Dream of Heidelberg II ist wieder da
Erschienen am 10.03.2009
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Die Hengstschau auf dem Gestüt Kempke Hof in Plaaz setzte erneut Maßstäbe. Dressurfreunde erlebten einen Hochgenuss mit Leistungshengsten und Ausbildungsdemonstrationen.
Sie ist ganz einfach richtungweisend in Mecklenburg-Vorpommern - die Hengstschau auf dem Kempke Hof. Wer dabei war, wird es bezeugen. Schon bei Anfahrt am 7. März dachte man, das ganze Land versammelt sich in Plaaz. Vom Reitplatz an waren fast alle Parkplätze belegt, es glich einer Völkerwanderung. Autokennzeichen aus ganz Deutschland und einigen Nachbarländern waren zu sehen. Dass dennoch fast alle, dicht gedrängt, in der Reithalle Platz fanden, wunderte. Die Halle strahlte in bestem Licht und geschmackvoll dekorierter Bande. Ein Erlebnis auch für Fotografen, das es so innerhalb unseres Landes nur auf dem Kempke Hof gibt. Andere Veranstalter sollten sich ein Beispiel daran nehmen, wenn ihnen die Werbewirksamkeit wichtig ist.
Und dann ging es auch schon los. Dem Opening von Volker Raulf (Aktionator der letzten Körung in Redefin) folgten die züchterischen Kommentare von Claus Schridde. Beide ergänzten sich gut. Nicht alle 19 Hengste, die angesprochen wurden, waren selbst vor Ort. So konnte der fünfjährige ACOLITO (Acord II x Contender) nur auf der Videoleinwand verfolgt werden, weil er zu der Zeit mit Holger Wulschner sehr erfolgreich auf Schleifenjagd in Spanien war. Auch MIGHTY MAGIC, der Dreiviertelblüter v. Mytens xx/ Heraldik xx/ Lavall I, mit dem Andreas Dibowski im letzten Herbst Vizebundeschampion der fünfjährigen Geländepferde wurde, war nicht selbst anwesend.
Gespannt waren alle, wie sich die Hengste von Ronald Lüders weiterentwickelt haben und wie sich DREAM OF HEIDELBERG II wohl präsentieren würde. Man wusste ja, dass er von seinem Englandtrip zurück ist und sich dort wohl nicht ganz wohl fühlte. Der elfjährige Donnerschlag/ Heidelberg-Sohn ist nicht nur zurück, sondern hat unter Ronald Lüders auch zu alter Leistungsstärke zurückgefunden. Sein Auftritt war der absolute Höhepunkt des kurzweiligen Nachmittags. Als wäre es Spielerei, so spulte er die Grand Prix-Lektionen ab. Auf den letzten Runden gab es stehende Ovationen und feuchte Augen. Man darf gespannt sein, was die zwei in diesem Jahr im Grand Prix-Sport erreichen. Die Bundeskaderberufung ist sicher nicht weit.
Eine Augenweide war es wieder, wie Rudolf Brumme, der Ronald Lüders von Zeit zu Zeit als Ausbilder begleitet, mit drei verschiedenen Pferden Dressurausbildungsstufen demonstrierte. Den Anfang machte Markus Suchalla mit dem vierjährigen REPERTOIRE (Royal Olymp x Riccione), ein Zuchtprodukt aus eigenem Hause. Auffallend schick und offensichtlich leichtrittig und gelehrig, so der Eindruck von der Tribüne. Den 30-Tage-Test schloss er mit der Gesamtnote von 8,39 ab.
Der nächste Hengst, an dem Brumme Ausbildungsstufen demonstrierte, war der jetzt fünfjährige Mecklenburger DOMINION (Dream of Heidelberg II x Monjul). Im letzten Jahr wurde er Landeschampion und jetzt befindet sich der kompakte Fuchs, der seinem Vater immer ähnlicher wird, auf der Ausbildungsstufe von Klasse L nach M. Die Anweisungen von "Rudi" Brumme waren von außen gut nachvollziehbar und bis zu den Anfängen der Seitengänge zeigte Dominion seine Qualität und Rittigkeit. Größten Wert legt Brumme darauf, dass die jungen Pferde immer locker bleiben und nervlich nicht überfordert werden.
Wie das gehen kann, bewies dann SANCISCO (Sandro Hit x Rohdiamant). Wer den Klassehengst mit seinem unvergleichlich guten Galopp in den Jahren verfolgt hat, wird bestätigen, dass seine Vaterpflichten gelegentlich auch seinen Kopf nicht frei ließen. So manche Schritt-Tour litt darunter, wie Roland Lüders bestätigt. Doch Zeit und Ruhe bewirken Wunder. Trotz starkem Beifall, weil die Besucher so begeistert waren von den Demonstrationen, zuckte der Hengst, der an diesem Tag auch sehr gute Nachzucht präsentierte, nicht einmal mit dem Ohr. Er ist unübersehbar auf dem Weg an die Spitze zum Grand Prix. Einfach Klasse, was Ronald Lüders aus seinen Pferden macht.
Aus Platzgründen können hier leider nicht alle Hengste ausführlich beschrieben werden. Drei dreijährige Neuzugänge seien aber doch genannt.
Da ist zum einen der Hannoveraner DACORIO (Don Crusader x Warkant). Ein brauner Edelstein mit ganz viel Typ und immer locker über den Rücken daher schwingend, so zeigte er sich unter Markus Suchalla. Mutter-Vater Warkant hat viele gute Bewegungspferde gebracht. Erinnert sei an Welfia unter Ronald Lüders.
Zu den Youngstern gehört weiterhin FLORIMO (Falsterbo x Defacto). Auch dieser braune Hannoveraner ist vom Typ kaum zu übertreffen und hat schon viele Freunde gewonnen. Im Moment noch etwas jugendlich, wird er mit Sicherheit weiter auslegen.
Youngster Nummer drei ist LONDON CALLING (Londonbeat x Donnerhall). Er gehörte zu den auffallenden Hengsten bei der Körung in Redefin und ist ein würdiger Nachfolger seines Vaters auf der Station, der jetzt in Finnland wirkt. Noblesse und Körperharmonie bestimmen sein Seitenbild. Mutter Doris Day und Großmutter Malve gehören zu den Stammstuten des Gestütes Kempke Hof.
Der leistungsbewährte 21-jährige Vollblüter CAVALLIERI XX (Gaius x Uncle Remus) sei nicht vergessen. Einst ein leistungsstarkes Vielseitigkeitspferd, sollten Züchter das Blut nutzen, ohne das eine Reitpferdezucht auf Dauer nicht bestehen kann. Ältester Hengst auf der Station und neu hinzugekommen, ist der 22-jährige Fuchshengst AMALGAN D (Alexis Z x Gotthard), den einst Hugo Simon international zu Erfolgen ritt. Er steht den Züchtern im Natursprung zur Verfügung. - Durchaus eine Alternative, die das berühmte Gotthard-Blut etwas näher nach MV bringt. Auch ein Reitponyhengst ist wieder auf der Station. CHEVAL DE LUXE trägt die typische Falbenfarbe, die Westfalen und das Rheinland so stark gemacht hat. Sandra Engelmann wusste ihn bestens in Szene zu setzen.
Der Züchter hat die Qual der Wahl. Einige bekannte Hengste haben zwar die Station verlassen, aber das, was Ira Denkhaus ihren Züchtern am 7. März für die Saison 2009 präsentierte, hat Klasse, Schick und Leistungspotenzial. Es liegt an den Züchtern, dieses Blut in ihren Stuten zu verankern.