CSI*** Redefin (29.5.-1.6.2008)

Erschienen am 12.06.2008
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René Tebbel siegte erstmals in Redefin
Bei Kaiserwetter und bester Stimmung erlebten die Beteiligten vier schöne Turniertage. Mit 7 Siegen, 9 zweiten und 5 dritten Plätzen hatten die Mecklenburger eine gute Bilanz; im Großen Preis verließ sie das Glück.

Dreimal gewann er bereits die Deutschen Meisterschaften der Springreiter, in Redefin triumphierte Rene Tebbel aus Emsbüren zum ersten Mal. Mit der 14-jährigen Farina holte sich der 39-Jährige den mit 40.000 Euro dotierten Großen Preis von Lübzer. Lange Zeit hatte es im Stechen der schweren Prüfung auf Drei-Sterne-Niveau so ausgesehen, als ob der Erste von zehn Teilnehmern im Stechen den Sieg davon tragen würde. Karl Brocks (Rulle) sauste in 39,36 fehlerfreien Sekunden mit Luisa D durch den Parcours und machte den Kollegen damit ordentlich "Dampf". Den Ritt von Tebbel auf der routinierten Stute Farina schaute er sich an. 38,46 Sekunden später war der Traum vom Sieg geplatzt, Tebbel war einfach schneller und um 10.000 Euro reicher. Farina ist eine Tochter von For Pleasure. "Ihre Einstellung hat sie vom Vater, das ist ihre Qualität. Die ist immer voll bei der Sache und kämpft," sagt Tebbel über sein Pferd. Der Sieger des ersten Springens der großen Tour, Jürgen Stenfert (NED), wurde auf BMC Julot Trefle Dritter.

Die Mecklenburger Reiter kamen an allen Tagen zu beachtlichen Ergebnissen. Im Großen Preis jedoch verließ sie das Glück ein wenig. Alle sieben Finalteilnehmer vom Hamburger Derby waren am Start. Heiko Schmidt (Neu Benthen) sorgte als erster von ihnen für eine Überraschung. Auf der achtjährigen Convoi-Stute Coverlady, die erstmals ein so schweres Springen ging, kam er nur mit einem Abwurf aus dem Parcours. Vater Heinz sagte zu vor noch: "Wenn sie den Parcours mit 12 Fehlern beendet, bin ich zufrieden”. Heiko freute sich riesig über die Leistung des Pferdes. Jörg Möller (Garlitz) hatte den Esprit-Sohn El Greco gesattelt. Auch er konnte mit einem Abwurf, der gleich am ersten Hindernis passierte, zufrieden sein. Viel vorgenommen hatte sich André Thieme mit Nacorde. Der 13-Jährige hatte nach dem Derby seinen ersten Auftritt und sprang sehr gut. An einer Doppel-Oxerkombination kam der Braune aber an die hintere Stange und lieferte den dritten Vier-Fehlerritt aus MV-Sicht, der aber schnell war und noch für den 11. Platz reichte. Alle Hoffnungen ruhten nun auf Holger Wulschner, der als letzter der 49 Starter eine gute Ausgangsposition hatte. Aber es sollte an diesem Tage nicht sein: Schon nicht ganz gut in die dreifache Kombination reingekommen, traf der 12-jährige Calato-Sohn den mittleren Steilsprung und reihte sich schließlich auf dem 12. Platz unter die Platzierten ein.

René Tebbel machte bereits am Samstag im Preis der Deutschen Kreditbank auf sich aufmerksam, musste aber noch Julia Brauweiler (Rulle) den Vortritt lassen. Die 22-Jährige hat sich genauso wie Karl Brocks und der Drittplatzierte Jürgen Stenfert (Niederlande) für das Finale der JAB ANSTOETZ MASTERS LEAGUE in Frankfurt im Dezember qualifiziert. Julia Brauweiler siegte auf Buddelei Jet Set; mit 17 Jahren zusammen mit einem weiteren Sieger das älteste Pferd des CSI. Insgesamt 19 von 52 Startern erreichten mit strafpunktfreien Runden die Siegerrunde, darunter auch Holger Wulschner (Groß Viegeln) mit Cefalo, der mit dem Hengst des Gutes Vorder Bollhagen sehr viel riskierte, nach einer riskanten Wendung aber den Steilsprung nicht richtig traf und mit vier Fehlern aus dem Parcours kam. Die schnellste Zeit hätte er zweifellos geritten, nahm nach dem Fehler aber etwas Fahrt raus. Es war das erste Drei-Sterne-Springen für den Klassehengst. So wurde, wie bereits am Freitag, Thomas Kleis (Wendorf) auf dem 9. Platz mit der elfjährigen Stute Carassina bester Mecklenburger, der auch in der Siegerrunde fehlerfrei blieb.

