Redefin (07.-09.03.2008)
Erschienen am 13.03.2008
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Reiter aus Estland gewann den Großen Preis
Bei den dritten Hallen-Landesmeisterschaften der Springreiter in Redefin konnte nur Shanice Ashanti Stepper ihren Vorjahrestitel verteidigen.
Vom 7. bis 9. März fanden im Landgestüt Redefin die dritten Hallen-Landesmeisterschaften der Springreiter statt. Die erfahrene Veranstaltercrew um Hauptsattelmeister Rolf Günther, der nun auch stellvertretender Leiter des Gestüts ist, sorgte für gute Bedingungen. Leider war die Besucherzahl auch in diesem Jahr wieder recht dürftig, die Stimmung aber sehr gut. Von den Medienberichten über angebliche Unregelmäßigkeiten im Gestüt war nichts zu spüren. Der neue Geschäftsführer des Landgestüts, Hans-Thomas Sönnigsen, war an allen Tagen präsent und nutzte die Gelegenheit für Gespräche mit einer Vielzahl von Personen aus der Pferdeszene des Landes. Auch Schirmherr Dr. Till Backhaus stattete dem Turnier am Sonntag einen Besuch ab und gratulierte den neuen Landesmeistern. 145 Reiter aus 68 Vereinen hatten mit mehr als 400 Pferden für die 15 Prüfungen gemeldet. Eine deutliche Steigerung zum Vorjahr und ein Zeichen für die Beliebtheit des Turnierstandortes Redefin.
Das besondere Interesse galt natürlich den beiden S-Springen, zugleich Wertungsprüfungen für die Herren-Landesmeisterschaft. Bis auf Holger Wulschner, der zeitgleich an einer Spanien-Tournee teilnahm, waren alle Spitzenreiter des Landes an Bord. Beim ersten Aufeinandertreffen in diesem Jahr wollten sie auch wissen, wie gut ihre Pferde wenige Wochen vor dem Hamburger Derby (1. bis 4. Mai) in Schuss sind.
In Topform stellte sich der dreimalige Landesmeister der grünen Saison, Matthias Granzow (Passin) vor. Auf seinem Meisterschaftspferd, der 14-jährigen Mecklenburger Stute Antik, gewann der 31-Jährige als erster Starter die 1. Wertungsprüfung am Samstag und unterstrich seine Form auch durch den 5. Platz auf dem achtjährigen Schimmel Cheval de blanc. Sein Freund und Derby-Zweiter Thomas Kleis (Schloss Wendorf) stellte erstmals sein neues Pferd Cousteau vor Mecklenburger Publikum vor. Auf dem neunjährigen Carolus I-Wallach schnell zu einer Einheit geworden, wurde das Paar mit nur drei Zehntelsekunden Rückstand Zweiter. Mit Jüri Sokolovski, der die estnische Staatsbürgerschaft hat und im Stall Vineta in Altenhagen sein Trainingsquartier, aber für den Verein aus Wusterhusen startet, reift ein neuer Spitzenreiter in unserem Land heran. Auf der achtjährigen Schimmelstute Bacardie wurde er Dritter. Auf dem 4. Platz folge der Brite Richard Robinson auf Corodino, der bekanntlich für den "Alten Landsitz" Sommerstorf reitet. Titelverteidiger Andre Thieme und Heiko Schmidt, die zu den Topfavoriten gehörten, lagen schon aussichtslos zurück.
Am Sonntag zogen zehn Reiter in das entscheidende Stechen ein, darunter alle zuvor genannten, was die Meisterschaft richtig spannend machte. Mit dabei auch Thieme und Schmidt, die auf Cilest und Galan aber patzten. Auch am Vortag hatten sie das Glück nicht auf ihrer Seite. Einzige Amazone unter den Stechteilnehmern war Katharina Mahnel (Garlitz), die quasi ihren Lebenspartner Jörg Möller vertrat, der mit drei Pferden im Umlauf je eine Stange traf, nach seiner langen Verletzung am Knie aber erfreulich gut in den Sport zurückgefunden hat und an den Redefiner Tagen vier Springen gewann. Katharina Mahnel blieb auf der Halbblutstute Olympia III v. Barnaul xx auch im Stechen fehlerfrei und wurde Vierte.
Nachdem Matthias Granzow seine Chance auf den Meistertitel mit einer kontrollierten Nullrunde auf Antik im Stechen wahrte, setzte der gebürtige Mecklenburger Daniel Heuer, jetzt im Gestüt Famos bei Bremen beschäftigt, mit Ravel eine neue Bestmarke. Jüri Sokolovski hatte viel vor, ließ es flott angehen und pulverisierte die bisherige Bestzeit um knapp drei Sekunden. Diese konnte keiner der Konkurrenten mehr unterbieten und so gewann Jüri Sokolovski seinen ersten Großen Preis in seiner Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern.
