Redefin (20.-22.03.2009)
Erschienen am 25.03.2009
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Thomas Kleis holt sich auch den Hallentitel
Den Großen Preis gewann Jörg Möller bei den Landesmeisterschaften in Redefin. Weitere Titel gingen an Lara Bergmann (Ponyreiter), Lars Köhler (Nachwuchsreiter), Steffi Rauschenberg (Damen) und Torsten Lanske (Senioren Ü40).
Sie haben es spannende gemacht, die Springreiter unseres Landes, die am 21. und 22. März im Landgestüt Redefin um Meistertitel in der Halle kämpften. Zwei Wertungsspringen in der schweren Klasse waren zu absolvieren. Die Favoriten setzten sich an beiden Tagen durch. Nachdem Thomas Kleis, drei Tage vor seinem 31. Geburtstag, mit Carassina in 28,08 Sekunden eine Topzeit bei fehlerfreiem Ritt vorlegte, konterte Heiko Schmidt (Neu Benthen) auf dem Mecklenburger Cellestial-Sohn Coco wenig später und war mit 26,03 Sekunden fast zwei Sekunden schneller. Sein Sieg geriet in Gefahr, als Kleis sein zweites Pferd Cousteau an den Start brachte. Der Reiter vom Schloss Wendorf kämpfte verbissen, kam aber nur mit sechs Zehntelsekunden Rückstand (26,62 Sekunden) an die Zeit von Heiko Schmidt heran. Auf den 3. Platz katapultierte sich mit 27,79 Sekunden Titelverteidiger Matthias Granzow (Passin) auf dem Hengst Chaval de blanc und wahrte damit die Chance auf einen erneuten Titel. Die Mitfavoriten André Thieme (Plau) und Jörg Möller (Garlitz) hatten Fehler, hielten aber Anschluss an die Spitze.
Am Sonntag im Großen Preis schafften 15 Reiter-Pferd-Paare den Einzug ins Stechen. Jörg Möller eröffnete dies auf dem Schimmel Kapitol. Er wurde an diesem Tag 39 Jahre alt und vom Start weg ließ er keinen Zweifel am Siegeswillen aufkommen. In geradezu atemberaubendem Tempo galoppierte der Garlitzer über die sieben Hindernisse, blieb fehlerfrei und kam mit 36,54 Sekunden ins Ziel. War es das schon, raunte es aus dem Publikum. Thomas Kleis gab mit Carassina alles, blieb ebenfalls strafpunktfrei, kam mit 37,62 Sekunden aber nicht an die Zeit von Möller heran. Takashi Haase, ein Gast aus Japan der in Holstein trainiert, wurde auf Acorado noch mal gefährlich und blieb mit 36,57 Sekunden nur einen Wimpernschlag hinter Jörg Möller zurück. Ernsthafte Angriffe gab es noch von Heiko Schmidt mit Coverlady, Thomas Kleis mit Cousteau und André Thieme mit Cilest. Alle hatten jedoch einen Abwurf. So ging der Große Preis in diesem Jahr zum zweiten Mal an Jörg Möller, der bereits 2005 auf Miss Germany gewann, mit der er in diesem Jahr auch noch den 5. Platz belegte. Er machte sich damit zugleich selbst sein schönstes Geburtstagsgeschenk.
In der Meisterschaft reichte es für Möller trotz Fehler am Vortag noch zur Bronzemedaille. Thomas Kleis zog an Heiko Schmidt vorbei der Silber holte und wurde Hallen-Landesmeister. 2008 erkämpfte er sich schon den Freilandtitel. "Meine Pferde waren in guter Verfassung, was sich auch schon an den Tagen zuvor bei einem Trainingslehrgang mit Bundestrainer Heinrich-Hermann Engemann andeutete", resümierte Möller, den in zurückliegender Zeit gesundheitliche Probleme mehrfach zurück warfen. "Ich habe alles riskiert was möglich war und das Risiko ist belohnt worden", freute er sich.
Steffi und Lars machten es noch mal
Spannend war auch die Damenkonkurrenz, in der die Titelverteidigerin Steffi Rauschenberg (Neubrandenburg) mit der Stute Liera am ersten Tag in der Meisterschaftswertung nur Hela Heiden (Alt Sammit) an sich vorbei ziehen sah. Auch am zweiten Tag musste sich die 21-Jährige im Stechen der Einzelprüfung mit dem 2. Platz begnügen. Der Sieg ging mit knappem Vorsprung von fünf Hundertstel Sekunden an Anna Jürgens (Polzow). Anna Madlen Rüder (Boltenhagen) führte mit Cyros Z das Verfolgerfeld der Vier-Feher-Ritte aus dem Umlauf an. Die Meisterschaft konnte Steffi Rauschenberg dennoch vor Anna Jürgens und Hela Heiden verteidigen.
