Delegiertenversammlung im Zuchtverband
Erschienen am 08.05.2009
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Konsolidierter Haushalt, Stabilisierung der Mitgliedszahlen, leichter Anstieg der Fohlenregistrierungen: Der Verband steht auf solidem Fundament.
An der diesjährigen Hauptversammlung des Verbandes der Pferdezüchter MV am 25. April auf der Dummerstorfer Mühle nahmen wie im Vorjahr knapp 78 Prozent der Delegierten teil. Sie gaben abschließend den Berichten des Präsidenten, des Zuchtleiters/ Geschäftsführers und der Prokuristin für das Geschäftsjahr 2008 und den Vorgaben fürs laufende Jahr vorbehaltlos ihre Zustimmung. Die Beratung verlief sehr zügig und diszipliniert.
Die Bilanz des Präsidenten
Verbandspräsident Jörg Weinhold zog in seinem Bericht zum Zuchtjahr 2008 eine positive Bilanz. Mitglieder- und Bestandszahlen bewegen sich auf stabilem Niveau. - "In einigen Bereichen mit steigender Tendenz", hob der Präsident hervor. 2.200 Mitglieder und 2.800 Zuchtstuten sind die Basis des Verbandes. 60 Fohlen konnten gegenüber 2007 mehr registriert werden (detaillierte Zahlen finden Sie in den Tabellen des Zuchtreports auf den Zuchtseiten in diesem Heft). Jörg Weinhold merkte an, dass trotz rückläufiger Fördergelder Preise und Gebühren nicht erhöht wurden. Mahnend richtete er den Blick auf die Stutenprüfungen, die nach seiner Meinung zur Erkennung von Leistungsmerkmalen nicht nur für Prämienanwärterinnen genutzt werden sollten.
Ausdrücklich lobte der Präsident den letzten Fohlenjahrgang. Wörtlich sagte er: "Mehr als 50% Fohlen in den Prämienklassen sind Ausdruck hoher Qualität und sicher auch Ansporn für die Züchter, den Weg einer modernen, leistungsorientierten Zucht weiterzugehen". Dankesworte richtete er an Holger Wulschner, der dem Verband seine großzügige Pachtanlage uneigennützig zur Verfügung stellte und das auch 2009 wieder tut.
Auch auf die großen Leistungen der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle ging er mit Dankesworten ein. Die Vorbereitung der Internationalen Shetlandponyschau in Redefin, die Championate in Groß Viegeln, der Umzug der Geschäftsstelle von Güstrow nach Rostock, die Körung im November und die übrigen umfangreichen Schauen waren stets gut vorbereitet. Dabei musste nebenbei auch der Haushalt im Blick behalten werden.
Einen umfangreichen Raum nahm die Hauptkörung im Bericht des Präsidenten ein. Es ist viel darüber berichtet worden und national wie international gab es seitens der Aussteller viel Lob. Auch die Versorgung hat deutlich an Qualität gewonnen.
Mit Bangen sah man angesichts der sich abzeichnenden Weltwirtschaftslage der ersten Auktion der gekörten und nichtgekörten Hengste entgegen. Die Erwartungen wurden weit übertroffen. 60% der zugelassenen Hengste wurden reell verkauft und ein Durchschnittspreis bei den gekörten Hengsten von 31.000 Euro erreicht. Allen Mitwirkenden an der Körung, den Mitgliedern der "Arbeitsgruppe Körung" beim Präsidium und dem Landgestüt Redefin sprach der Präsident seinen aufrichtigen Dank aus.
Die Bedeutung einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Zucht und Sport, die ihm bekanntermaßen besonders am Herzen liegt, kam im Bericht ebenfalls zum Ausdruck. "Durch das gemeinsame Büro der Geschäftsstellen erhoffen wir uns weitere Synergien", sagte er. Kritisch beleuchtete er die Zusammenarbeit in der Mitteldeutschen Pferdemarketing GmbH (MPM), deren Mitglied unser Verband ist. Organisation und Durchführung der Auktion im November in Neustadt/Dosse ließen zu wünschen übrig. Nach einer bereits erfolgten Aussprache verspricht er sich Verbesserungen.
Er mahnte in diesem Zusammenhang aber auch an, dass Vermarktung nur über höchste Qualität geht. Durch kluge Leistungsanpaarungen müssen die Züchter die Grundlagen dafür schaffen. Die gute Ausbildung, von unseren großen Höfen immer wieder angeboten, ist ein weiterer Baustein der Vermarktung, der nach wie vor unbefriedigend ist. Und, vor allem in Krisensituationen wie gegenwärtig, sollte der Züchter und Halter auch die Preise stets realistisch ansetzen. Qualität und Preisvorstellung passten bisher nicht immer zueinander.