Nach drei Meisterschaftssiegen in Folge in der Freilandsaison, ging auch der Hallentitel nun erstmals an Matthias Granzow. Mit seinem Sieg im Großen Preis hat sich Jüri Sokolovski auf den Silberplatz vorgeschoben. Thomas Kleis wurde mit zwei gleichmäßigen Runden Dritter.
Damen waren unterfordert
In der Damenkonkurrenz erritt sich die 27-jährige Juliane Weihs am Samstag einen klaren Sieg auf Atlantis Z. Neun weitere Konkurrentinnen blieben strafpunktfrei. Ein Zeichen dafür, dass die starke Damenriege mit dem Ein-Sterne-Springen Klasse M unterfordert war. Sonja Osterberg (Karow) und Steffi Rauschenberg (Neubrandenburg) erkämpften sich auf Akelei und Granne den 2. und 3. Platz und hatten damit am Sonntag gute Aussichten auf den Titel.
Auch die 2. Wertung war ein Ein-Sterne-Springen Klasse M und mit elf Stechteilnehmern sah das Leistungsbild ähnlich aus wie am Samstag. Im Stechen ritt Titelverteidigerin Birthe Makowei auf Athos von der Spitze weg eine flotte Runde und unterbot als einzige die 30-Sekunden-Marke. Zur Meisterschaft reichte der Sieg aber nicht mehr, weil sie am Samstag Neunte wurde. Nachdem sich Sonja Osterberg mit einem Abwurf aus den Rängen geritten hatte, wuchs die Chance für die 20-jährige Steffi Rauschenberg.
Mit einer kontrollierten Nullrunde, die sie am Sonntag mit Granne auf den 4. Platz brachte, holte sie sich die Meisterschärpe. Juliane Weihs kam trotz zweier Abwürfe im Stechen gemeinsam mit Sonja Osterberg noch auf den Silberplatz. Bronze ging an Katrin Schmidt, die auf Cellestial wieder Bilderbuchritte zelebrierte, am Sonntag Siebte und am Sonntag Dritte wurde. Den schnellsten Ritt im Stechen hatte Katharina Mahnel auf dem sehr gut springenden Copyright, traf dabei jedoch eine Stange.
Auch im Nachwuchslager, das von sehr gut reitenden Gästen aus Polen bereichert wurde, gab es hoffnungsvolle Ritte. Einem schon fast sicher geglaubten Sieg der Polin Joanna Rosicka am Samstag auf Jaspis machte der Rüganer Lars Köhler (Ranzow) auf Justus noch einen Strich durch die Rechnung, der damit Meisterschaftsambitionen anmeldete. Zuvor setzte Sven Sternekieker (Sommerstorf) auf Wicenzo wenige Tage vor seinem Start beim "Preis der Besten" in Dortmund eine Bestmarke die lange Bestand hatte und am Ende den 3. Platz bedeutete.
Am Sonntag sollte es im Stechen für die Polin Joanna Rosicka und ihrem Schimmel Jaspis dann aber doch zu einem Sieg reichen, nachdem diesmal der zweite Vineta-Reiter Christoph Lanske die Konkurrenz lange auf Costa-Calida anführte und schließlich Zweiter wurde. Sehenswerte Ritte, zur besonderen Freude ihrer Oma Ruth, die sie bestens unterstützt, lieferte an beiden Tagen Janin Stechow. Das Training bei Heiko Schmidt zahlt sich offensichtlich aus. Adycate kämpfte förmlich für die 16-Jährige, was für die Saison hoffen lässt. Einem 6. Platz am Samstag folgte am Sonntag bei fehlerfreiem Stechen Platz drei. Das Stechen erreichten nur drei Teilnehmer und so schadeten Lars Köhler die vier Fehler bei schnellstem Ritt im Umlauf nicht allzu viel. Mit dem 4. Platz rettete der 18-jährige seinen Vorsprung vom Vortag und holte sich den Meistertitel. Janin Stechow kam in der Meisterschaft auf den 2. Platz und mit Sven Sternekieker wurde ein weiterer Hoffnungsträger im Nachwuchslager Dritter.
Shanice ritt in eigener Liga
Die Ponyreiter absolvierten beide Wertungsprüfungen der Klasse A bereits am Samstag. Es begann mit einem Stilspringen. Zum Glück haben wir eine Shanice Ashanti Stepper, die die Übermacht der Brandenburger Reiter, die stilistisch brillant reiten, etwas ausglich. Es war eine Augenweide, die junge Reiterin aus Lüdershagen mit ihrem zu klein gebliebenen Warmblüter v. Lacros reiten zu sehen. Die Wertnote wäre weiter in Richtung 9 ausgefallen, hätte es nicht an einem Sprung ein kleines Distanzproblem gegeben. Sie war der Konkurrenz weit überlegen und man darf gespannt sein, wann sie der Bundestrainer der Ponyvielseitigkeitsreiter in seinen Kader aufnimmt. Vier auswärtigen Reitern folgte auf dem 6. Platz mit der 15-jährigen Franziska Eisenberg (Ludorf) die nächste MV-Reiterin, die auf Lana Wertnote 7,6 erhielt.