Eine Woche vor der Meisterschaft gehörte der 19-jährige Lars Köhler vom Königsstuhl Ranzow zu den erfolgreichsten Reitern in Timmendorf. Die gute Form hielt auch in Redefin an, wo der Kaderreiter erneut zu den Siegern gehörte. Der Titelverteidiger bei den Nachwuchsreitern hatte wie im Vorjahr in Janine Stechow seine schärfste Gegnerin. Das erste Wertungsspringen der Klasse M gewann die 17-jährige Kühlungsbornerin auf Adycate und verwies Lars Köhler mit 1,5 Sekunden Vorsprung auf den 2. Platz.
Im entscheidenden Springen am Sonntag patzte Janin ausgerechnet am 1. Sprung, was sie daran hinderte am Stechen teilzunehmen, das acht Paare erreichten. Unter ihnen Lars Köhler mit dem gewaltig springenden Fuchswallach Woody. Mit 29,04 Sekunden sauste er fehlerfrei über den Stechkurs und gewann das Springen. Einen mutigen Ritt absolvierte auch Theresa Beste (Passin) mit Con La Capri, die bis auf drei Zehntelsekunden an die Zeit von Köhler heran kam, seinen Sieg aber nicht verhindern konnte. So ging auch der Hallenmeistertitel bei den Nachwuchsreitern zum zweiten Mal an Lars Köhler. Mit ihrem 2. Platz im Finalspringen galoppierte Theresa Beste noch auf den Silberplatz. Punktgleich mit Philipp Makowei (Gadebusch), der Bronze holte und Janin Stechow. Da der Meisterschaftsmodus vorsah, dass bei Punktgleichheit das Finalspringen den höheren Stellenwert hat, blieb Janin Stechow nur der undankbare 4. Platz.
Gold für Lara Bergmann und Thorsten Lanske
Sehr erfreulich, sowohl vom Umfang als auch von den Leistungen her, waren in diesem Jahr die Ponyspringen. 17 Ponyreiter gingen an den Start, fünf mit zwei Ponys. Beide Wertungsprüfungen fanden am Samstag in Klasse A statt. Im Stilspringen konnten sechsmal Wertnoten von 8,0 und besser vergeben werden.
Schon recht erfahren ist die 12-jährige Lara Bergmann (Poel), die mit Wertnote 8,3 auf Caletto die Führung übernahm. Der Ritt von Felicitas Erdt (Valluhn) auf Perseus folgte wenig später und war wie aus einem Guss. Man könnte diesem Ritt viele positive Attribute hinzufügen und mit 8,5 wechselte die Führung. Da kam Lara Bergmann auch mit ihrem erfahrenen 19-jährigen Hengst Playback nicht ganz heran wurde mit 8,4 und 8,3 aber Zweite und Dritte. Mit Sophie Dörre (Pötenitz), die auf Kolja 8,2 bekam, hielt eine ernsthafte Mitkonkurrentin um den Titel Anschluss an die Spitze.
Das zeigte sich dann beim nächsten Parcours, in dem es um Fehler und Zeit ging. 28,19 Sekunden bei fehlerfreiem Ritt standen für Sophie Dörre im Stechen auf der Uhr. Doch dann kam der Angriff von Lara Bergmann mit Playback. Es war zwar knapp, aber mit 27,99 setzte sich die Poelerin an die Spitze, gewann das Springen und die Ponymeisterschaft. Felicitas Erdt hatte großes Pech und fiel durch mehrere Fehler ins hintere Mittelfeld zurück. Sophie Dörre holte sich die Silbermedaille und mit einem beherzten Ritt im zweiten Springen sprang die 13-jährige Marie Kirchner (Eldena) mit Fira in der Einzelprüfung und in der Meisterschaft auf den 3. Platz.
