Berlin: Drei-Sterne-Turnier im Olympiastadion
Erschienen am 25.06.2012
Danny Schröder wurde zum Helden am Finaltag
Berlin - "Wo sind die anderen Mecklenburger", fragte Ralf Schneider. Der ehemalige
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Danny Schröder wurde zum "Helden von Berlin" und gewann neben dem Großen Preis auch das Finale der Youngster-Tour auf der Mecklenburger Cellestial-Stute Chanel. Foto: Wego
Nationenpreisreiter und heutige Amateur aus Klockenhagen vertrat als einer der ganz wenigen Reiter die Nordlichter aus Mecklenburg-Vorpommern vom 1. Turniertag an beim "Ridingberlin" (21.-24.06.) und konnte das angesichts der großzügigen Ausschreibung, mit Prüfungen bis Drei-Sterne, nicht verstehen.
Er sollte es aber erleben, dass durch seine und vor allem die Leistungen von Danny Schröder (Stall Thieme) die Mecklenburger am Sonntag zu "Helden des Turniers" wurden. Mit seinem Chef André Thieme erst am Samstagnachmittag zu den Hauptspringen angereist, endete der Tag mit einer Schreckminute. Zu den fünf Springserien des Turniers mit je drei Springen, gehörte auf dem Olympischen Terrain von 1936 auch eine Derby-Tour. André Thieme lag mit Voigtsdorfs Quonschbob auf Siegkurs. Am letzten Sprung, einer 1,50m breiten Hecke mit Steilsprung davor, verwechselte Quonschbob, mit dem Thieme im Vorfeld des Hamburger Derbys die Irischen Wälle vielfach trainiert hatte, die breite Hecke mit einem Irischen Wall und wollte oben aufsetzen. Dabei ging es in die Tiefe, der achtjährige Wallach verlor beim Landen die Beine und es kam auf der Ziellinie zu einem bösen Sturz. Glück im Unglück, dass die elektronische Uhr schon anhielt, bevor das Paar zu Boden ging. Die Röntgenbilder in der Klinik ergaben zum Glück keine ernsthaften Verletzungen, aber eine ordentliche Halswirbelstauchnung, die das Reiten vorerst ausschließen. In der Prüfung wurde Thieme am Ende Zweiter. Sieben Zehntel Sekunden schneller war Max-Hilmar Borchert (Stechlin-Menz) mit Cuba Libre, auf dem er am Sonntag mit dem einzigen fehlerfreien Ritt auch das Derby-Finale gewann.
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Zwei Mal Dritter in der Großen Tour und Sieger auf Rabea im Finale der mittleren Tour ist die Ausbeute von Ralf Schneider in Berlin. Foto: Wego
"Ich hab mich so auf die Zwei- und Drei-Sterne- Springen gefreut", ärgerte sich André Thieme, der sich am Sonntag mit Halskrause mal aufs Pferd setzte, die Schmerzen aber nicht ertrug. Die Entscheidung, seinem Bereiter Danny Schröder eines seiner beiden Pferde reiten zu lassen, die er in der Großen Tour einsetzten wollte, erwies sich als Glückstreffer. Am Morgen hatte der 34-Jährige schon das S-Springen der Youngster-Tour mit der siebenjährigen Mecklenburger Stute Chanel (v. Cellestial) gewonnen. Im Drei-Sterne-Springen, dem ersten das Danny überhaupt geritten hat, übertrug ihm André Thieme die verantwortungsvolle Aufgabe, die achtjährige Catoki-Stute Contanga zu reiten, in die Thieme große Hoffnungen setzt. Das Paar aus Minzow rechtfertigte die Maßnahme und zog mit dem einzigen fehlerfreien Ritt in die Siegerrunde ein. In dieser absolvierte Andreas Kempf aus Klötze mit Cora zwar eine sehr schnelle Nullrunde, brachte aber vier Fehler aus dem Umlauf mit. Danny Schröder folgte den Anweisungen seines Chefs, ritt mit kontrollierter Offensive und blieb erneut fehlerfrei. Die Last die von seinen Schultern fiel entlud sich nach der Ziellinie in unbändige Freude. Er brachte das Kunststück fertig, sein erstes Drei-Sterne-Springen überhaupt zu gewinnen. "Jetzt bin ich auch wieder zufrieden", sagte André Thieme, der zuvor mit seinem Schicksal haderte.
Doch die beiden Siege waren am letzten Turniertag nicht die einzigen für MV. Ralf Schneider hatte schon am Freitag das erste Springen der mittleren Tour (M1*) auf der siebenjährigen Stute Fiona gewonnen und wurde auf seinem Top-Pferd Rabea auch Zweiter. Am Sonntag im S-Springen dieser Tour ließ er die Konkurrenz erneut blass aussehen und siegte auf der stets ehrgeizigen elfjährigen Landor S-Stute Rabea. Danny Schröder saß auch in diesem Springen schon im Sattel von Contanga, ließ das Stechen aus und wurde Sechster. Auch Ralf Schneider hatte einen besonderen Grund zur Freude: "Das ist mein erster S-Sieg nach Beendigung meiner Berufsreiterkarriere vor zehn Jahren und den letzten S-Sieg hatte ich mit Chopin auf dieser Olympiaanlage" sagte er bei der Siegerehrung. Damit gingen drei der vier großen Springen am Finaltag von Berlin nach Mecklenburg.
Am Freitag und Samstag setzte Ralf Schneider Rabea in der Großen Tour ein und wurde in dem Ein- und Zwei-Sterne-Springen jeweils Dritter. Am Samstag im Zwei-Sterne M-Springen der Yongster-Tour fügte er seinen Erfolgen auf Fiona einen weiteren 3. Platz hinzu. Hier gab es auch für André Thieme auf Ramona de Flobecq eine grüne Schleife. Zwei Platzierungen steuerte Steffen Luhbahn (Schmarsow) zu den MV-Erfolgen in einem L-Springen und einer L-Springpferdeprüfung bei.
Die Qualifikation der fünfjährigen Springpferde zum Bundeschampionat wurde fast zu einem Desaster. Von den neun Pferden die am Start waren erreichten vier nicht das Ziel und nur vier erhielten eine Wertnote. Einziger Lichtblick war der Neustädter Hengst Charmanto (v. Clarence I), der unter Martin Wissenbach eine Wertnote von 8,3 erhielt. Für fünfjährige Pferde ist das wellige Gelände auf dem Platz des Olympiastadions, für Naturfreude immer wieder ein Augenschmaus, eine besondere Herausforderung, der sie im Training zuvor nie begegnet sind. Vielleicht sollte man diesen schönen Platz für solche Qualifikationen eher den sechsjährigen Pferden überlassen. Bei den fünfjährigen Dressurpferden verpasste Julia Voigtländer (Eichkamp Berlin) die Qualifikation zum Bundeschampionat auf dem in Ganschow gezogenen Mecklenburger Syrio (v. Sancisco) mit Wertnote 7,8 nur knapp (3. Platz). Diese erreichten die beiden Neustädter Pferde DSP Herzensfürst (v. Herzensdieb) mit 8,2 und Quadroneur (v. Quaterback) mit 8,1. (Franz Wego) www.hippothek.de