Elf Paare starteten im Anschluss in der 2. Wertung in der Siegerrunde. Hier ging es ordentlich zur Sache. Wiederum war es Shanice Ashanti Stepper, die den Sieg im Land ließ und damit bravourös ihren Vorjahrestitel verteidigte. Auf den Silberplatz kam Sophie Dörre (Pötenitz), von der zusammen mit ihrem Pony Kolja in nächster Zeit sicher mehr zu hören sein wird. Punktgleich auf den Bronzeplatz kamen Franziska Eisenberg und Franziska Lass (Griebenow).
Bereits am späten Freitagabend ritten die Amateure über 40 Jahre ihre beiden Wertungsprüfungen der Klasse L. Das Teilnehmerfeld war mit über 30 Paaren für die Jahreszeit erstaunlich groß. Ein Beweis dafür, wie engagiert diese Gruppierung ist und zugleich eine Verpflichtung für die Veranstalter, diesen zukünftig mehr eigenständige Prüfungen anzubieten.
Mit Dirk Duffner (Dersekow) und Frank Meier (Redefin) befanden sich zwei Reiter im Feld, die nicht unbedingt als reitende Amateure anzusehen sind. Sie fanden sich in der 1. Wertung auch auf dem 2. bzw. 3. Platz. Gewonnen hat aber ein Amateur reinsten Wassers. Der 45-jährige Dieter Gottschalk (Groß Vielen) ist mit seiner Godanah AA-Stute Galactica stets flott unterwegs und machten den schon sicher geglaubten Sieg von Dirk Duffner und Lambik noch zunichte. Flott und fehlerfrei unterwegs waren auch Torsten Lanske (Dersekow) und Bodo Holtz (Plau), die auf Monett und Hoheit die Plätze vier und fünf einnahmen.
Im zweiten Springen mit 12 Stechteilnehmern ein ähnliches Bild: Dieter Gottschalk ritt erneut schnell und fehlerfrei zur Meisterschaft. Doch was den Sieg betrifft, hatte er die Rechnung "ohne den Wirt", sprich ohne Rainer Muck (Poel) gemacht. Mit seiner 14-jährigen Morgentau-Stute Miss af Stallex M erscheint er nicht nur stets in allerfeinstem Outfit, diesmal ritt er sogar schneller als der wieselflinke Dieter Gottschalk und gewann das Finalspringen. Auch Bodo Holtz war wieder vorn dabei (3. Platz) und Wilfried Holl (Crivitz) galoppierte mit Queen de La, deren Tochter eine Woche zuvor den Freispringwettbewerb in Neu Benthen gewann, auf den 4. Platz. Hinter Dieter Gottschalk gab es für Bodo Holtz und Frank Meier, der die talentierte Ponystute Fira unter dem Sattel hatte, Silber. Bronze ging durch seinen Husarenritt in der 2. Wertung an Rainer Muck.
Freitag war auch der Tag der vier-bis sechsjährigen Springpferde. Die meisten vierjährigen Youngster absolvierten ihren ersten Parcours. Pferde wie Cellestino, Carolin, Celesta (alle von Cellestial), Callboy (v. Clearway), Chicago Cup (v. Convoi), Con Ferro (v. Continue), Levistano (v. Levisto), Capilan v. Capilano) sollte man sich merken. Sie machten in Redefin nachhaltig auf sich aufmerksam. 18-mal stand in den Ergebnislisten die Wertnote 8,0 und besser.
Medaillengewinner der Landesmeisterschaft wurden:
Ponyreiter
1. Shanice Ashanti Stepper, Lüdershagen
2. Sophie Dörre, Pötenitz
3. Franziska Eisenberg, Ludorf
3. Franziska Lass, Griebenow
Nachwuchsreiter
1. Lars Köhler, Königsstuhl Ranzow
2. Janin Stechow, Kühlungsborn
3. Sven Sternekieker, Sommerstorf
Damen
1. Steffi Rauschenberg, Neubrandenburg
2. Juliane Weihs, Grevesmühlen
2. Sonja Osterberg, Karow
3. Katrin Schmidt, Neu Benthen
Senioren-Berufsreiter (Klasse S)
1. Matthias Granzow, Passin
2. Jüri Sokolovski, Wusterhusen
3. Thomas Kleis, Schloss Wendorf
Senioren-Amateure (Klasse L)
1.Dieter Gottschalk, Groß Vielen
2. Bodo Holtz, Plau
2. Frank Meier, Redefin
3. Rainer Muck, Poel.