Die Ü40-Klasse, das sind bekanntlich die Reiter, die den Springsport neben ihrem Beruf als Hobby ausüben und nicht, oder nicht mehr, in Klasse S reiten, stellte mit 24 Teilnehmern, die Hälfte davon mit zwei Pferden, die zahlenmäßig größte Gruppe bei der Hallen-Landesmeisterschaft. Sie absolvierten ihre beiden Wertungsspringen der Klasse L bereits am Freitag. In der ersten Prüfung sah es noch nach einem Meisterschaftserfolg für Bodo Holtz aus, der bei Plau einen Holverarbeitungsbetrieb hat. Der 50-jährige schlug vom Start weg ein hohes Tempo an und siegte auf Hoheit. Doch mit nur acht Zehntelsekunden Rückstand auf der Stute Sinfonie deutete auch der 44-jährige Torsten Lanske aus Dersekow seine Meisterschaftsambitionen an.
Nur zwei Stunden später gab es im Stechen erneut das Duell Holtz gegen Lanske das diesmal der Turnierleiter des großen Turniers in Dersekow am ersten Juli-Wochenende (Prüfungen bis Klasse S) gewann. Bodo Holtz hatte mit Hoheit einen fehlerfreien Ritt in 25,18 Sekunden vorgelegt. Angefeuert durch die Fans musste Torsten Lanske auf Sinfonie alles geben um das Blatt noch zu wenden. Das Tempo war schwindelerregend und der Dersekower hatte das Glück auf seiner Seite. Mit exakt 24,00 Sekunden kam er fehlerfrei ins Ziel, gewann das Springen und die Meisterschaft. Holtz und Lanske waren zwar punktgleich, aber auch hier hatte das zweite Springen den höheren Stellenwert. Vorjahressieger Dieter Gottschalk (Groß Vielen) wurde Dritter.
Zu Beginn der Veranstaltung am Freitag gab es Springpferdeprüfungen mit auffallen guten fünfjährigen Pferden. Hans-Werner Abel sprach vom "Duell der Cassini- und Cellestial-Nachkommen", die die Prüfungen in der Tat geprägt haben. Zweimal siegte die fünfjährige Cassini-Stute Cindie vom Stall Auge (Zehlendorf) unter Andreas Bäse mit Wertnote 8,5. Günter Stübing erritt zwei Siege mit Noten von 8,2 und 8,0 für das Landgestüt mit dem vierjährigen Hengst Be Bravo (v. Balou du Rouet), der seine allertersten Parcours bestritt. Katharina Mahnel (Garlitz) setzte sich auf der sechsjährigen Aurelio-Stute Athena mit 8,1 gegen Ramona Schilloks (Ganschow) auf Carolin (v. Cellestial) durch. 20 Mal hießen die Endnote 8,0 und besser. Die zahlenmäßigen Erfolge gingen eindeutig zu Gunsten der Cellestial-Nachkommen aus.
Es waren eigentlich schöne Meisterschaftstage mit optimalen Bodenverhältnissen und erfrischend guten Leistungen. Der Zuschauerzuspruch ließ allerdings Wünsche offen. Doch alles wurde bedeutungslos, als am Sonntagmorgen die Nachricht vom Tod des Moderators Hans-Werner Abel durch die Halle eilte. Rechtsanwalt Hans-Werner Abel (66), der seit 18 Jahren auf fast allen Turnierplätzen unseres Landes als Moderator fungierte, in der Pferdewelt sehr beliebt und als Fachmann für Zucht und Sport geachtet war, verstarb ganz plötzlich in der Nacht von Samstag zu Sonntag im Gästehaus des Landgestüts. Am Samstag moderierte er noch in gewohnter Weise. Am Sonntag fand man ihn, friedlich eingeschlafen, tot in seinem Quartier. Die ganze Pferdewelt von Mecklenburg-Vorpommern ist geschockt und trauert um einen guten Freund.
Medaillengewinner 2009:
Ponyreiter (bis 16 Jahre):
1. Lara Bergmann, Insel Poel
2. Sophie Dörre, Pötenitz
3. Marie Kirchner, Eldena
Nachwuchsreiter (bis 21 Jahre):
1. Lars Köhler, Ranzow
2. Theresa Beste, Passin
3. Philipp Makowei, Gadebusch
Damen:
1. Steffi Rauschenberg, Neubdbg.
2. Anna Jürgens, Polzow
3. Hela Heiden,RFV Alt Sammit
Herren (große Tour):
1. Thomas Kleis, Wendorf
2. Heiko Schmidt, Neu Benthen
3. Jörg Möller, Garlitz
Senioren-Amateure (Klasse L):
1. Torsten Lanske, Dersekow
2. Bodo Holtz, Plau
3. Dieter Gottschalk, Groß Vielen