Am Freitag, im ersten Springen der großen Tour, ritt er dem Feld als erster Starter fast davon. An 60,30 Sekunden auf dem Schimmel Cousteau biss sich die Konkurenz die Zähne aus, bis der Niederländer Jürgen Stenfert auf BMC Satisfaction die 60-Sekundenmarke unterbot, 35 Hundertstelsekunden schneller war und das Springen gewann. "Ich bin zum ersten Mal hier und war ganz überrascht, als ich ankam," so der Gewinner. Der Premierenbesuch des Niederländers begann zunächst mit Staunen über die weitläufige Anlage des Landgestüts Redefin.

Den Sieg im Eröffnungsspringen sicherte sich ein Westfale. Lutz Gripshöver, Pferdewirtschaftsmeister aus Werne, gewann mit seinem 17 Jahre alten Pontifex souverän den Auftakt des internationalen Sports. Damit haben die beiden ältesten Pferdes des Turniers je ein schweres Springen gewonnen. Bester Mecklenburger war hier Richard Robinson (Sommerstorf) auf dem 3. Platz mit dem zehnjährigen Chaplin.

Mecklenburger mit beachtlichem Erfolg
Die Mecklenburger Springreiter machten mit sieben Siegen, neun zweiten und fünf dritten Plätzen auf sich aufmerksam. Am Donnerstag startete Heiko Schmidt gleich mit zwei Siegen. Die fünfjährige Cellestial-Stute Celesta lieferte in der ersten Springpferdeprüfung eine Bilderbuchrunde, die sie am folgenden Tag wiederholte und somit zweifache Siegerin mit Wertnote 8,6 wurde. Einen neuen Hengst hat Holger Wulschner im Stall. Den fünfjährigen Cesars Crack (v. Charisma) hat Astrid Dreier geritten, und wurde mit 8,5 bzw. 8,4 zweimal Zweite. Die Hengste Chess Cor (4-jährig v. Caretino) und der Mecklenburger Doubles Well (5-jährige v. DÂ’Olympic) wechselten sich unter Jörg Möller und Daniel Wascher auf dem 3. Platz ab.

Die siebenjährigen Pferde traten Donnerstag zum ersten internationalen Youngster-Springen an. Es gab einen reinen Mecklenburger Sieg. Heiko Schmidt siegte auf dem selbstgezogenen Cellestial-Sohn Coco, der im Vorjahr Vizebundeschampion bei den sechsjährigen deutschen Springpferden wurde. Einen sehr guten Lauf in den Youngster-Springen hatte Jörg Möller, der bei 46 Startern auf Sandro Queen Zweiter und auf Copyright Fünfter wurde. Der 3. Platz blieb ebenfalls in MV und ging an Martin Wißenbach (Sommerstorf) auf Quick Lord. Am Freitag vertrat Holger Wulschner MV bei den achtjährigen Pferden auf FPG Little Liberty. Der oldenburgisch gebrannte Wallach hat einen Mecklenburger Mutterstamm und wurde Zweiter. Dieses fehlerfreie Ergebnis wiederholte Holger am Samstag mit dem Braunen. In beiden Springen wurde auch Matthias Granzow mit dem Schimmel Cheval de blanc als Neunter platziert.

Bei den Siebenjährigen wiederholten Jörg Möller mit Sandro Queen und Martin Wißenbach mit Quick Lord ihr Ergebnis vom 1. Tag. Heiko Schmidt und Coco hatten einen Abwurf. Auch im Finale blieben die Jahrgänge unter sich. Die Abteilung der Siebenjährigen wurde erneut von MV-Reitern dominiert. Jörg Möller legte in der zweiten Phase des S-Springen auf Copyright in 28,36 Sekunden eine Wahnsinnszeit vor, die kein Konkurrent unterbot. Recht dicht kam ihm nur Heiko Schmidt mit Coco, der mit 28,41 Sekunden Zweiter wurde. Auch Katharina Mahnel (Garlitz) konnte sich auf Clear Round platzieren (8.). Bei den Achtjährigen stieg Holger Wulschner wegen Fehler mit FPG Little Liberty aus dem Führungstrio aus. So war der Weg frei für Karl Broocks, der auf Askari siegte. Der starke Ägypter Karim El Zoghby, der zwei Youngster-Springen gewann, wurde auf Sting P Zweiter.

