Walter Burmeister - Schwaaner Urgestein des Pferdesports wird 80

Erschienen am 06.06.2016

Landwirtschaft, Pferdezucht und Pferdesport bestimmten sein ganzes Leben. Bis 2011 noch bei den Internationalen Veteran Jumping Riders aktiv und 2005 Deutscher Vizemeister, tritt die Familie ebenfalls in seine Fußtapfen.

Wer vom Pferdesport in Schwaan spricht, meint in erster Linie Walter Burmeister. Der am 8. Juni 1936 im vier Kilometer entfernten Werle geborene Landwirt, bodenständig bis in die heutigen Tage, war schon 1958 bei der Gründung der Pferdesportorganisation unter dem Dach der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) dabei.

Burmeister war damals noch Typ I Bauer. 1966 trat er der LPG Typ III im benachbarten Rukieten bei, wo der Pferdesport der Region damals bis 1974 organisiert war. Die Änderung der Betriebsstruktur brachte es mit sich, daß die Pferdesportler nach Gründung der Kooperation und dem Bau eines Stalles 1975 wieder nach Schwaan zogen.

Walter Burmeister bei einem seiner letzten Turnierauftritte mit der selbst gezogenen Stute La Luna im September 2011 bei seinem Hausturnier in Schwaan. Foto: Jutta Wego

Schwaaner Reiter waren zu allen Zeiten im Springsport sehr erfolgreich. Nur wenige wissen, dass Walter Burmeister auch ein aktiver Zweispännerfahrer war. Seine Pferde Flax und Gründerin hat er geritten und gefahren. Pferde wie die Arrest-Stuten Schneekönigin und Warnomaid, später Danton (v. Duett) und Mississippi (v. Mistral II) gehörten zu den Erfolgspferden von Walter Burmeister. Als sein Sohn Olaf (50) in den Sattel stieg, war er mit dem Infant-Sohn Infantrist sehr erfolgreich, der danach auch von Tochter Ute geritten wurde, die 1999 Landesmeisterin im Springreiten der Damen wurde und am selben Tag Geburtstag feiert wie der Vater und am 8. Juni 45 Jahre alt wird.

In der Zeit der politischen Wende löste sich die Schwaaner Sportorganisation auf und die Reiter wurden Mitglied im benachbarten Reitclub Passin, wo damals Holger Wulschner seiner internationalen Karriere entgegen sah. Doch Walter Burmeister reichte das nicht. Er ergriff sowohl beruflich als auch sportlich und züchterisch die Initiative. Kurze Zeit auf privater Basis für eine Futtermittelfirma unterwegs, war der Landwirt mit Leib und Seele hell wach, als nach Auflösung der landwirtschaftlichen Strukturen Flächen zur Pachtung frei wurden. Es dauerte nicht lange und er bewirtschaftete mit seinem Sohn Olaf Ackerflächen im vierstelligen Hektar-Bereich.

Walter Burmeister mit Ehefrau Marita, den Kindern Olaf (l.) mit Familie und Tochter Ute (r. mit Brille) und ihrer Familie. Foto: privat

Auch den Pferdestall des ehemaligen Landwirtschaftsbetriebes am Ortsrand Richtung Bützow konnte er übernehmen und baute diesen zu einer Reitanlage mit Halle und Reiterstübchen aus. Das war 1995 abgeschlossen und um Alles rund zu machen, zumal die Familienmitglieder, inklusive Ehefrau Marita, mitzogen, wurde auch wieder eine eigene Pferdesportorganisation, der Reit- und Fahrverein Schwaan, gegründet. Wie konnte es anders sein, Walter Burmeister, damals 69 Jahre jung, wurde Vorsitzender. Wenn auch die Turnieraktivitäten in den ersten Jahren der Betriebsgründung etwas zurückgefahren werden mussten, so wurden sie in der Folgezeit umso mehr aktiviert und der Verein zählte bald mehr als 40 Mitglieder.

Bis dahin mit seiner Familie immer noch im sieben Kilometer entfernten Werle wohnend, bauten Walter und Marita Burmeister für sich und Tochter Ute bald unmittelbar an ihrer Reitanlage ein Wohnhaus. Die Reitanlage wird von Ute und ihrem Ehemann Reno Burmeister-Stahr bewirtschaftet und im September organisiert die Familie jedes Jahr ein stark frequentiertes Reitturnier. Das Wohnhaus in Werle übernahm Sohn Olaf mit Ehefrau, der einen Großteil der Landwirtschaft jetzt vom Vater in Eigenregie übernommen hat. Fortan wurde die bis dahin sporadische züchterische Betätigung aktiviert und der Mitsechziger Walter Burmeister startete im Sattel nochmal richtig durch.

