Ein Sprichwort sagt: "Die Küken werden im Herbst gezählt". In der Pferdezucht ist das etwas anders. Wie sich eine Zucht im Laufe eines Jahres entwickelt hat, darüber geben zum einen die Fohlengeburten Auskunft und bezüglich der züchterischen Qualität sind die Bewertungen und Aufnahmen in die Stutbücher ein wichtiger Marker.

Vom 12. bis 31. Mai diesen Jahres waren die Stutenkommissionen in wechselnder Besetzung, bestehend aus Zuchtleiter Uwe Witt, Vizepräsident Dieter Quaas, Jörg Weinhold und Armin Spierling zu zehn Terminen an neun Orten unterwegs, um sozusagen "die Küken zu zählen und zu bewerten. Insgesamt wurden ihnen dabei 259 Stuten vorgestellt. Im vorigen Jahr waren es 270. Die Entwicklung der einzelnen Rassen stellte sich sehr differenziert da. Während es in der Warmblutpopulation in diesem Jahr mit 134 Stuten einen erfreulichen Aufwind gab, nach Tiefststand von 117 im Jahre 2010, hat sich diese Entwicklung bei den Ponys und Kaltblütern in entgegengesetzte Richtung gedreht. Wurden 2010 in diesem Rassespektrum noch 153 neue Stuten registriert, so waren es bis zum 31. Mai gerade mal 125.

 

Mussten wir im vorigen Jahr berichten, dass es bei den Mecklenburgern einen Einbruch um 20% gab, so können wir diesmal wieder von einer 15prozentigen Steigerung sprechen. Damit sind wir aber noch weit von 2008 entfernt, als es noch 172 Stuten waren. Aber bekanntlich ist nicht die Anzahl allein das glückselig machende. Die Züchter haben mehr und mehr erkannt, dass man nur mit dem besten Zuchtmaterial am Markt bestehen und Pferde verkaufen kann. Deshalb lassen sie auch nur noch die Besten in das Mecklenburger Stutbuch eintragen. Das wurde in diesem Jahr besonders deutlich und ist am hohen Anteil der Prämienanwärterinnen abzulesen. Von 131 drei- und vierjährigen Mecklenburger Stuten (drei gehörten anderen Rassen an), die vom Alter her zur Teilnahme an der Landes-Elitestutenschau am 16. September auf der MeLa in Mühlengeez zugelassen werden können, schafften 52 den im letzten Jahr um 0,2 Punkte angehobenen Schwellenwert von 7,5, der sie zu Prämienanwärterinnen macht. Das entspricht einem Anteil von 39,70%. Im vorigen Jahr waren es 38 Prämienanwärterinnen (38,00%). Nun müssen die 52 Stuten noch den Nachweis unter dem Sattel und beim Freispringen erbringen, dass auch Leistungspotenzial in ihnen steckt. Die Mindestnote von 7,0 ist Bedingung, um zur Elitestutenschau zugelassen zu werden.

 

Bei den Ponys und Kaltblütern, die im vorigen Jahr noch mit 153 Stuten vertreten waren, ging es in diesem Jahr mit 125 eingetragenen Pferdedamen deutlich bergab. Zählte man 2010 noch 45 Haflingerstuten (2009/47), darunter 20 Prämienanwärterinnen, so waren es diesmal inklusive vier Edelblut-Haflinger nur noch 31. Neun schafften die Schwelle von 7,5. Bei den Deutschen Reitponys zeigt die Kurve ebenfalls weiter leicht nach unten. Nach 34 im Jahre 2008, 25 im Jahre 2009 und 22 im Jahre 2010 wurden diesmal nur noch 20 Stuten eingetragen. Nur drei schafften den Schwellenwert von 7,5 (2010/7). Bei den Lewitzern sieht es noch trauriger aus: Nur vier Stuten der gescheckten Ponys, für die Mecklenburg-Vorpommern immerhin das Mutterstutbuch führt, wurden der Kommission vorgestellt und nur eine erhielt die Prämienanwartschaft. 2010 zählte man für diese Rasse noch 15 Stuten von denen sieben Prämienanwärterinnen wurden.

Eine deutliche Steigerung gab es dagegen in der Gruppe der Shetlandvertreter: 34 Eintragungen 2010, davon 13 prämiert (Partbred- und Classic-Ponys eingerechnet), stehen in diesem Jahr 44 gegenüber von denen 20 eine prämierungsfähige Eintragungsnote erhielten.

