Sanitz (24.3.2008)
Erschienen am 26.03.2008
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Indoor-Geländetag in Sanitz
Aus der Not geboren, fand in der Reitanlage Zehe am zweiten Ostertag eine Veranstaltung statt, die Initialcharakter haben könnte.
Am zweiten Ostertag eröffnen die Geländereiter unseres Landes seit einigen Jahren ihre grüne Saison auf der Reitanlage Zehe in Sanitz. In diesem Jahr drohte wegen des plötzlich einsetzenden Winterwetters drei Tage vor Beginn die Absage. Dank eines spontan handelnden Christian Zehe, dem als international gefragter Parcourschef die Ideen nicht ausgehen, wurde kurzfristig entschieden, die vier ausgeschriebenen Prüfungen in die 20 x 60 m große Reithalle zu verlegen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Reitern und rief skeptische, aber auch erwartungsvolle Gedanken hervor. Nun sind Cross-Country Indor-Events zwar keine Seltenheit mehr. In unseren Breiten war es aber das erste Mal, dass Geländeprüfungen in eine Halle verlegt wurden.
Fazit: Ein großartiger Erfolg!! Schon als die Teilnehmer anreisten und in die Halle sahen, kam Zuversicht auf. Es standen zwölf Geländehindernisse in der Bahn, die in fast jeder Hinsicht dem entsprachen, was man heute in modernen und technisch anspruchsvollen Geländeparcours abverlangt. Es fehlten lediglich echte Wasser- sowie Auf- und Absprünge. Die Parcours hatten eine Länge zwischen 850 und 1.000 m. Erstaunlich auch, dass nur wenigen Teilnehmern das Tempo von 400 Meter pro Minute Probleme bereitete.
Mit schwerem Gerät mussten die dicken Baumstämme, Hütten und anderen Elemente in die Bahn gefahren werden. Bekanntlich baut Christian Zehe auch Trainingshindernisse für interessierte Geländereiter. Das kam ihm nun entgegen, weil er etliche solcher Hindernisse zur Verfügung hatte. Es war geradezu bewundernswert, in welcher Geschwindigkeit Parcourschef Christian Zehe mit seinem Team zum nächsten Parcours umgebaut und neue Linien gefunden hat. Wenn man dann noch bedenkt, dass diese Linien in aller Schnelle, ohne große Skizzenvorlage, während des Bauens im Kopf entstanden, ist das umso bemerkenswerter. "Das sollten wir öfter machen", sagte Teilnehmer Bernhard Reemtsma, der sich ausdrücklich bei Christian Zehe für die Idee bedankte. Auch Gastrichter Jochen Daum aus Hessen, der in Sachen Vielseitigkeit viel in der Welt herumgekommen ist, fand nur lobende Worte.
Kai Rüder der überragende Teilnehmer
Es begann mit einer Geländepferdeprüfung Klasse A in der 15 Paare an den Start gingen. Kai Rüder von der Insel Fehmarn war mit mehreren Pferden angereist und galt von vornherein als Favorit. Ein Wort mitreden wollte aber auch Andreas Brandt aus Neuendorf. Beide erfüllten die Erwartungen. Mit großer Übersetzung und viel Springvermögen ausgestattet, ist der fünfjährige El Bond v. El Bundy. Zwar noch kleine Rittigkeitsdefizite aufweisend, setzte Rüder sich auf dem braunen Wallach dennoch mit Wertnote 8,5 klar an die Spitze. Einen guten Auftritt hatte auch Andreas Brandt mit der gleichaltrigen DÂ’Olympic-Stute Donja. Die mit exzellenter Rittigkeit aufwartete, gegenüber El Bond aber etwas weniger Galopp erkennen ließ. Dennoch eine gute Vorstellung, mit 8,1 und dem 2. Platz belohnt. Dritter wurde Kai Rüder mit der Fuchsstute Le Carre, die mit 7,4 aber schon einen deutlichen Abstand zu den beiden ersten Pferden aufwies. Mit Georg Koch (Parkentin) und seiner Ussuri xx-Stute Uschi (6,8) ritt ein weiteres Mecklenburger Paar auf dem 5. Platz in die Platzierung.
