Hamburg-Derby (22.-24.05.2009)

Erschienen am 28.05.2009
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Mecklenburger Festspiele beim 80. Deutschen Spring-Derby in Hamburg
Thomas Kleis, Matthias Granzow, André Thieme, Heiko Schmidt und Holger Wulschner sorgten für Begeisterung, gewannen alle Medaillen des Derbyspringens und kamen bei 22 Platzierungen zu 90.000 Euro Preisgeld.

Es war einmalig. Dachte man im letzten Jahr, dass keine weitere Steigerung möglich ist, so haben uns "unsere" Reiter eines besseren belehrt. "Ich habe meinen besten Freund gestochen", lachte der strahlende Sieger Thomas Kleis (Schloss Wendorf) nach seinem ersten Sieg beim 80. Deutschen Spring-Derby in Hamburg. Im Stechen, das nur die beiden Mecklenburger erreichten, setzte sich Thomas auf seiner zwölfjährigen Holsteiner-Stute Carassina gegen Matthias Granzow (Passin) und Antik durch. Mit Platz drei vervollständigte Vorjahressieger André Thieme (Plau) auf seinem 14-jährigen Nacorde den Erfolg der mecklenburgischen Reiter.

Die Fans, die vor allem aus dem Umfeld von Gadebusch in Scharen anreisten, sowie 26.000 enthusiastische Zuschauer waren außer sich vor Freude. Als Thomas Kleis über dem letzten Sprung war, fiel die Anspannung von ihm ab, er ließ die Zügel auf Carassinas Hals fallen, setzte sein schönstes Lachen auf und riss jubelnd die Arme hoch. "Das war einer der großartigsten Tage in meinem Leben", sagte Kleis und zeigte sich um so mehr begeistert, da seine Stute eigentlich nur das Zweitpferd für das Derby war. "Weil sie die Qualifikationen gut bewältigt hatte, habe ich sie auch heute eingesetzt", so Kleis zu seiner richtigen Pferdewahl. Das der Sieger im Stechen zwei Strafpunkte für Zeitüberschreitung kassierte (58,77 Sekunden) und Granzow (67,78) einen Abwurf und elf Strafpunkte, geriet am Ende zur Nebensache. "Meine Taktik ist nicht aufgegangen, denn ich wollte einen ruhigen Null-Fehler-Ritt zeigen. Ich freue mich dennoch, dass mein bester Freund gewonnen hat", so Granzow, dessen Mecklenburger Stute Antik v. Azarro alles für ihren Reiter gegeben hat.

Eine der ersten Taten des neuen Derby-Siegers nach der Pressekonferenz - Autogramme geben - endlos, aber: "Daran könnte ich mich gewöhnenÂ…."

Der Derby-Sieger der letzten beiden Jahre, Andre Thieme, landete mit dem schnellsten "Vier-Fehlerritt" des Umlaufs auf dem dritten Platz und war dennoch hoch zufrieden. "Hauptsache es hat ein Mecklenburger gewonnen", gab er sich bescheiden und heimatbewusst. "Ich habe nicht verloren, sondern Nacorde hat mir den dritten Platz gerettet", sagte er weiter, weil er am Buschoxer, der zusammen mit fünf weiteren Derbysprüngen noch mal deutlich erschwert wurde, ganz schön ins Straucheln kam und den Rest des Parcours sofort wieder konzentriert in hohem Tempo phantastisch meisterte.

Das Hamburger-Derby war zugleich auch die erste Etappe der diesjährigen Riders Tour. "Da ich jetzt in der Riders Tour vorne liege, muss ich meine weitere Saisonplanung noch mal überdenken", sagte Kleis, der an den Derbytagen 38.414 Euro Preisgeld einheimste. Arbeitgeber Udo Marcel Chistée und seine Gattin Monika lagen sich ebenfalls vor Freude in den Armen. "Man muss mal sehen, ob wir für Thomas noch zwei Pferde kaufen können, die internationalen Ansprüchen genügen" sagte Monika Chistée bei der Championatsfeier drei Tage später.

Der dreimalige Landesmeister Matthias Granzow erlöste die sehnsüchtig wartenden Zuschauer rings um den traditionsreichen Derbyplatz als 23. von 31 Startern und bescherte dem Publikum den ersten Null-Fehlerritt des 80. Deutschen Spring-Derbys. Es war im Übrigen der 145. fehlerfreie Ritt der Derby-Geschichte, dem dann die 146. Null-Runde durch Kleis folgte. Wie man sich dabei fühlt, konnte Granzow gar nicht so recht erklären: "Man ist kurz vor`m durchdrehen." Der Jubel auf den Tribünen geriet so laut, dass man es vermutlich bis an die Elbe hören konnteÂ…..

Heiko Schmidt und Holger Wulschner komplettierten die MV-Erfolge im 80. Deutschen Springderby auf dem 8. Platz mit Coverlady und auf dem 12. Platz mit Chaplin.

MV-Reiter 22 Mal im Preisgeld

Die drei Derbymedaillen waren nicht die einzigen Erfolge der Nordlichter in der Derbystadt. Das Schleifen sammeln ging bereits in der 1. Qualifikation am Donnerstag los. Von insgesamt 12 fehlerfreien Ritten in diesem Springen, in dem den meisten der Trakehnergraben zum Verhängnis wurde, lieferten Mecklenburger Reiter allein vier ab. Der Schnellste war Heiko Schmidt mit der neunjährigen Stute Coverlady, der damit das erste Achtungszeichen setzte. Fehlerfrei blieben auch Carassina mit Thomas Kleis (5.), André Thieme mit Nacorde (6.) und Matthias Granzow mit Antik (9.). Auf dem 14. Platz kam Thomas Kleis auch mit dem Schimmel Cousteau (4 Fehler) noch ins Preisgeld.

