Redefin: 21. Mecklenburger Körtage
Erschienen am 27.11.2011
Don Frederico und Catoki stellten die Sieger
Fotos von allen Pferden in unserer Fotogallerie
Redefin - Bei den 21. Mecklenburger Körtage im Landgestüt Redefin wurden der sechsköpfigen Körkommission, in der erstmals auch der Niederländer Henrik Jan Nijhof aus Geesteren mitwirkte, 57 Reitpferdehengste zehn verschiedener Reitpferderassen vorgestellt. Auf kaum einem anderen Körplatz sind Hengste so vieler verschiedener Zuchtbücher vertreten wie in Redefin. Die Hannoveraner stellten mit 22 Hengsten das größte Lot. 12 Hengste trugen das Oldenburger Brandzeichen und acht Holsteiner waren dabei. Nur vier sind im veranstaltenden Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V. registriert, von denen ein Cero I-Sohn aus dem Landgestüt Redefin bereits dreieinhalbjährig war und einen 70-Tage-Test vorweisen konnte. Das Deutsche Sportpferd entsendete drei Hengste. Je zwei Oldenburger Springpferde und Westfalen waren dabei und je ein Belgisches und Niederländisches Warmblutpferd sowie ein Rheinländer komplettierten das Hengstlot, das insgesamt als sehr qualitätsvoll eingeschätzt wurde. Angesichts dieser Zahlen von einer Mecklenburger Körung zu sprechen, trifft eigentlich nicht den Kern. Zutreffender ist der Begriff "Reitpferdekörung in Mecklenburg-Vorpommern".
Dass nur vier Mecklenburger dabei waren mag man bedauern. Die Züchter im Land haben sich aus Kostengründen und aus Unsicherheit, weil die Vorkosten kaum zu amortisieren sind, nach und nach von der Hengstaufzucht verabschiedet. Deshalb braucht man zwar keine Sorge haben, dass die Pferde im Land ausgehen. Gleichwohl muss man wissen, dass der Mecklenburger dadurch zunehmend verdrängt wird.
28 Youngsters, darunter zwei Mecklenburger und ein Hengst des Deutschen Sportpferdes, erhielten ein positives Körurteil. Das sind 49 Prozent der vorgestellten Hengste. "Wir haben im Vorfeld sehr stark selektiert, so dass mit einer hohen Zahl an gekörten Hengsten zu rechnen war", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Zuchtleiter Uwe Witt. Mit dieser Quote liegt Redefin keineswegs an der Spitze. In Münster-Handorf wurden wenige Tage zuvor 63 Prozent der vorgestellten Hengste gekört. So gesehen, sind Körungen derzeit reine Vermarktungsveranstaltungen. Der Züchter muss schon viel Intuition entwickeln, um aus der Masse an Hengsten die züchterisch wertvollsten herauszufinden.
Erstmals wurde in Redefin die Vorgehensweise einiger Verbände übernommen und die Hengste nach Ringen in spring- und dressurbetont gezogen getrennt. Eine Maßnahme, die auch bei den Besuchern gut ankam. Konnte man so doch gut nachvollziehen, warum etlichen Youngstern, nämlich den Bewegungspferden, die ganz hohen Sprünge erspart blieben. Im einen oder anderen Fall war die Genetik jedoch nicht klar in diese beiden Sparten abgegrenzt. "Ich halte ohnehin nichts von der absoluten Trennung in Spring- und Dressurhengste, ich bevorzuge die doppelt veranlagten", sagte ein Besucher, der nicht namentlich genannt werden wollte. Solche Hengste konnten sowohl dieser als auch alle anderen Besucher in der am Samstag beim Freispringen fast ausverkauften Halle durchaus finden. In der Tendenz war erkennbar, dass die beteiligten Springhengste mehrheitlich auch gute Bewegungsanlagen hatten. Von den Bewegungshengsten, die den Jumpern zwar im Typ überlegen waren, konnte man das umgekehrt nicht sagen. Was in Redefin noch nicht übernommen wurde, ist das Longieren als zusätzlicher Musterungsteil.