Auch auf das Landgestüt Redefin ging der Präsident ein, das "eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung von Pferdezucht und Pferdesport in MV und darüber hinaus hat". Die stete Verbesserung des Hengstbestandes hält er dabei für unbedingt erforderlich. Er hofft, dass die Vergangenheit aufgearbeitet ist und keine weiteren Schatten auf die künftige Arbeit fallen. "Wir bieten unsere konstruktive Mitarbeit im Rahmen unserer Möglichkeiten an", so Weinhold. Der Präsident warf mehrere Fragen auf, wie die Meisterausbildung, Serviceangebote für Zucht und Sport, zusätzliche Vermarktungsangebote, Neuausrichtung der Hengstleistungsprüfung und anderes mehr, an denen man das Landgestüt in Zukunft messen wird.
Mit kritischem Blick ging er auf die Verbandszeitschrift ein und appellierte an die Züchter, die Zeitung zu abonnieren. Andernfalls ist die Wirtschaftlichkeit nicht gesichert und die Zeitung in ihrem Bestand in Gefahr. Auch Inserenten haben nur Interesse an Anzeigenschaltungen, wenn die Auflage eine breite Streuung sichert. Er sprach der Redaktion sein Lob aus, die sich aufopferungsvoll um die Zeitung bemüht, auch was die Vielfalt der Themen betrifft. Aber auch vom Verlag erwartet er erhöhte Aktivitäten zum Erhalt der Zeitung.
Mit einem Dank an die Treue der Züchter, an alle, die im Ehrenamt tätig sind und an das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF), mit der es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gibt, beendete der Präsident seinen Vortrag.
Züchterischer Jahresbericht
Zuchtleiter Uwe Witt gab im Anschluss Anmerkungen zum züchterischen Jahresbericht 2008. Er sagte: "Die von unserem Verband geschaffenen demokratischen Verbands- und Leitungsstrukturen geben in Verbindung mit liberalisierten Zuchtbuchregelungen den Züchtern aller betreuten Rassen eine Heimat in unserem Verband". Er wies darauf hin, dass die Mitgliedschaft im Vergleich zu anderen Verbänden kostengünstiger geworden ist.
Die Ausdehnung des Tätigkeitsbereiches auf die EU-Mitgliedsstaaten hat bereits Früchte getragen. Allein in Schweden gibt es derzeit 22 Mitglieder mit 40 Stuten und zwei Hengsten. Auch in Polen beginnt sich etwas zu bewegen.
"77,2% aller eingetragenen Stuten sind der Bedeckung zugeführt worden", merkte Uwe Witt an. Und weiter: "Damit bewegen wir uns bundesweit im absoluten Vorderfeld". Allerdings bemängelte er, dass ein Stand von derzeit 60,2% Besamungsanteil absolut nicht mehr zeitgemäß sei und auf Servicemängel bei den Hengsthaltern hinweise. Er hob die Qualität der eingetragenen Stuten hervor. - Wobei das Augenmerk weiterhin auf die Verbesserung der Bewegungsleistung gelegt werden sollte.
Auch der Zuchtleiter ging auf die letzte Hauptkörung ein. Er nannte das Versprechen von Thomas Sönnichsen gegenüber dem Vorstand, dass ab 2009 auch Hengste aus der eigenen Aufzucht zur Vorauswahl für das Körlot vorgestellt werden. "Wir wollen und müssen im Interesse unserer Glaubwürdigkeit den Anteil von Mecklenburgern und Nachkommen von Landgestütshengsten erhöhen", so Witt wörtlich. In dem Zusammenhang nannte er ein Körlot von 70 bis 80 Hengsten aus ökonomischer Sicht als optimal.
Positive Bilanz der Prokuristin
Mit Stolz blickte Prokuristin Heike Fischer in ihrem Bericht auf den erneut positiven Jahresabschluss 2008. Das im fünften Jahr hintereinander konstatieren zu können, ist ein toller Erfolg, der über die leicht steigenden bzw. konstant gebliebenen Mitglieder- und Stutenbestände möglich war, aber auch durch die 1. Hengstauktion im Rahmen der Körung. Die Analyse von Ausgaben und Einnahmen, aber auch die detaillierte Darstellung der Verwendung der Fördermittel, bildete den Schwerpunkt im Bericht von Heike Fischer. Die Eckzahlen sagen, dass die Gesamteinnahmen 2008 605.322 Euro betrugen - 98.238 Euro mehr als 2007. Dem standen Ausgaben in Höhe von 587.820 Euro gegenüber - 90.502 Euro mehr als 2007. Daraus ergibt sich ein Überschuss von 17.502 Euro. Der Förderhaushalt betrug wie 2007 insgesamt 71.800 Euro. Wobei die Zucht des Kaltblutpferdes als gefährdete Rasse von der Behörde direkt gefördert wird und in diesen Zahlen nicht enthalten ist. Damit wurden insgesamt 179 Pferde gefördert, die an Zuchtprüfungen teilnahmen.