Bei den Kaltblütern gehen die Zahlen jährlich auf und ab. Im vorigen Jahr wurde mit 21 Eintragungen das Niveau von 2008 wieder erreicht. In diesem Jahr sank die Zahl der eingetragenen Stuten wieder auf 14 (zwei Schwarzwälder Füchse eingeschlossen) und wir befinden uns wieder auf den Niveau von 2009. Vier Prämienanwärterinnen aus dem letzten Jahr stehen diesmal zwei gegenüber. Komplettiert wird das diesjährige Eintragungslot durch drei Fjordstuten (1 Prämienanwärterinnen), zwei Welsh B- sowie je eine Welsh A und Welsh D-Stute, die in Mühlengeez nicht vertreten sein werden. Welsh B-Stuten wurden 2009 noch neun eingetragen. Eingetragen wurden ferner zwei New Forrest Ponys und je eine Pinto sowie Connemara Stute. Auch diese schafften die Eintragungsnote von 7,5 nicht. In diesem Jahr wurden keine Islandponys zur Eintragung vorgestellt. Insgesamt setzt sich das Spektrum der 125 eingetragenen Ponys und Kaltblüter aus 17 Rassegruppen zusammen.

Die genannten Zahlen werden sich noch etwas erhöhen, weil zahlreiche Züchter ihre jungen Stuten erst mit einem Fohlen bei Fuß vorstellen. Zur Teilnahme an der Landes-Elitestutenschau kommen solche Stuten jedoch (von Einzelausnahmen abgesehen) zumeist nicht mehr in Frage.

 

Der Sprehe-Hengst Swarovski hat schon beim Elitefohlenchampionat in Groß Viegeln für Aufsehen gesorgt. Nun hat er auch bei den Stuten ein Spitzenprodukt hervorgebracht. An der Schausiegerin SITARA von der Eintragung in Hirschburg gibt es nichts zu bemängeln und die Elastizität ist überragend. Kopf und Hals sind wie gemalt und mit der Eintragungsnote von 8,10 überragt die Rappstute in diesem Jahr alle Alterskolleginnen. Volkmar Krieg aus Murchin hat sie mit der Ratina K v. Rubinstern / Syenit xx gezogen und ausgestellt. Auf ihre Prüfung darf man gespannt sein. Allerdings reicht sie nicht an die bisherige Spitzennote von 8,34 heran, die im letzten Jahr die Siegerstute SAMBAFEE v. Samba Hit / Wolkentanz II erreichte (Rüdiger Tremp, Stülow). Mit einer glatten 8,00 die zweitbeste Eintragungsnote liefert LINA, eine Tochter des Fürst Lexow. Sebastian Notzke aus Griebenow stellte sie aus und Michael Gaulke (Treuen) hat sie mit einer Gloriosus / Prinz Oldenburg-Stute gezogen. Ein Bewegungspferd wie man es sich wünscht und ein Richter scheute sich nicht, erstmals in der MV-Eintragungsgeschichte eine 10 zu ziehen. Lediglich in der Kopfformierung und Sattellage kam sie nicht ganz an Sitara heran. Schausiegerin DAMITA von der Eintragung in Ganschow, die vom Gestüt Ganschow aus der ESt Angora III v. Adriano / Direcus gezogen wurde, liefert das drittbeste Jahresergebnis. Mit traumhafter Bewegungsmechanik ausgestattet, glänzt sie auch in der Kopf-Halsformierung und bringt bereits ein Prüfungsergebnis von 8,57 mit. Mit der Eintragungsnote von 7,95 wird sie auch bei der Elitestutenschau im September ein ernstes Wort um den Gesamtsieg mitreden. Mit einer Eintragungsnote von 7,88 rangiert die Dramatiker-Tochter DURANA aus einer Duros / Jupiter I-Stute, Schausiegerin in Stülow, an Position vier. Züchter ist die GbR Kretschmar aus Wilhelminenhof. Die Stute brilliert vor allem mit ihrem herrlichen Typ und einem schönen Gesicht. Das Quintett der fünf besten Stuten des Jahrgangs 2008 schließt die Landsieger I-Stute LIESSAH ab. Die Schausiegerin aus Torgelow, gemeinsam gezogen mit seiner Westfalenstute Parodie v. Pluspunkt / Weinberg von Jürgen Fischer aus Reinstorf und Dieter Passow aus Diekhof, präsentierte sich wie gemalt. 9,00 / 8,83 und 9,17 lauteten die Noten für den Rassetyp, den Kopf und Hals der schicken Braunen. Von Besitzer Dieter Passow ausgestellt, lautete die Eintragungsnote 7,86.