Sechs der gekörten Hengste wurden prämiert. Siegerhengst der Abteilung dressurbetont gezogene Hengste, der 24 Youngster zugeordnet wurden von denen 12 das Körprädikat erhielten, wurde ein statiöser Sohn des Don Frederico (v. Donnerhall/Consul/T). Beate Wedermann aus Wangerland hat den hannoversch gebrannten Bewegungskünstler aus einer Wolkentanz / Liberty M / WenzelI-Mutter gezogen. Aussteller in Redefin war das Gestüt Lewitz und Paul Schockemöhle ließ es sich nicht nehmen die Glückwünsche selbst entgegen zu nehmen. In allen drei Grundgangarten präsentierte sich der 170cm große Fuchshengst überragend. Das ansonsten eher zurückhaltende Mecklenburger Publikum spendete Szenenapplaus. "Ein unumstrittener Sieger", kommentierte Kommissionsvorsitzender Dieter Quaas. Kraftvoll fußte er mit dem Hinterbein weit unter den Schwerpunkt und machte sich dabei vorn richtig groß. Im Typ hätte man ihn sich vielleicht etwas nobler gewünscht, aber seine Bewegungseigenschaften waren einfach großartig.
Der Reservesieger Dressur, ein Sir Donnerhall / Royal Hit / Dream of Heidelberg-Sohn, übertraf den Don Frederico-Sohn sicher hinsichtlich seines Typs. Auch der Trab und Galopp waren absolut ebenbürtig. Im Schritt konnte der 169cm große Dunkelfuchs aus der Zucht des in Mecklenburg beheimateten Gestütes Lewitz eine leichte Schwäche allerdings nicht verbergen. "Ein Hengst mit sehr guten Reitpferdemerkmalen und bester Dreiteilung", urteilte Dieter Quaas. Ausgestellt wurde er von seiner Besitzerin Dr. Kerstin Klieber, die im niedersächsischen Päse die Reitschule Sandbrick betreibt und wie in jedem Jahr mit hervorragenden Bewegungspferden vertreten war. Drei ihrer vier vorgestellten Hengste wurden gekört.
Als die Katalog-Nummer 7 nach dem Freispringen die Halle unter großem Beifall verließ, ahnte man schon, dass der Catoki / Cassini I / Landgraf I-Sohn aus der Zucht und dem Besitz von Erhard Puls aus Stuvenborn (Schleswig-Holstein) der Springsieger werden könnte. "Besser kann ein Pferd nicht springen als dieser 166cm große braune Hengst", so das Urteil der Kommission. Technik, wie man sie von Catoki?s-Kinder kennt und dazu sehr viel Springvermögen. Überzeugend auch in den Geschlechtsmerkmalen, mit schickem Gesicht - ein moderner Hengst, der in die Welt passt. Kommissionsmitglied Henrik Jan Nijhof war begeistert und sagt dem Hengst eine große Karriere voraus. Kein Wunder, dass auch Körkommissionsmitglied Siegmund Hinsche auf den Catoki-Sohn aufmerksam wurde und ihn sich für das Landgestüt Prussendorf sicherte.
Ein rechter Halbbruder zum Springsieger ist der Reservesieger v. Cascall / Levisto / Kolibri. Cascall ist ein Sohn des Catoki, der selbst bekanntlich mit Markus Ehning große internationale Erfolge feierte. "Der Hengst hat sich Stück um Stück nach vorn gearbeitet, scheint schier grenzenloses Vermögen zu haben und was mich besonders freut,
dass er über Kolibri / Feldberg xx auf einen alten Mecklenburger Stutenstamm zurück geht", kommentierte Dieter Quaas. Etwas schnelleres Abfußen hätte man sich vielleicht gewünscht, ansonsten hat der Hengst alles was ein modernes Sportpferd bracht. Gezogen wurde der Hengst des Deutschen Sportpferdes bei Erik Schröder in Badingen und ausgestellt von Benjamin Stratmann aus dem niedersächsischen Siedenburg, wird er auf der Station von Heinz & Heiko Schmidt in Neu Benthen Einzug halten.
