Jubiläumsjagd der Mecklenburger Meute in Dalwitz

Erschienen am 03.09.2013

Dalwitz - Hundegeläut und Jagdhörner ertönten am 31. August in Dalwitz, dem Sitz des "Mecklenburg-Vorpommersche Schleppjagdverein Freiherr von Esebeck e.V.". Der Verein lud zu einer Jagd anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Mecklenburger Meute ein. 35 Foxhounds, darunter einige die zum ersten Mal an einer Jagd teilnahmen, von Master Gabriel Rodenberg meisterlich dirigiert, folgten auf fünf Schleppen der Duftspur von Schleppenlegern. Sie wurden von 30 Reitern begleitet und von zahlreichen Gästen auf Kremsern beobachtet. Ein Schauspiel das immer wieder fasziniert, vor allem wenn die Hunde so gut arbeiten wie bei dieser Jagd.

Schleppjagd der Mecklenburger Meute mit Station vor historischer Stätte - dem Schloss Boock, wo einst Freiherr von Esebeck die 1. Mecklenburger Meute gründete. Foto: Jutta Wego

Schon vor 200 Jahren gab es in Mecklenburg und Vorpommern das Jagdreiten hinter Meuten. Aus den Geschichtsbüchern geht hervor, dass allein in Mecklenburg und Vorpommern fünfundzwanzig Meuten jagten. Der große Krieg und in der Folge die politischen Umstände brachten es mit sich, dass das kulturelle Brauchtum fast verloren ging.

 

 

 

 

 

 

Boock ist auch aus pferdezüchterischer Sicht interessant - in diesem Stall hinter dem Schloss wurde 1845 der legendäre Pommernhengst Zernebog geboren, auf den auch Cellestial zurückgeht.
Foto: Jutta Wego

 

 

 

 

 

 

Es sollte bis 1995 dauern, als zwei befreundete Reiter vom Virus des Jagdreitens hinter den Meuten befallen wurden, dass man sich im Nordosten Deutschlands wieder dieser Geschichte bewusst wurde und auf Spurensuche zu den Wurzeln des Jagdreitens in Mecklenburg ging. Einer von ihnen ist der 50-jährige Gabriel Rodenberg. Der damals 32-Jährige fand durch Zufall in einer alten Bücherei das Buch mit dem Titel "Reit-Erinnerungen" (Autor Whyte-Melville und v. Keudell). Das Buch (Ausgabe von 1906) wurde übersetzt von Freiherr Hans-Asmus von Esebeck, Oberleutnant im 2. Pommerschen Ulanenregiment Nr. 9 in Demmin. Er war auf Gut Boock Gründer eines Meutevereins. "Das gelobte Land der Jagdreiterei ist heute nur noch Mecklenburg", steht auf vergilbtem Papier in dem Buch.

Stelldichein bei der Jubiläumsjagd am 31. August in Dalwitz, vorn Jagdherr und Master Gabriel Rodenberg. Foto: Jutta Wego

Es sollten weitere fünf Jahre vergehen, bis der Traum dieser zwei mit dem Jagdvirus befallenen Mecklenburger Reiter von einer eigenen Meute in Erfüllung gehen sollte. Im Jahr 2000 wurde in Erinnerung an Freiherr von Esebeck der "Mecklenburg-Vorpommersche Schleppjagdverein Freiherr von Esebeck e.V." gegründet. Sein 1. Vorsitzender ist Detlef Neumann (Boddin), 2. Vorsitzender und Master Gabriel Rodenberg (Walkendorf). Die leidenschaftlichen Jagdreiter stellten sich das Ziel, nicht nur Meuten aus allen Teilen Deutschlands nach Mecklenburg einzuladen. Sie machten es sich zur Aufgabe, eine eigene Meute aufzubauen.

Sammeln der Jagdgesellschaft und Piköre im Gut Dalwitz zum Abritt. Foto: Jutta Wego

Im Januar 2003 erhielt der Verein die ersten Foxhounds aus der Warendorfer Meute. Diese Hunde waren für das Training der Jagdpferde die beste Grundlage. Im Sommer des gleichen Jahres übergab der Rheinisch Westfälische Schleppjagdverein dem neuen Mecklenburger Verein sieben Hunde für den weiteren Aufbau der Meute. Im August des gleichen Jahres reisten Mitglieder des Vereins nach Irland um echte Irish Foxhounds zu erwerben. 14 Tage später konnten dreizehn dieser Hunde in ihrem neuen Zuhause empfangen werden und schon drei Tage später liefen sie eine tolle Jagd auf Gut Dalwitz.

Die Jagdteilnehmer mit Master Gabriel Rodenberg an der Tete auf einer Schleppe hinter der Meute. Foto: Jutta Wego

Seit 2003 sind die Foxhounds auf Gut Dalwitz im renovierten Kennel am Ortsrand untergebracht. Der erste Zuchterfolg stellte sich 2005 ein, als auf der Junghundeschau in Schwarzenstein die Hündin "Carla" Vizechampionesse wurde. Im Jahr 2006 gab es diesen Preis für die Hündin "Dora" und 2007 eroberte "Elektra" die Herzen des Publikums und belegte unter den kritischen Augen der Richter den 3. Platz auf dem Endring der Schau mit den Hündinnen. Der Schleppjagdverein wurde 2006 offizielles Mitglied im Meutehalterverband der Deutschen Schleppjagdvereinigung.

Zahlreiche Gäste, unterwegs bestaunt von Weidepferden, verfolgten die Jubiläumsjagd auf Kremsern. Foto: Jutta Wego

2004 organisierten die traditionsbewussten Jagdreiter an historischer Stelle, dem krankenden Brooker Schloß, wo einst ihr Vereinsvorbild Freiherr von Esebeck wirkte, eine Schleppjagd mit vielen Gästen. Das Gut ist aber nicht nur durch die Jagdreiterei sondern auch durch seine Pferdezucht berühmt geworden. Hier erblickte 1845 der legendäre Pommersche Hengst Zernebog das Licht der Welt, der später seine Gene über das vorpommersche, mecklenburgische und hannoversche Pferdezuchtgebiet verbreitete. Auch im erfolgreichen Springpferdevererber Cellestial (Station Schmidt, Neu Benthen) sind die Gene des Rappen Zernebog enthalten.

Die Jagdgesellschaft nach fünf Schleppen auf dem Heimweg. Foto: Jutta Wego

Der "Mecklenburg-Vorpommersche Schleppjagdverein Freiherr von Esebeck" jagt mit seiner Meute im eigenen Bundesland, in Sachsen und Sachsen-Anhalt, in Brandenburg und Schleswig-Holstein mit bis zu zehn Koppeln aus eigener Zucht. 30 bis 40 Hunde sind in der Regel bei den Jagden mit von der Partie. Die Aktivitäten des Vereins sind sehr umfangreich. Inklusive einiger Schauschleppen stehen in diesem Jahr insgesamt 19 Jagden im Terminkalender. Einer davon war der 31. August auf heimischen Terrain in Dalwitz. Damit wurde zugleich die Hauptsaison eröffnet. Das Motto der Meute das Master Gabriel Rodenberg zu Beginn jeder Jagd vorträgt, lautet: "Hinter schnellen Hunden jagen, manchen kühnen Sprung zu wagen, querfeldein auf edlem Pferd - das ist rechten Reiters wert." Darauf ein dreifach kräftiges Hepp Hepp Horrido!  (FW)

Der verdiente Lohn nach getaner Arbeit für die Hunde - das Curée. Foto: Jutta Wego

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