Die 52 Mecklenburger Prämienstuten haben 37 verschiedene Väter. Die meisten Stuten schickt der Ganschower Trakehnerhengst Dramatiker mit vier Töchtern ins Rennen. 2010 hatten die 38 Mecklenburger Prämienanwärterinnen 30 verschiedene Väter.

 

 

Bereits im letzten Jahr hatte mit Gold Diva v. Gordon of Baltic Sea / Whiteboy bei den PKS-Rassen eine Shetlandponystute die Nase vorn. Die Schimmelstute von der Zuchtgemeinschaft Hempfling aus Dodow erreichte die Wertnote 8,13. Diesmal ging es zwar nicht ganz so hoch. Mit 7,91 war es aber wieder eine Shetlandstute, die das Jahresbestergebnis lieferte. Die 96 cm große braune JAKELINE v. Freesena?s Black Muffin / Kobold wurde in Jade bei Gerd Thümler gezogen und von ihrer Besitzerin Katrin Drewes aus Garlitz ausgestellt. In den Grundgangarten durchweg mit 8,50 bewertet steht sie bewegungsseitig deutlich über der Population und überzeugte auch durch ihren Typ. Mit Eintragungsnote 7,79 die Beste unter den Classic Ponys ist JULANTA von Krumesse (v. Blastou von Clus / Jaimy), die Dirk Lueth, Krumesse als Züchter in Redefin ausstellte. Die Vorzüge der 110 cm großen Stute liegen in ihrem beneidenswerten Typ der mit 9,00 bewertet wurde.

Die mit 7,78 am höchsten bewertete Haflinger Stute stellten Reinhard und Erika Bickmann (Werder) als Züchter in Göhren-Lebbin aus. SASKIA v. Steinmandl-F / Arlberg erhielt eine Eintragungsnote von 7,78 und ist ein brillantes Vorderpferd mit bestem Gesicht und schönem Kopf. Auch sehr elastisch in der Bewegung, wünschte man ihr einen etwas großzügigeren Schritt. Die beste Lewitzer Stute mit Eintragungsnote 7,68 wurde AYUNA, eine Tochter des Alswin a.d. Welsh B-Stute Firwood?s Nancy v. Kortehoeve?s Arthur. Das Jagdschloss Friedrichsmoor ist Züchter und Aussteller der Braunsche, die ebenfalls mit ihrem herrlichen Typ (8,75) glänzte. Im Galopp wünschte man sich etwas mehr Bergauftendenz. Die mit 7,67 am höchsten bewertete Rheinisch Deutsche Kaltblutstute hat in diesem Jahr Günther Lüdders (Laschendorf). Die Braunschimmelstute NORELLI v. Norfolk / Edzard / Bertold hat ebenfalls einen sehr schönen Kopf und entspricht auch im Rassetyp (8,67) absolut dem Zuchtziel. Schritt und Trab entsprechen dem Durchschnitt der Population. Die Deutschen Reitponys können in diesem Jahr nicht mit überdurchschnittlichen Noten aufwarten, haben aber in der Polominostute DORNRÖSCHEN eine würdige Vertreterin, die mit 7,60 das beste Ergebnis innerhalb ihrer Rasse lieferte. Die Zuchtgemeinschaft Kopilow-Blunk aus Rastow stellte die Danny Gold-Tochter aus der Golden Grace v. Golden Dancer aus, die einen guten Schritt hat und im Typ mit 8,5 bewertet wurde. Die Fjord-Stute SARAH ist mit 7,54 die Beste ihrer Rasse. Eberhard Mahncke (Gotthun) hat sie mit Sogne Hilja u.d. Ilske v. Yerxes gezogen und ausgestellt. Auch diese Norwegerin überzeugte mit ihrem Rassetyp, bei etwas knappem Schritt. (Franz Wego)