Nebeneinander als Siegerin und Zweiter im M-Springen 2011 in Sukow - für Tochter Ute und Vater Walter Burmeister ein besonderes Erlebnis. Foto: Jutta Wego

Insgesamt 24 im Sport eingetragene Pferde hat Walter Burmeister in Gemeinschaft mit Olaf und der Familie seiner Tochter seit 1995 gezüchtet. Aus der Zeit als Freier Bauer kommen weitere hinzu die nicht genau erfasst sind. Das letzte selbst gezüchtete Pferd aus DDR-Zeiten war der 1984 geborene Kobold I-Sohn Koboldfreund aus einer Sascha-Stute der sportlich aktiv war. Hervoragende Sportpferde und gekörte Hengste sind aus der Burmeister-Zucht hervorgegangen. Hocherfolgreich war die Anpaarung von Contender mit der Grosso Z-Stute Gina, an der Olaf großen Anteil hat. Die gekörten und im Sport hocherfolgreichen Hengste Cash (*2000) und Chemnitz B (*2003) sind ein Beleg dafür.

Gerade zur rechten Zeit, als Walter wieder im Sattel durchstartete, wurde die Mecklenburger Stute La Luna 1997 geboren. Dazu paarte er die züchterisch erfolgreiche Grollus xx-Stute Grollmädchen mit Liberty Life an. Die Stute bescherte Walter Burmeister später die wertvollsten Erfolge als Mitglied bei den internationalen Veteran Jumping Riders (VJR). Einige seiner Zuchtprodukte wurden auch erfolgreich von seinem VJR-Freund Dieter Meurer aus Klausdorf/SH geritten.


Der 80-jährige Walter Burmeister hat schon zahlreiche Schärpen für Meister-
schaftserfolge gewonnen. Nun eifert ihm seine 14-jährige Enkelin Anna Chan-
tal nach. Fotos: Jutta Wego

Von 2002 bis September 2011 im französischen Vittel bescherte La Luna dem Jubilar 196 nationale und internationale Erfolge. 2005 wurde der Schwaaner mit ihr Deutscher Vizemeister bei den Veteran Jumping Riders. Er feierte mit der Stute Siege bei den Nationenpreisen in Gesves (Belgien), Schaffhausen (Schweiz), Vittel (Frankreich), Schruns (Österreich) Aach und Karlsruhe. Insgesamt führte Walter Burmeister allein mit dem eigenen Zuchtprodukt La Luna die Ehrenrunden 18 Mal als Sieger an. Bis zuletzt galt für ihn das Motto: "Mitmachen macht Spaß, aber vorne mitmachen macht mehr Spaß". Sein letztes internationales Turnier, zwischenzeitlich immer wieder mit mehreren ernsten Erkrankungen kämpfend, bestritt Walter Burmeister als 75-jähriger im September 2011 in Vittel (Frankreich).

Wenn die Gesundheit auch das eigene Turnierreiten nicht mehr zulässt, so ist der Alltag doch als Ausbilder seiner 14-jährigen Enkelin Ann-Chantal Burmeister voll ausgelastet. Auf dieses Talent ist neben ihrer gesamten Familie ganz Mecklenburg-Vorpommern stolz. Mit dem Hengst Chemnitz B und Wallach Honeur unterwegs brachte die junge Reiterin zuletzt die etablierte erwachsene Konkurrenz zum Verzweifeln, weil sie alle bedeutenden Springen bis Klasse M gewann. Darüber kann Walter Burmeister zu Recht stolz sein und er hat als ihr Ausbilder eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Auch die zehnjährige Enkelin Alexa scheint in die Fußstapfen der Mutter und des Opas zu steigen.

Unvergessen bleibt der Deutsche Vizemeistertitel 2005 bei den Veteran Jumping Riders mit La Luna.

So rundet sich das Bild von Walter Burmeister, der sowohl vom Zuchtverband als auch vom Landes-Pferdesportverband und vom Landessportbund für seine Verdienste hohe Auszeichnungen erhielt, ab. Gerade erst hat er mit seiner Ehefrau Marita die das Fest der "Goldenen Hochzeit" gefeiert, da gibt es am 8. Juni zum 80. Geburtstag erneut großen Bahnhof. Seine VJR-Freunde haben sich angesagt, die Reiterszene aus Mecklenburg-Vorpommern will ihm ebenso die Ehre erweisen wie seine Freunde vom Hegering. Jagdhörner werden ihm ein Ständchen darbringen.  (Franz Wego)

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