Rechnungsprüfer empfahlen Entlastung
Den Bericht der Rechnungsprüfer gab Bernhard Nitzlader aus Jatznik. Er bescheinigt der Prokuristin und der Verbandsgeschäftsstelle den verantwortungsvollen Umgang mit Verbandsmitteln. Die durchgeführte Prüfung ergab keinerlei Unstimmigkeiten, das vorgelegte Material war schlüssig aufbereitet, das positive Ergebnis wird anerkannt. Neben der Prüfung der finanziellen Geschäftstätigkeit regte er wie schon im Vorjahr an, den Hengstverteilungsplan übersichtlicher zu gestalten und mit Fotos der Hengste auszustatten.
Diskussion
Als erster Diskussionsredner ergriff Dr. Gerhard Rudolphi, Abteilungsleiter im Agrarministerium, das Wort. Er überbrachte die Grüße des Ministers und lobte die positive Entwicklung des Verbandes. Ausdrücklich betonte er, dass der Verband gut beraten sei, an der Körung mit Auktion, wie 2008 geschehen, festzuhalten. Breiten Raum nahmen die Ausführungen zum Landgestüt Redefin ein. Die in die Öffentlichkeit getragenen massiven Vorwürfe haben nach staatsanwaltlicher Prüfung keine strafrechtlich relevanten Dinge ergeben. Jetzt gelte es, den Blick nach vorn zu richten und der neuen Landstallmeisterin Antje Kerber Gestaltungsmöglichkeiten hin zum "Kompetenzzentrum" zu geben. Den Ausbau der Landes- Reit- und Fahrschule nannte er als wesentlichen Baustein dazu. Es sei nicht einfach gewesen, so Rudolphi, das Kabinett zu motivieren, weiterhin an Redefin und dem Landgestüt festzuhalten. Doch nun gibt es einen klaren Beschluss dazu. Es besteht für Antje Kerber aber die schwere Aufgabe, die Aufwendungen aus dem Staatshaushalt mittelfristig um 800.000 Euro zu senken. Zur zukünftigen Meisterausbildung in Redefin, wie vom Verband gefordert, gebe es differenzierte Betrachtungsweisen. Er dankte dem Präsidenten, dass er die Reduzierung der Deckstationen aus ökonomischer Sicht für sinnvoll halte. "Die derzeitigen Emotionen zu dem Thema müssen versachlicht werden", so Rudolphi.
Dr. Klaus Lemcke überbrachte die Grüße von den Pferdesportlern und freute sich über die gute Zusammenarbeit mit den Züchtern. "Diese wird durch die Zusammenlegung der Geschäftsstellen weiter gefördert", ist er sich sicher. Freudig berichtete er darüber, dass der Reiterband aus MV einer der ganz wenigen sei, der die Mitgliederzahl auf nun 8.061 steigern konnte. Er appellierte an die Züchter, den seitens der FN geplanten "Tag der offenen Stalltür" am 4. Oktober gemeinsam mit den Pferdesportlern zu gestalten und den Tag als Chance zur Mitgliederwerbung zu verstehen. Ein weiterer Appell betraf die Öffentlichkeitsarbeit, in dem er Innenminister Laurenz Caffier zitierte, der auf einer Konferenz sagte: "Ihr verkauft euch zu schlecht". Dieser sagte das vor dem Hintergrund, dass in MV nur 13% der Bürger in Sportvereinen organisiert sind. Bundesweit sind es 30%.
Gisbert Koch ließ noch einmal kurz die Internationale Shetlandponyschau Revue passieren. "Eine so große Schau auf diesem Gebiet hat es in Deutschland noch nicht gegeben", so seine Worte. Die Schau trug dazu bei, auch das Landgestüt Redefin ins richtige Licht zu rücken und europaweit bekannt zu machen. Er richtete einen Appell an die Interessengemeinschaften der anderen Rassen, sich auch um eine solche Schau zu bemühen.
Zum Schluss der Versammlung wurden alle Berichte einstimmig bestätigt, ebenso die Beschlussvorlage zur Anpassung der Zuchtbuchordnung (ZBO) auf Grundlage der veränderten Zuchtverbandsordnung (ZVO) der FN. Ein Zwischenruf aus dem Lager der Lewitzer, der forderte, dass die Ergebnisse bei Bundeschampionaten auch als Hengstprüfung für diese Rasse anerkannt werden, wurde vertagt, aber Prüfung zugesagt. Auch die Anpassung der Gebührenordnung, in die das am 1. Juli 2009 von der EU geforderte Setzten eines Chips eingearbeitet wurde, wurde einstimmig angenommen. Ebenso die Bestätigung zur Aufnahme der neuen Landstallmeisterin Antje Kerber in den Verbandsvorstand.