Beide Spezialspringen in MV Hand
"Derbyrevanche" nannte sich das internationale Zeitspringen am Samstagabend. Wenn es denn eine war, ist sie geglückt, zumindest für André Thieme, der während des Turniers ein gefragter Interviewpartner für die Medien war. Als letzter Starter ließ er unter Flutlicht nichts anbrennen, blieb im Stangenwald, der das eine oder andere Derbyhindernis zumindest erahnen ließ, fehlerfrei und nahm dem bis dahin führenden Heiko Schmidt auf dem Mecklenburger Galan, der den Sieg schon in der Tasche zu haben schien, noch sechs Zehntelsekunden ab.

Am späten Freitagabend teilten sich Heiko Schmidt auf dem Golden Miller-Sohn Galan und der Redefiner Daniel Wascher auf Sergeant Pepper den Sieg im Internationalen Barrierenspringen. Im 4. Stechen übersprangen beide 2,00 Meter fehlerfrei. Darauf hin brach die Jury die Prüfung ab und erklärte beide zu Siegern. Beide Pferde haben bekanntlich Erfahrungen mit derartigen Höhen.

Auch das Finale des CSI Redefin Junior-Spring-Cups fand wieder statt. Allerdings hat es bei den Nachwuchsreitern aus MV etwas an Attraktivität verloren, weil sehr spät festgelegt wird, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit das Zwei-Sterne-Springen Klasse M ausgetragen wird und weil Reiter ohne FEI-Pass und Amateur-Ownercard keine weitere Startmöglichkeiten haben. Die für Sommerstorf reitende Susann Eckwert gewann auf My Monique gegen ihre zwei männlichen Mitbewerber das Stechen und zugleich die letzte Prüfung des Turniers. Nur elf Teilnehmer waren angereist. Auch Lars Köhler (Ranzow) und Sven Sternekieker (Sommerstorf) blieben auf Justus und Wicenzo erneut fehlerfrei und belegten den 2. und 3. Platz. Den schnellsten Vier-Fehler-Ritt im Umlauf lieferte Janin Stechow (Kühlungsborn), die auf Adycate Vierte wurde.

In den Internationalen Amateurspringen, einst die Domäne von Birthe Makowei, waren die Mecklenburger nur spärlich vertreten. Die sogenannte Gold Tour (Hindernisse bis 1,40 m) wurde von Ulrike Pöhls (Neumünster) dominiert, die auf Little Kimba zwei Springen gewann. In diesen Springen wurde auch der Preis der Verbandszeitung "Mecklenburger Pferde" ausgeritten, den Mathilda Karlsson aus Schweden mit Ohara gewann.

Lüders für Burg-Pokal qualifiziert
Die Dressurprüfungen waren national ausgeschrieben und hatten hohe Starterfelder. Einer der Höhepunkte war die Qualifikation zum Finale des Nürnberger Burgpokals im Dezember in Frankfurt. Den Sankt Georg-Spezial, eigens für diese wertvolle Turnierserie der sieben- bis neunjährigen Pferde entwickelt, gewann Dominic-Nathanael Erhart, Pferdewirtschaftsmeister aus Perl-Büschdorf und auf dem Gestüt Elf Birken zuhause, mit dem neun Jahre alten Oldenburger Hengst Silvano, einem Rubinstein-Sohn. Das Paar zeigte sich schwungvoll, losgelassen und elegant und das belohnten die Richter mit 70,750% der möglichen Punkte. Mecklenburgs Erfolgsreiter Ronald Lüders, der wieder einige junge Pferde an die Schwelle schwerer Aufgaben herangeführt hat, wurde auf dem erst siebenjährigen Kempke-Hof-Hengst Sancisco v. Sandro Hit Zweiter. "Leider hatte Sancisco Fehler bei den Zweierwechseln, sonst wäre evtl. mehr drin gewesen”, sagte der Chefbereiter des Gestüts Kempke Hof. Nur acht Punkte oder 0,4% trennten ihn vom Sieger. Er kann trotzdem für Frankfurt planen, weil sich Dominic-Nathanael Erhart bereits bei einem anderen Turnier als Sieger qualifiziert hatte.