Die Geländepferdeprüfung Klasse L war mit zehn Teilnehmern etwas dürftig besetzt. Befürchtungen, dass eine Distanz von 15 m zwischen zwei extrem schmalen Hindernissen (das zweite hatte außer der Flagge rechts keine Begrenzung) Probleme bringen könnte, bewahrheiteten sich nicht.
Den Totalerfolg von Kai Rüder verhinderte Dr. Martina Reemtsma (Zierow), die an diesem Tag wieder ihre reiterliche Klasse unter Beweis stellte und ein echtes Aushängeschild für die "Buschreiter" aus MV ist. Mit dem fünfjährigen Löwenstein v. Latimer/ Horrido xx gab es Wertnote 7,7 und den 3. Platz. Kai Rüder siegte mit einer Bilderbuchvorstellung auf dem sechsjährigen Charlie Weld v. Connery/ Spartan, für die er Wertnote 8,5 erhielt. Das Siegerpferd aus der A-Prüfung, El Bond, wurde diesmal mit 8,0 Zweiter. Auch der 4. Platz ging an Kai Rüder auf Le Carre (7,6). Weit nach vorn hätte auch Andreas Brandt mit Don Diego (v. DÂ’Olympic) reiten können, wenn er sich nicht verritten hätte.
Shanice Ashanti Stepper mit Bilderbuchritt
Es gab auch zwei Stilgeländeritte in Klasse E und A. In letzterem gingen 21 Paare an den Start. Hier bügelte Andreas Brandt sein Missgeschick aus der Geländepferdeprüfung wieder etwas aus und lieferte mit Don Diego, den er im Vorjahr für das Bundeschampionat qualifiziert hatte, eine sehenswerte Runde die mit 8,5 belohnt wurde. Wer dachte, dass sei der Sieg, der hatte die Rechnung ohne Shanice Ashati Stepper gemacht. Die 14-Jährige Ponylandesmeisterin aus Lüdershagen begeisterte mit ihrem Ritt auf Pony Kira. In frischen Galopp, über und zwischen den Sprüngen immer im Gleichgewicht sitzend und, ohne sichtbare Hilfengebung, stets optimal den Absprungspunkt treffend, zog sie ihre Bahn und steuerte mit Stilnote 8,8 dem sicheren Sieg entgegen. Auf Platz drei und vier folgte Dr. Martina Reemtsma, die mit Sarotti (8,2) und dem Mecklenburger Leonardo (8,0) ebenfalls zwei gute Runden absolvierte. Ein Gewinn für die Vielseitigkeitszene unseres Landes ist Familie Riedesel. Aus Hessen kommend, haben sie sich als Landwirte auf der Insel Rügen niedergelassen und trainieren gegenwärtig bei Ulrich Prehl in Altkamp. Vater Freiherr zu Eisenbach Riedesel wurde mit Stilnote 7,8 auf Valeriena Fünfter.
Das größte Starterfeld (27) gab es in Klasse E. Die Familien Reemtsma und Riedesel hatten ihren Nachwuchs dabei, der kräftig vorn mitmischte. Justin Reemtsma wurde auf Logo Fünfter (7,0) und Amelie Riedesel erhielt mit La Runa auf dem 4. Platz Stilnote 7,2. Immer besser in Szene setzt sich Michele Zuhter, die vom Zierower Berufschullehrer Harald Heiden trainiert wird. 7,7 gab es für die erfrischende Vorstellung auf Pony De Finessa (3. Platz). Lange sah es nach einem Sieg von Nele Sommer aus Zarpen aus, die auf Drago Negro-S. Stilnote 8,0 erhielt. Doch dann nahm ihr Janna Lass aus Griebenow mit Pony Onkel Tom (8,3) noch die Führung ab.
Der Indoor-Geländetag in Sanitz macht Lust auf mehr. "Ich bin von mehreren Teilnehmern angesprochen worden, ob wir das in dieser Form wiederholen. Wir werden uns im Verein dazu eine Meinung bilden", sagte Christian Zehe und schloss damit eine Neuauflage nicht aus. Die Verantwortungsträger im Verband, die es mit der Förderung des Vielseitigkeitssports ernst meinen, sollten über die Unterstützung eines solchen Projektes nachdenken.