Auch im Landgestüt Redefin wird ein Hengst stationiert. Geschäftsführerin Antje Kerber und Rolf Günther sicherten sich den 2. Reserve-Springsieger v. Cristallo I / Amantus / Primas. Mathias Kampmann aus Hamburg stellte den 168cm großen Dunkelbraunen aus, der im westfälischen Ennigerloh bei Agnes Erdmann gezogen wurde. Nach oben hat auch dieser Hengst keine Grenzen und beim Freispringen entpuppte er sich als wahrer Akrobat, der zudem drei tadellose Grundgangarten hat.
Prämiert wurde auch ein Springhengst v. Cornet?s Prinz / Granulit / Carprilli. In Klein Roscharden bei Gisela Klatte gezogen, wurde er von Heinrich Klatte jun. ausgestellt. Bereits auf dem Pflaster machte der 166cm große Hengst mit besten Exterieurmerkmalen auf sich aufmerksam. Beim Freispringen steigerte er sich von Sprung zu Sprung. "Ein Springpferd par exzellence", so das Urteil der Zuchtkritik.
Die Auktion am Samstagabend blieb hinter den Erwartungen zurück. Dass in Redefin die letzte Körung des Jahres stattfand, spielt dabei sicher eine Rolle. Die meisten Käufer hatten sich bereits bei den vorangegangenen Körungen eingedeckt. 15 gekörte Hengste wurden mit einem Gesamtumsatz von 403.000 Euro verkauft. Die 13 verkauften nichtgekörten Hengste erzielten 104.500 Euro.
Die Matthaes Medien GmbH, unter anderem Herausgeber der Zeitschrift Züchterforum, lobt auf allen Körplätzen einen Geldpreis für den besten Vorführer aus. In Redefin war man sich einig, diesen Geldpreis an die Verantwortlichen des Freispringens zu vergeben. Michael Nagel und Armin Spierling leisteten wie schon in den zurückliegenden Jahren wieder hervorragende Arbeit und die Kommission war der Meinung, dass sie diesen Preis verdient haben. Verbandspräsident Dr. Manfred Köhler und Zuchtleiter Uwe Witt überreichten den Scheck an die Zwei, die den Geldbetrag gleich weitergaben an den Förderkreis Landgestüt Redefin zur Erhaltung der Gestütsanlagen - eine noble Geste.
Im Übrigen ein Lob an die Mitarbeiter der Verbandsgeschäftsstelle, die die Körung unter Leitung ihres Geschäftsführers Uwe Witt hervorragend vorbereitet und organisiert haben. Es gab zu keiner Zeit Hektik und Stress und auch der Zeitplan passte sehr gut. Hervorzuheben ist auch die Kooperation mit den Mitarbeitern des Landgestüts, die sehr umsichtig im Freispringteam und an anderen Stellen mitgearbeitet haben. (Franz Wego)
Die gekörten Hengste in der Reihenfolge der Katalognummern
Oldenburger
Maß: 166
Holsteiner
Maß: 165
Holsteiner
Maß: 168
Siegerhengst Springen
Holsteiner
Maß: 166
geht in das Landgestüt Prussendorf
Holsteiner
Maß: 164
Oldenburger Springpferd
Maß: 170
Deutsches Sportpferd
Maß: 165
Oldenburger
Maß: 170
Prämienhengst Springen (1d Preis)
Oldenburger
Maß: 166
Holsteiner
Maß: 165
Mecklenburger
Maß: 166
Hannoveraner
Maß: 165
Königliches Warmblutpferd der NL
Maß: 166
Siegerhengst Dressurpferde
Hannoveraner
Maß: 170
Hannoveraner
Maß: 167
Oldenburger
Maß: 165
Hannoveraner
Maß: 165
Belgisches Warmblut
Maß: 166
Hannoveraner
Maß: 164
Hannoveraner
Maß: 169
Reservesieger Dressur
Oldenburger
Maß: 169
Hannoveraner
Maß: 165
Hannoveraner
Maß: 165
Hannoveraner
Maß: 165
Mecklenburger
Maß: 166
Reservesieger Springen
Oldenburger Springpferd
Maß: 168
geht in die Station Schmidt, Neu Benthen
Oldenburger
Maß: 166
2. Reservesieger Springen
Westfale
Maß: 168
geht in das Landgestüt Redefin