In der 2. Qualifikation am Freitag gelang André Thieme erneut ein fehlerfreier Ritt auf Nacorde. Bewundernswert die Souveränität, wie der Concorde-Sohn die Derbyhindernisse meisterte - "wie ein Derbyprofessor", kommentierte Hartmann van der Tann. Ansonsten lösten die Fernsehkommentatoren, deren Sätze teilweise von Unkenntnis zeugten, eher Kopfschütteln aus. Beide Pferde von Thomas Kleis hatten je einen Abwurf und kamen auf dem 9. und 11. Platz in die Platzierung.

Am Samstagabend war traditionell "Speed-Derby angesagt. Bei diesem Turnierhighlight werden die Fehler in Strafsekunden umgerechnet. Hier setzten die MV-Reiter die Pferde ein, die im Derby nicht mehr an den Start gingen, und erneut gab es glänzenden Erfolg. Hinter dem Iren Shane Breen kam Thomas Kleis mit Cousteau auf den 2. Platz. Matthias Granzow wurde auf dem Schimmel Cheval de blanc Sechster. Von seinem Sturz am Freitag einigermaßen erholt, ritt Heiko Schmidt den Mecklenburger Galan auf Rang sieben und auf den 11. Platz kam Holger Wulschner mit Phill.

Auch die Youngster-Tour für sieben- und achtjährige Pferde war von Erfolgen Mecklenburger Reiter gekennzeichnet. In der 1. Qualifikation des internationalen Springens, zu dem 74 Reiter-Pferd-Paare antraten, musste sich Heiko Schmidt auf dem achtjährigen Mecklenburger Coco (v. Cellestial) mit vier Zehntelsekunden Rückstand nur dem Niederländer Gert-Jan Brugging geschlagen geben, der das Springen auf der Stute Andrea gewann. Im Finale am Sonntag gab es im Stechen erneut die Auseinandersetzung dieser Beiden. Doch diesmal setzte sich Heiko Schmidt mit 1,4 Sekunden Vorsprung durch. Damit spielte am Sonntag in beiden Hauptspringen die Nationalhymne für Mecklenburger Reiter.

In der 2. Qualifikation verpasste Heiko Schmidt den Sieg mit dem schnellsten Ritt, weil er einen Abwurf hatte. Dafür sprang André Thieme ein, der auf dem siebenjährigen Eisprinz (v. Embassy I) Zweiter wurde, hinter Philipp Weishaupt und Just me.

Viel Geld im Global Champion Springen

In der Global Champion-Tour, der teuersten Springserie der Welt die seit letztem Jahr auch in Hamburg Station macht, gewann der Brasilianer Bernardo Alves das Wertungsspringen am Samstag, in dem es allein um 285.000 Preisgeld ging. Auf dem Caretino-Wallach Chupa Chup sicherte er sich 95.000 Euro Siegprämie. Nur zwei Zehntelsekunden langsamer war Carsten-Otto Nagel aus Wedel mit der elfjährigen Corradina, der sich unter dem grenzenlosen Jubel seiner einheimischen Fans über 57.000 Euro Preisgeld freuen durfte. Corradina, mit der Carsten-Otto am Donnerstag schon Dritter im Championat von Hamburg wurde, hatte eine viermonatige Turnierpause und wirkte ausgesprochen fitt. Holger Wulschner erreichte auf Clausen mit einem fehlerfreien Ritt den zweiten Umlauf der besten 18, hatte hier zwei Abwürfe und erhielt auf dem 13. Platz immerhin noch 2.850 Euro Preisgeld.

49. Deutsches Dressur-Derby für Koschel

Sein erster Derbyeinsatz geriet zum "Volltreffer". Christoph Koschel - in Hamburg und Schenefeld aufgewachsen und inzwischen in Hagen am Teutoburger Wald zuhause - gewann das Deutsche Dressur-Derby im Pferdewechsel. Hinter dem 32 Jahre alten neuen Derbysieger reihte sich die Landesmeisterin von Schleswig-Holstein und Hamburg, Alexandra Bimschas aus Boostedt ein, Dritter wurde Pferdewirtschaftsmeister Jochen Vetters (Stahnsdorf) auf Fanano. Letzterer gewann die Pferdewertung des Deutschen Dressur-Derbys - übrigens schon zum zweiten Mal. Auffällig: Alle drei Kandidaten tauschten sich zwischendurch über die Pferde aus und halfen sich mit Tipps.

Jochen Vetters war der Dressurheld im Grand Prix und im Grand Prix Special, die er beide auf seinem bewährten Fanano gewann. Nach einjährige Turnierpause meldete sich Fanano vor wenigen Wochen in Redefin mit eindrucksvollen Siegen im Grand Prix und im Grand Prix Special zurück. Im Hamburger Grand Prix erreichte das Paar 70,553 Prozentpunkte. Christoph Koschel kam als Zweiter auf 69,745%. Im Special siegte Vetters mit 69,083% vor Ellen Schulten-Baumer (Rheinberg) mit River of Joy (68,875%. Die Grand Prix Kür, gestiftet von Freiherr von Lange, war die "sichere Beute" von Christoph Koschel. Mit Fantomas kam der Reiter auf 74,70 Prozent und verwies Gina Capellmann-Lütkemeier (Paderborn) auf den zweiten Rang. (Franz Wego)

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