Die Einlaufprüfung zu dieser Qualifikation hatte der 42-jährige Ronald Lüders gewonnen. Obwohl der aufgeweckte Hengst, der in den letzten Wochen als Beschäler viel zu tun hatte, sich einmal durch eine wiehernde Stute ablenken ließ, durchbrach das Paar als einziges die 70%-Marke und siegte mit 70,250 Prozentpunkten. Mitfavorit Falk Rosenbauer vom Gröwohldhof wurde auf dem De Niro-Sohn Desperados, den die Richter am folgenden Tag zwischen Platz 1 und 16 hatten, Zweiter (69,667%).

Der Grand Prix, der Spezial und die Grand Prix-Kür liefen ohne MV-Beteiligung. Die Grand Prix-Kür gewann die Boostedterin Alexandra Bimschas mit Wito Corleone. Für den Wallach war Redefin eine der ersten schweren Stationen, Turnierleiterin Carolin Thurner hatte allerdings schon im Vorfeld gemutmaßt, dass die Ausbilderin gute Chancen habe. Den Grand Prix Special gewann Burg-Pokalsieger Dominic-Nathanael Erhart mit Florett As.

Im Preis des Fördervereins Landgestüt Redefin (M**-Dressur) gab es eine Platzierung auf dem 4. Platz für Anne Stolzenburg. Die junge Dame aus Dorf Mecklenburg kam mit Ragano auf 60,083%. Der Sieg ging nach Hamburg an Jost Meister auf Lavetto. Über einen 3. Platz in einer weiteren M-Dressur der Zwei-Sterneklasse freute sich Pia Laus-Schneider (Klockenhagen), die auf Worchester 66,286% errreichte. Anja Hermelink (Hamburg) gewann die Prüfung mit 71,143% auf Brioni.

Bereits das Rentenalter erreicht, war auch Norbert Grobe aus Apolda dabei, vielen aus DDR-Zeiten noch in guter Erinnerung. Er startete in der Amateur-Tour und gewann zwei S-Dressuren auf dem 12-jährigen Red Power. In diesen beiden Prüfungen konnten sich auch Christina Thieme (Redefin) auf Wicklow County (5.) und Pia Laus-Schneider auf Worchester (4.) je einmal platzieren. In der Intermediaire I gab es für das Redefiner Paar den 8. Platz.

Fazit
Obwohl für Sonntag alle Karten ausverkauft waren, wiesen die Tribünen deutliche Lücken auf. "Wir müssen unser Marketing darauf richten, die Hamburger und Bewohner entlang der holsteinischen und niedersächsischen Grenze mehr anzusprechen”, sieht Thomas Sönnichsen, Geschäftsführer in Redefin, noch Reserven. Er hat außerdem zugesagt, den Dressurreitern mit der Anlage eines modernen Vierecks mitten auf dem Rasen im Park zukünftig noch bessere Bedingungen zu schaffen. "Das äußere Bild Redefins wird sich weiter positiv verändern”, versprach er.

Auch Agrarminister Backhaus, der beim Bauernpräsidenten Rainer Tietböhl den "Tag des offenen Hofes” ausklingen ließ, machte einen kurzen Abstecher per Hubschrauber nach Redefin, um den Platzierten im Großen Preis zu gratulieren. Das tat er am Samstag schon, und freute sich, dass André Thieme, der in Redefin seine reiterliche Karriere begann, mit der Ehrennadel des Landesverbandes in Gold ausgezeichnet wurde, die sonst eher an verdiente Funktionäre und Ehrenämtler vergeben wird. "Mecklenburg ist bei den Reitern im Spitzensport gut aufgestellt ", stellte der Minister freudig fest.

Das Wetter sorgte für rundum heitere Mienen. Derlei Bedingungen erhofft sich Turnierchef Herbert Ulonska auch im Jahr 2009, denn dann feiert der Hamburger sein 20. Turnier in Mecklenburg-Vorpommern. Franz Wego holte ihn 1990 nach Dummerstorf, wo später die CSI-Geschichte begann. Inzwischen ist das internationale Turnier bereits zum achten Mal auf dem Landgestüt Redefin zu Gast gewesen. In diesem Jahr waren Reiter aus Argentinien, Belgien, Tschechien, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Großbritannien, Israel, Japan, Jordanien, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen, Neuseeland, Russland, der Schweiz, Schweden, Taiwan, der Ukraine, den USA, Spanien, Indonesien, Indien, Polen, Singapur und natürlich aus ganz Deutschland dabei.

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