klasse L gewann. Bei den sechsjährigen Pferden führte Kathrin Schmidt die Ehrenrunde mit Wertnote 8,5 auf Carmina an. Beide Pferde stammen von Cellestial ab, der als Vater mit weiteren hervorragenden Leistungspferden vertreten war, die das Wochenende mit bestimmten. Zwei Prüfungen gewann der gekörte Cellestial-Sohn Cellestino mit Jörg Möller (Garlitz) im Sattel.
Zweifacher Sieger wurde auch der erst vierjährige Clearway-Sohn Callboy vom Stall Vineta mit Steffen Schott. Ein weiteres Springen dieser Art gewann der 25-Jährige mit 8,3 auf Stakkaro. Über diese Siege hinaus erritt sich Steffen Schott und sein Teamkollege Christoph Lanske acht weitere vordere Platzierungen in den Springpferdeprüfungen. Mit dem erst siebenjährigen Non Stop SV verfügt Steffen Schott über ein Pferd mit ausgesprochen guten Springvermögen. Das stellte er mit drei zweiten und zwei weiteren vorderen Platzierungen in den Youngsterspringen und weiteren Prüfungen eindrucksvoll unter Beweis.
Die erst 12-jährige Lara Bergmann aus Poel gewann zwei Springen in Klasse A und L. Der 60-jährige Rainer Halfar aus Camin war am ersten Wochenende der älteste Teilnehmer und sicherte sich das Seniorenspringen mit dem Schecken Cäpt'n Color. Am zweiten Wochenende war mit 66 Jahren der Neustädter Herbert Heise ältester Reiter, der noch auffallend gut im Sattel saß. Das Seniorenspringen an diesem Wochenende gewann im Stechen der Gadebuscher Jan Merten auf Grays.

Warenkorb

Sie haben 0 Artikel in Ihrem Warenkorb

Warenkorbwert: 0,00€